Garan - Der Ewige
kurz nachdem ich das militärische Brandmal akzeptiert hatte. Damals waren jedenfalls keine Gelehrten dort. Aber der Lord von Gorl interessiert sich jedenfalls aus irgendeinem guten Grund für deine Angelegenheiten. Ich würde ihn im Sinn behalten. Außerdem – was tut Kepta hier? In der Vergangenheit hat er wenig Gefallen an der Gesellschaft seiner Kastengefährten gezeigt.«
»Wann kehrst du nach Ru zurück?« fragte ich ihn plötzlich.
»Morgen früh«, erwiderte er erstaunt. »Warum fragst du?«
Ich lächelte. »Dann sollst du heute abend der traditionelle Soldat auf Urlaub sein.«
»Was willst du damit sagen?«
»Heute abend werden wir zusammen einen neuen Vergnügungspalast im Sotan-Viertel besuchen.«
Er betrachtete mich mit einigem Mißfallen. »Ich hätte nicht gedacht, daß Garan von der Flotte einmal Vergnügungsstätten besuchen würde«, begann er, aber ich unterbrach ihn sogleich.
»Wir gehen nicht zum Vergnügen hin. Es ist ein Einsatz. Ich habe Grund, anzunehmen, daß ein aufmerksamer Beobachter dort mancherlei interessante Dinge entdecken kann. Du solltest mich eigentlich besser kennen, Zacat, anstatt an mir zu zweifeln.«
Zacats Stirn glättete sich. »Drei Jahre absoluter Macht und verweichlichenden Lebens verändern oft einen Mann zu seinem Nachteil, mein Junge. In diesem Fall werde ich gern mitkommen.«
»Abgemacht. Und jetzt, was hältst du davon, mit mir die Morgeninspektion abzuhalten?«
»Ich bin bereit. Das ist mehr nach meinem Geschmack als alle Vergnügungspaläste dieser Treibhaus-Stadt.«
Und so machte ich mich mit Anatan und Zacat auf meine tägliche Runde. Und meinem durch den Vorfall am Morgen geschärften Wahrnehmungsvermögen schien es, daß ich auf dieser Runde genug entdeckte, um Mißtrauen zu schöpfen. Eine winzige Verzögerung bei der Ausführung eines Befehls, eine Spur von Nachlässigkeit, der Beginn einer unterdrückten Stimmung bei den Elitetruppen, eine gewisse rücksichtslose Unbekümmertheit bei den jüngeren Männern – ich sah es alles, und das Ergebnis dieser Inspektion machte mir klar, wie stark ich – und andere gleich mir – im wachsenden Schatten irgendeiner Gefahr stand.
Ich wußte, daß auch Zacat gesehen hatte, was so deutlich vor uns lag, und daß auch er die Eindrücke unserer Morgenrunde verarbeitete. Wir setzten uns in die Speisehalle, aber wir sprachen wenig, bis wir das Mahl beendet hatten.
Endlich fragte ich ihn: »Nun?«
Zacat sah mich an. »Welcher Mann kann Schatten züchtigen? Was ich hier gesehen habe, ist nichts anderes, als was ich in Ru vor mir habe. Und welchen Rat kann ich geben, der ich in meinem eigenen Haus keine Ordnung halten kann? Aber ich schwöre bei der Schwerthand von On persönlich, mein Junge, daß ich dir in diesem zur Seite stehe bis zum Ende, wie auch immer es ausfallen mag. Und nun laß uns zu diesem Palast gehen, da du einmal dazu entschlossen bist.«
Wir begaben uns in mein Ankleidezimmer und entschieden uns dort für elegante, aber unauffällige Ausgeh-Uniformen, denn ich hoffte, unsere Identität, wenn möglich, geheimzuhalten. Anatan hatte ich das gleiche empfohlen, und nachdem ich einen schweren Beutel, gefüllt mit den Stabmünzen der Stadt, an meinem Gürtel befestigt hatte, waren wir bereit. Anatan erwartete uns vor der Tür; er war sichtlich aufgeregt.
»Denke daran«, warnte ich ihn, »daß wir unerkannt bleiben wollen und heute abend im Dienst sind! Du darfst dich nicht von uns trennen lassen – und vor allem: hüte deine Zunge!«
»Hören heißt gehorchen, Lord.«
Ich sah mich noch einmal um. Irgendein Instinkt mußte mir gesagt haben, daß es lange dauern würde, bis ich hierher zurückkam. »Laßt uns gehen!«
Auf der Landeplattform erwartete uns ein einfaches Flugboot ohne verräterische Insignien. Anatan übernahm das Steuer, und wir erhoben uns in gemächlichen Spiralen über das Militärviertel. Auf den Rat meines Adjutanten hin beschloß ich, auf dem öffentlichen Landeplatz neben dem Palast zu landen, da nur wohlbekannte Gäste das Privileg genossen, den Landeplatz auf dem Dach zu benutzen. Zacat protestierte heftig dagegen, aber mein Wunsch, unerkannt zu bleiben, half mir, ihn zu überstimmen – zu meinem späteren Bedauern. Wenige Augenblicke danach waren die violetten Lichter des öffentlichen Parkplatzes unter uns, und Anatan setzte das Flugboot auf. Der Wächter näherte sich uns, winkte uns in eine Reihe und nahm von Anatan die Gebühr entgegen. Zacat und ich hielten uns im
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