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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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Lebensunterhalt verdient. Sie kommt aus einem guten polnischen Elternhaus, studierte in Posen Jura, brach dann ab, um als Model in Mailand, Miami, Los Angeles und New York zu leben und zu arbeiten. Sie stand für angesehene Weltfirmen wie Triumph oder Wolford vor der Kamera. Die große Karriere, die Jobs, die ihr richtig viel Geld gebracht hätten, hat sie immer abgelehnt. Weil es in dieser Branche absolut Usus ist, in bestimmte Gefilde nur durch Sex mit seinem Auftraggeber oder dem Fotografen aufzusteigen, wie Joanna mir versicherte. Gerade junge Mädchen aus Osteuropa würden sich verkaufen. Joanna hat sich nie verkauft. Auch Nacktfotos von ihr sucht man vergeblich. Sie ist kein Erotikmodel, wie auch gerne mal geschrieben wird. Sie zeigt Unterwäsche, wie Männer sie vielleicht sehen wollen und Frauen es sich wünschen. Daran finde ich nichts unanständig.
    Über Heirat und Kinder sprechen wir beide noch nicht. Man lernt ja aus seiner Vergangenheit. Aber es war ein schönes und spannendes erstes Jahr mit Joanna. Wir konnten viel reisen und genossen die Freiheiten, die sich auftun, wenn man gerade mal keine Mannschaft trainiert. Sobald ich wieder an der Seitenlinie in der Verantwortung stehe, wird sich zeigen, wie weit Joanna und ich in der Lage sind, berufliche Kompromisse einzugehen.

DIE ZUKUNFT IN DEN STERNEN
    Ich glaube nicht an Horoskope, und ich glaube nicht an die Astrologie. Als mir aber kürzlich jemand etwas über meine Planetenkonstellationen erzählte, wurde ich doch stutzig. Ist da vielleicht doch etwas dran? Meine Geburtsdaten und der Geburtsort reichten aus, um ein paar Informationen zu bekommen, die es ziemlich auf den Punkt brachten. Dass ich Sternzeichen Widder bin, wusste ich; auch dass mein Aszendent Löwe ist, war mir schon länger bekannt. Frauen fragen ständig nach so etwas. Aber was heißt das?
    Laut Analyse sollen mir Rudelführerqualitäten zukommen. Ich sei ein mutiger Unternehmertyp, würde mich als kleiner König sehen und hätte das Bedürfnis, anerkannt zu werden. Eine starke Verbindung zwischen Saturn und Mond soll dafür verantwortlich sein, dass ich tief und ernsthaft empfinden könne und nach etwas Verlässlichem suchen würde. Stimmt, das kam mir alles recht bekannt vor. Aber es sollte noch dicker kommen.
    Uranus im Aszendenten sorge angeblich dafür, dass ich permanent auf der Suche nach etwas Neuem bin. Ich sei ein unruhiger Typ, der immer unterwegs ist und Gefallen am Radikalen findet. Außerdem sei meine Sonne im achten Haus, dem Haus der Transformation. Dies würde bedeuten, dass ich gar nicht anders kann, als mich irgendwann mit den existenziellen Seins- und Sinnfragen auseinanderzusetzen und neue Horizonte zu erschließen. Andernfalls bliebe ich im Löwen-Ego gefangen. Stehe ich genau jetzt am Beginn der Auseinandersetzung?
    Erstmals hörte ich, dass es so etwas wie einen »aufsteigenden Mondknoten« geben soll, der sich bei mir offenbar im ersten Haus befindet. Nach Ansicht der Astrologen bedeutet das, dass ich aufgefordert bin, an mich zu denken. Ich könne es mir leisten, mehr Egoist zu sein – im positiven Sinne. Ich dürfe nicht immer glauben, jemand anderem helfen zu müssen. Damit müsse endlich Schluss sein. Würde ich mehr an mich denken, hätte ich sehr gute Chancen, mich erheblich weiterzuentwickeln. Ich stünde vor einem Schub, einem persönlichen Quantensprung, der tiefe und ernste Gefühle wachsen lassen könne.
    Was soll ich davon halten? Ich fühlte mich nicht nur an mich erinnert. Ich fühlte auch, wie etwas an mich appellierte. Vielleicht hält meine zweite Halbzeit ja noch irgendetwas Großartiges für mich bereit. Etwas, von dem bisher nur die Sterne wissen.

WEIL DER BULGARE KEINE LUST HAT
    Der 10. Juli 1994, das Giants Stadium in East Rutherford, New Jersey. Weltmeisterschaft, Viertelfinale. Bulgarien gegen Deutschland. Die 47. Minute. Ich lege mir den Ball zurecht. Elf Meter von mir entfernt kauert Borislaw Michailow auf der Linie. Acht Meter Anlauf und dann hart neben den rechten Pfosten. Michailow entscheidet sich für die andere Seite. Das 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft und mein letztes Tor bei einer WM. Wie das frustrierende Spiel letztlich ausging, habe ich bereits beschrieben.
    16 Jahre später. Ein Büro in einem abrissreifen Altbau in der Innenstadt von Sofia, notdürftig ausgestattet mit Ostblockmöbeln. Hier hatte der bulgarische Fußballverband seinen Sitz. Wieder stand ich Michailow, genannt Bobby, gegenüber. Nur tragen

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