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Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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mit ihr Ferien am Mittelmeer gemacht hatten und sie das Gefühl gehabt hatte, nichts könnte jemals ihr Glück trüben.
    Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass auch diese sorglosen Tage hier nicht ewig andauern würden, aber weshalb sollte sie sich um die Zukunft sorgen, wenn die Gegenwart so zauberhaft war? Najib sprach zwar niemals von Liebe, aber sie sah Liebe in seinem Blick, sie spürte Liebe in seinen Gesten, in seinen Umarmungen und in seiner Fürsorge für Sam.
    Manchmal, wenn er sie leidenschaftlich an sich riss, wirkte er irgendwie gequält, fast so, als wünschte er, er könnte seinem Verlangen widerstehen. Dass er es nicht konnte, hieß das nicht, dass am Ende die Liebe eben doch stärker sein würde?
    „Mommy! Sieh nur!"
    In der angrenzenden Bucht gab es eine Stelle, die durch einen überhängenden Felsen schon nachmittags im Schatten lag, und Rosalind ging häufig mit Sam dorthin. Er spielte im Sand und im Wasser, und für sie war es angenehm, abwechselnd mit einem Buch im Schatten zu liegen oder sich im seichten Wasser abzukühlen.
    Zur Zeit las sie gerade einen Thriller, den sie sich aus der Stadt hatte besorgen lassen. Er gefiel ihr eigentlich nicht besonders, denn die Geschichte war voller Gewalt, doch sie war so spannend geschrieben, dass Rosalind einfach nicht aufhören konnte zu le sen. Sie legte das Buch nun zur Seite, als sie Sam rufen hörte, und schickte sich an, seine neuesten Sandfiguren zu bewundern. „Ein Boot!"
    rief er.
    Rosalind tat ihr Bestes, konnte aber schlichtweg kein Boot erkennen. Sam stellte sich neben sie und deutete übers Wasser.
    Oh ja! Dort war allerdings ein Boot, ein Motorboot. Am Heck standen zwei Männer und schienen zu angeln. Sie winkten, als sie sie sahen. Rosalind und Sam winkten zurück. Genau in dem Augenblick, als Rosalind merkte, dass die beiden Männer etwas auf sie richteten, etwas Metallisches, das in der Sonne aufblitzte, ging ein Schuss los. Der Knall war ohrenbetäubend und hallte von den Felsen wider.
    Rosalind schrie auf. Schreiend packte sie Sam, warf ihn zu Boden und sich selbst auf ihn, um seinen Körper mit ihrem zu schützen.
    Sie verdrehte den Hals, um sehen zu können, was die Männer auf dem Boot taten. Sie hatten ihre Waffen gesenkt und blickten weg von ihr nach Westen. Sam hatte vor Schreck zu weinen begonnen.
    „Sam, wir müssen aufstehen und fortlaufen. Wir müssen von den bösen Männern auf dem Boot fortlaufen", sagte Rosalind ein dringlich. „Halt dich ganz fest an mir. Mommy trägt dich, okay? Los!"
    rief sie und sprang auf die Füße, sorgfältig darauf bedacht, den Männern im Boot den Rücken zuzukehren, um ihren Sohn zu schützen.
    Sie packte ihn, zog ihn hoch, spürte, dass er sich an sie klammerte wie ein Äffchen, und rannte los.
    Aber es viel zu spät zum Fliehen. Entsetzt sah Rosalind zwei Männer vom Strand her auf sie zurennen.
    Was sie in ihren Händen trugen, waren eindeutig Gewehre.
    Rosalind presste Sam an sich und rannte weiter.
    Einer der Männer rief in der Landessprache: „Auf den Boden!"
    Sam war inzwischen viel zu verängstigt, um auch nur einen Laut von sich zu geben. Rosalind rannte weiter über den Strand, die grelle Sonne machte sie fast blind. Sie versuchte, den Felsausläufer zu erklimmen. Die scharfen Kanten schnitten ihr in die Fußsohlen. Sie wusste, auf diesem Weg konnte sie zum Haus gelangen, aber sie würde dort oben weithin sichtbar sein, eine perfekte Zielscheibe.
    Als sie den Kamm erreichte, versuchte sie verzweifelt, sich so klein wie möglich zu machen, und rannte weiter.
    Da sah sie Najib. Er rannte auf sie zu, so schnell er konnte.
    „Auf den Boden, Rosalind!" schrie er.
    Gehorsam warf sie sich mit Sam zu Boden. Sie schnappte nach Luft. Ihr Herz hämmerte, als wollte es ihr aus der Brust springen, am hatte wieder zu weinen begonnen.
    „Es ist alles in Ordnung, mein Liebling", stieß sie keuchend hervor. „Najib ist..."
    Und dann war er da, kauerte über ihnen in seiner weißen Djelaba, und Rosalind war überhaupt nicht überrascht, als sie das Gewehr in seiner Hand sah.
    Er legte die andere Hand auf ihren Kopf, damit sie flach liegen blieb. Dann tastete er nach Sams Schulter. „Sam, es ist alles in Ordnung", sagte auch er. „Ich passe auf euch auf."
    „Da waren zwei Männer hier am Strand", warnte ihn Rosalind. „Sie haben Gewehre."
    Am Boden kauernd blickte Najib in die Richtung.
    „Wer sind sie?" fragte Rosalind.
    Mittlerweile waren zwei Boote im Wasser. Das zweite Boot war dunkelgrün,

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