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Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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all das gebe, was er ihm nicht geben kann."
    Sam blickte wieder unsicher zu seiner Mutter hoch, so als ob er ihre Feindseligkeit gegenüber diesem Fremden spürte.
    Rosalind beugte sich zu ihm herab. „Ich muss eine Weile mit Najib allein sprechen, mein Liebling.
    Möchtest du noch ein bisschen ins Bett gehen und Lambo ein Buch vorlesen? Später helfe ich dir beim Duschen."
    Der Kleine nickte, und sie brachte ihn zurück in sein Bett, schüttelte sein Kissen auf und holte ihm ein Bilderbuch.
    „Rosalind", sagte Najib, als sie ins Wohnzimmer zurückkehr te. „Bitte erlauben Sie mir, dass ich alle notwendigen Vorkehrungen treffe, die zu Ihrem Schutz und dem Ihres Sohnes notwendig sind. Die Zeit ist möglicherweise noch knapper, als wir ahnen."
    Ihre Sehnsucht, ihm einfach zu vertrauen, wurde immer stärker. Also musste sie erst recht auf der Hut sein. Sie musste nicht nur ihm misstrauen, sondern auch ihren eigenen Gefühlen.
    „Setzen Sie nicht Ihr Glück und das Ihres Sohnes aufs Spiel", drängte Najib, als sie immer noch zögerte. „Lassen Sie mich auf Sie beide aufpassen."
    „Was werden Sie tun?"
    „Haben Sie beide einen Reisepass?"
    „Sam ist in meinem Pass eingetragen", erklärte sie. Ihr Sohn würde nirgendwohin gehen ohne sie.
    „Dann werde ich sofort einen Flug für Sie nach Ostbarakat arrangieren. Wann können Sie reisefertig sein? Morgen?"
    Schon? Unmöglich! „Nächsten Samstag", schlug sie vor.
    Energisch schüttelte Najib den Kopf. „Eine Woche ist zu lang. Wir müssen am Mittwoch fliegen, spätestens am Donnerstag."
    „Freitag", sagte Rosalind. „Früher geht es nicht." Sie musste unbedingt in Ruhe nachdenken.

5. KAPITEL
    Als Najib fort war, ging Rosalind ruhelos in ihrem Apartment auf und ab.
    „Ihr Sohn ist in Gefahr. Er muss untertauchen ..."
    Unaufhörlich hallten die Worte in ihrem Kopf wider. Sie konnte nicht wissen, ob Najib gelogen hatte, um sie gefügig zu machen, oder ob es wahr war. Entweder vertraute sie ihm, oder sie verließ die Stadt auf eigene Faust. Sie musste Sam beschützen, denn in einem Punkt hatte Najib auf jeden Fall Recht: Wer auch immer ein Interesse an Sam hatte, musste annehmen, er sei Jamshids Sohn.
    Doch weshalb nur sollte Jamshids Sohn in Gefahr sein? Sie hatte davon gehört, dass Familien einander bis zum Tod bekriegten, über viele Generationen, aber das erschien ihr so unwahrscheinlich in der heutigen Zeit.
    „Jamshid hatte nicht das Recht, Sie auf diese Weise zu heiraten ..."
    Warum nicht? Und warum hatte Jamshid seinem Großvater die Heirat verheimlicht?
    Rosalind erinnerte sich an die Briefe, die Jamshid ihr kurz vor dem Krieg noch geschrieben hatte.
    Seine Familie freue sich sehr über seine Heirat mit ihr, hatte er behauptet.
    Doch der Brief seines Großvaters hatte bewiesen, dass nie mand irgendetwas gewusst hatte. Jetzt aber wussten sie Bescheid - oder glaubten Bescheid zu wissen. Doch anstatt sich zu freuen, hatten sie Angst.
    Eiskalte Schauer jagten Rosalind über den Rücken. Sie fühlte sich hilflos einer unbekannten Gefahr ausgeliefert.
    Dass sie Najib al Makhtoum attraktiv fand - sogar sehr attraktiv -, machte die Sache keineswegs besser. Ja, er sah unglaublich gut aus, wenn er auch zu stolz und eigenwillig wirkte, um im konventionellen Sinn als attraktiv zu gelten. Er erweckte den Eindruck eines Mannes, auf man bauen konnte - solange man auf seiner Seite war.
    Das Problem war nur, Sam war die wichtigste Person in ihrem Leben, und sie konnte und durfte deswegen kein Risiko eingehen. Natürlich ging sie manchmal mit Männern aus, und sie hatte Freunde, aber es gab niemanden, dem sie wirklich völlig vertraute, niemanden, dem sie ihr Herz ausschütten würde. Ihr Geheimnis hatte sie isoliert, auch wenn sie das nie gewollt hatte.
    Oder vielleicht lag es auch daran, dass sie nach Jamshid ein fach niemandem mehr hatte vertrauen können.
    Najib al Makhtoum allerdings strahlte eine männliche Stärke aus, die sehr verlockend war und die sie viel zu lange in ihrem Leben vermisst hatte, sosehr sie ihm auch misstraute. Fünf Jahre lang hatte sie stark sein müssen, und jetzt spürte sie, wie erschöpft sie davon war.
    Dennoch durfte sie sich jetzt nicht rückhaltlos auf Najib verlassen. Aber sie musste davon ausgehen, dass es möglicherweise stimmte, was er sagte: dass Sam tatsächlich in Gefahr war.
    Das konnte sie nicht einfach ignorieren, auch wenn sie nicht wusste, ob die Gefahr von Najib selbst ausging oder nicht.
    „Ja, sie hat eingewilligt",

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