Garan - Der Ewige
helfen konnten? Ich hatte gedacht, daß mir alle Lords der Gelehrten bekannt waren, aber er war ein Fremder. Und doch mußte ein Mann seiner Ausstrahlung und Macht weithin bekannt sein. Gorl war eine felsige Insel im hohen Norden; es gab dort keine Städte von Bedeutung, und die Bevölkerung bestand größtenteils aus armen Fischern. Wer war Thran von Gorl?
Diese und andere Fragen bedenkend, war ich tiefer in die Gärten hineingewandert, als ich beabsichtigt hatte. Und jetzt kam ich auf einen weiten, glatten Rasen aus dickem, gelben Moos, wo sich eine Gruppe junger Mädchen aufhielt und den Spielereien zweier Anas zusahen.
Ich wollte mich sofort zurückziehen, aber eines der Mädchen hatte mich bereits erblickt und rief: »Mein Lord, hab Mitleid mit unserer Not! San-sans Ana ist in die Sträucher geflohen und will nicht wieder herauskommen, weil diese beiden Schlingel sie geärgert haben. Wirst du das arme Ding für uns herausholen?«
Es war Analia, die mich rief, Anatans jüngere Schwester, die Tochter aus einer alten Militär-Familie. Auf ihre Bitte hin legte ich meinen hinderlichen Mantel und meinen Helm ab und drang in das Dickicht der Büsche ein.
Die Ana kam ungerufen zu mir, und ich brachte sie zu den Damen. Mein Haar war zerzaust, und von den Dornen hatte ich zwei lange, rote Kratzer auf dem Unterarm. Analia machte eine große Sache daraus und bestand darauf, mich in einen benachbarten Hain zu führen, wo es einen Springbrunnen gab, um meine kleinen Verletzungen auszuwaschen.
In der ungezwungenen Gesellschaft der jungen Mädchen vergaß ich meine Sorgen ein wenig. Ich war niemals wirklich jung gewesen; niemals hatte ich die Freuden einer unbeschwerten Jugend genossen. An meinem fünfzehnten Geburtstag hatte ich die Stellung und die Sorgen eines Mannes übernommen, und seit jenem Tag hatte ich nie mehr, auch nur für eine Stunde, in meiner Wachsamkeit der Welt gegenüber, in der zu leben es sehr schwer war, wie ich aus hart errungener Erfahrung wußte, nachgelassen. Aber jetzt – für eine halbe Stunde – holte ich einen Bruchteil jener nicht gelebten Jugend in der Gesellschaft der jungen Hofdamen nach.
Das Vergnügen endete nur allzu rasch, aber ich grollte nicht, daß es zu Ende war. Zwischen den schlanken Stämmen der Farnbäume erschien sie, die ich gut kannte.
Thrala von den Gelehrten kam zu uns und lächelte. Jede Welle ihres schwarzen Haares schien mein Herz zu überfluten, und das Wunder ihrer Gegenwart betäubte mich. Ich war es zufrieden, dazustehen und ihr Mienenspiel zu betrachten, als ihre Damen sie mit Freudenrufen umringten.
3.
»Gegrüßt seist du, mein Lord Garan!« Sie lächelte mich an.
»Gruß dir, Blume von Yu-Lac!«
Ich berührte die Hand, die sie mir reichte, mit Lippen und Stirn.
»Du hast uns vernachlässigt, mein Lord. Lasten die Pflichten deines Amtes so schwer auf dir, daß du uns nicht einmal ein oder zwei Stunden deiner Gesellschaft gewähren kannst?«
Ich war wie betäubt und unfähig, eine rasche Antwort zu bilden.
»Ich stehe – wie immer – zu deinen Diensten – königliche Lady«, stammelte ich schließlich.
»Dann wirst du mir auch jetzt gehorchen«, entgegnete sie schnell. »Begleite mich zum Blauen Teich, mein Lord! Ich brauche jemanden, der mir dort hilft. Nein, meine Kleinen, ihr bleibt hier!«
Auf diese Weise entließ sie ihre Gefährtinnen und führte mich fort. Aber anstatt den Weg zum Blauen Teich zu nehmen, suchte sie eine kleine künstliche Grotte auf und setzte sich auf eine Steinbank.
»Setz dich, Garan! Ich habe dir viel zu sagen und nur wenig Zeit. Aber zunächst – laß mich dich sehen. Wie lange ist es her? Drei Jahre, nicht wahr? Ich kann dir sogar die Tage und Stunden nennen. Warum nur wurdest du nicht geboren als ... Aber genug. Du hast es weit gebracht, Garan.«
»Nur weil ...« begann ich, aber ihre Hand legte sich rasch über meine Lippen und hielt meine unbedachten Worte auf.
»Nicht das, Garan, nicht das! Es sind andere Dinge, über die wir sprechen müssen. Du scheinst in gefährliche Wissensbereiche eingedrungen zu sein und den falschen Leuten ungeschickte Fragen gestellt zu haben. Was hast du erfahren?«
Ich hob die Schultern. »Wenig genug. Jeder Pfad endet vor einer Schranke.«
Thrala nickte. »Oh, sie sind klug, sehr klug. Aber du hast immerhin einen Anfang gemacht. Und dafür ... Nun, sieh hinter dich des Nachts, Garan! Du schreitest über eine verfaulte Brücke. Gib acht, daß sie nicht unter dir
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