Ganz oder gar nicht
über ihre Wange, ihren Nasenrücken, ihre Brauen, ihre zitternden Lider. Sehnsüchtig streckte sie die Arme aus, umfasste seinen Nacken und schob die Hände in sein dichtes Haar.
Und wieder näherte sein Mund sich ganz langsam ihrem. Doch bevor er ihn erreichte, hob er den Kopf. Sie öffnete die Augen, und wie berauscht voneinander sahen sie sich an. Dann endlich fanden ihre Lippen sich von neuem, berührten sich erst vorsichtig prüfend, um nun miteinander zu verschmelzen.
Die Hände in seinem Haar, küsste sie so hungrig seinen Mund, als ginge es dabei um ihr Leben, während er über ihre Brust strich und mit der Hand tiefer glitt, über ihre Hüften hinab zu ihren entblößten Schenkeln. Ihre Haut war glatt und weich, und ganz warm von der Sonne.
Gleichzeitig kitzelte, er mit der Zungenspitze ihre Mundwin kel, und als hätte ihn das nur noch mehr erregt, umschloss er mit der freien Hand ihr Kinn und nahm mit brennender Begierde Besitz von ihrem Mund.
Sie seufzte, als er die Lippen von ihren löste, um Atem zu holen, und blickte verträumt zu ihm auf.
Dann spürte sie seine Hand an der empfindlichen Innenseite ihres Schenkels, seine Fingerspitzen, wie sie zärtlich an ihrem Schenkel auf-und abglitten. Es war ein so wundervolles Gefühl, und sie sehnte sich nach mehr.
Mit einem Schlag kehrte sie in die Wirklichkeit zurück
Wer war Najib? Sie kannte ihn doch kaum. Sie wusste nicht, was er wirklich von ihr wollte.
„Oh nein, was tun wir da?" rief Rosalind entsetzt.
Najib lächelte. Seine weiß en Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner dunklen Haut. „Weißt du es nicht?" murmelte er.
„Lassen Sie mich los!" stieß sie keuchend hervor.
„Rosalind", flüsterte er.
„Lassen Sie mich los!"
Najib schloss die Augen und seufzte tief, bevor er nachgab. Er drehte sich auf den Rücken und legte einen Arm über das Gesicht.
Eine Wolke schob sich vor die Sonne.
Rosalind setzte sich auf und fragte sich, was, um alles in der Welt, nur mit ihr los sei. Plötzlich fröstelte sie. „Wie sind Sie hierher gekommen?" fragte sie und drehte sich zu Najib.
Er nahm den Arm vom Gesicht.
„Woher wussten Sie, dass Sie mich hier finden würden?
Aus dem Blick, mit dem er sie ansah, sprach ein solches Verlangen, dass sie fast wieder schwach geworden wäre. Sie musste sich zwingen aufzustehen.
„Ich wusste, wo Sie sind, weil ich Sie schließlich hierher gebracht habe."
Sie zuckte zusammen, als ob er ihr einen Schlag versetzt hätte. „Sie haben mich hierher gebracht?
Aber das ist doch lächer... Wie?" Ein eisiger Schauer überlief sie. „Was heißt das, Sie haben mich hierher gebracht?" wiederholte sie heiser.
Die Sonne war inzwischen hinter einem dicken Wolkenberg verschwunden, und der Himmel wurde immer düsterer. Beunruhigt blickte Rosalind hinauf.
„Sir John ist ein sehr guter alter Freund meiner Familie. Natürlich war er sehr besorgt um Ihre und Sams Sicherheit. Auf die Dauer sind Sie aber auch hier nicht sicher. Es ist nicht möglich, diesen Landsitz so hermetisch abzuriegeln, wie es nötig wäre. Wir müssen jetzt andere Schritte unternehmen."
Rosalind hatte das Gefühl zu ersticken. „Sie meinen, er hat mich nur engagiert, weil.... Was für Schritte?"
„Vielleicht sollten wir uns diese Diskussion ersparen." Najib erhob sich. Seine Bewegungen waren geschmeidig und kraftvoll. „Es fängt gleich an zu regnen."
„Oh!" schrie Rosalind auf. „Es hagelt."
„Schnell unter die Bäume!" rief er.
Sie rannten los.
„Sind Sie mir jeden Tag in den Wald gefolgt?" Rosalind musste fast schreien, damit Najib sie hörte.
Er sah sie nur an, ohne zu antworten.
„Wo wohnen Sie?" fragte sie als Nächstes.
„In dem Zimmer neben Ihrem, Rosalind", erwiderte er ungeduldig, blieb stehen und hielt sie an den Oberarmen fest. „Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie in Gefahr sind, Sie und Samir? Glauben Sie, ich lasse Sie in der Welt herumirren, völlig schutzlos und ohne die geringste Ahnung davon, wo die Gefahr am größten ist?"
Rosalind wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Er ließ sie wieder los, und sie gingen schweigend weiter.
„Ich verlange eine Erklärung", sagte sie schließlich.
Najib blickte sie von der Seite an, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. „Die werden Sie bekommen."
Sie traten aus dem Wald, blieben einen Moment stehen und blickten über den weiten Rasen zum Haus.
Es hatte aufgehört zu hageln, und die Sonne schien sogar wieder. Es war ein wunderschönes Haus, lang
Weitere Kostenlose Bücher