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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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und warf dabei den Kopf zurück, so daß wir zum erstenmal deutlich ihr Gesicht unter der Fülle der kupferfarbenen Locken sehen konnten.
    Anatan sprang mit einem scharfen Aufschrei auf. »Analia!«
    »So ist es, Bruder.«
    Und wieder lachte sie. Dann schlug sie einen Vorhang zu unserer Rechten zurück, und Thran trat hervor. Alle Anzeichen von Trunkenheit waren verschwunden; er war wieder die kraftvolle Herrschergestalt, der ich zum erstenmal am Morgen in der Halle der Neun Prinzen begegnet war. Und er führte Ila an der Hand zu uns, aber Ilas Haltung war etwas verändert, als ob sich unter ihrer Schminke eine andere Identität verbarg.
    »Erkennst du mich nicht, Lord Garan?« fragte sie sanft.
    Und sogleich fiel ich auf die Knie nieder und starrte verblüfft in dieses so gräßlich entstellte Gesicht. Es war meine Lady Thrala, die vor mir stand, fast unkenntlich unter der Schminke und in der auffallenden Kleidung der Frauen von Arct.
    Sie wandte sich mit einem Lächeln an Thran. »Wir sind bessere Komödianten, als wir dachten, mein Lord. Nein, Garan, ich bin nicht die Ila, die du vorhin gesehen hast. Die echte Ila und die echte Lania befinden sich im Augenblick – woanders. Wir haben nur ihre Plätze eingenommen. Die echte Ila ist ein wenig anders.«
    »Was nicht überrascht«, bemerkte Thran trocken, »da sie ein Geschöpf Keptas ist. Und nun wollen wir uns wichtigeren Dingen zuwenden. Die Stunden vergehen nur allzu rasch, wenn Gefahr die Welt bedroht.«

 
5.
     
    »Ist es wirklich weise, hier zu sprechen?« fragte Zacat geradeheraus. »Die Wände von Vergnügungspalästen, so heißt es, besitzen mehr als ein Paar Ohren.«
    »Nicht hier. Dieser Raum ist sicher. Dafür haben Ila und Kepta selbst gesorgt, denn er dient zuweilen ihren eigenen Zwecken«, erwiderte Thran. »Und was ist dem Lord von Ru geschehen, daß er so mißtrauisch geworden ist?«
    »Nichts – worauf ich meine Hand legen könnte«, brummte Zacat.
    »Nichts, worauf du deine Hand legen könntest. Nun, das könnten wir wohl alle sagen. Du, Lord Garan, hast seit zwei Jahren heimlich beobachtet und erkundet. Selbst im entfernten Gorl liegt Unruhe in der Luft. Wir irren also keineswegs mit unseren Vermutungen. Dieser Ort selbst straft den guten Frieden unserer Welt Lügen. Wißt ihr, wer hinter Ila steht, die alle verderbten Freuden dieser Lasterhöhle so feinsinnig erdachte? Es ist Kepta, der Koomianer! Er, der heute morgen erst versuchte, dich vor dem Rat zu verleumden, Lord Garan, um sich so eines Mannes zu entledigen, der zuviel zu argwöhnen begann.
    Diese Nachtdämonin Ila ist Kepta ebenbürtig im Ränkespiel, und dieser ganze Märchenkasten ihre Falle, um jene zu fangen, die Kepta haben will: Kanddon von Stal, Palkun und all die anderen. Und was sind wir, die wir noch nicht verblendet sind, die wir noch klar genug sehen können, um uns von Kepta und seinen Werken abzuwenden? Eine Handvoll nur gegen eine ganze Welt. Einige zwanzig meiner Kaste, der Lord von Ru, du, Lord Garan und dein junger Adjutant hier. Ganz Krand ist befallen von der namenlosen Seuche, die sich überall ausbreitet. Kepta hat mehr Erfolg, als er selbst ahnt. Denn, wäre er sich seiner Macht voll bewußt, würden wir alle bald aufhören zu existieren. Kepta ist, um es deutlich zu sagen, seit langem ein ernsthafter Sucher dessen, was wir das Dunkle Wissen nennen, und er ist hocherfreut über die Mächte, die seinem Ruf gefolgt sind – so erfreut, daß er ganz Krand an seiner Freude teilhaben lassen möchte.«
    »Es ist auch unser Fehler, der Fehler der Gelehrten«, warf Thrala ein. »Zu lange haben wir uns treiben lassen und das Interesse verloren an allem, außer an der Vertiefung unseres eigenen Wissens. Wären wir wachsam gewesen, dieses Böse wäre nicht über uns gekommen. Hätte See-leen, der Gründer unserer Rasse, Kepta auch nur eine Stunde nach Entdeckung seiner Praktiken leben lassen?«
    »Du vergißt, daß See-leen an der Spitze eines vereinten Volkes stand«, sagte Thran traurig. »Welche Armee folgt uns?«
    »Und wie sollen wir kämpfen?« unterbrach Zacat. »Mit Waffengewalt? Ich denke, Kepta verfügt über mächtigere Waffen.«
    »Recht hast du. Daher müssen wir mit List seine Pläne durchkreuzen. Doch bevor wir Pläne machen können, müssen wir den Zweck und den Ort seiner Attacke kennen. Einer von uns muß nach Koom.«
    »Unmöglich!« erklärte ich kurz.
    »Warum?«
    »Glaubst du, daß ich es noch nicht versucht habe?« fuhr ich ihn an. Gelehrt oder

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