Garan - Der Ewige
an. »Sie ist nicht allein. Bring sie fort!«
Augenblicklich riß ich den Vorhang beiseite und stürzte vorwärts, das Schwert in der Hand. Aber es war zu spät. Denn Kepta, mit der Behendigkeit eines jener Reptilien, die den Wald von Qur bewohnen, riß Thrala an sich und stieß sie dann in Ilas Arme. Meinem Angriff begegnete er, indem er mir den Diwan in den Weg schleuderte.
Fluchend ging ich zu Boden, und Sekunden später lagen Thran und Zacat auf mir. Aber ich erhaschte einen Blick auf Anatan, der über unsere Körper sprang und nur zwei Schritte hinter dem Koomianer war.
Wütend kam ich wieder auf die Füße. Zacat hatte die Verfolgung bereits aufgenommen, und ich war dicht hinter ihm. Aber wir brauchten nicht weit zu laufen, denn hinter der nächsten Biegung des Ganges trafen wir auf Anatan, der mit der Faust und Schwertknauf gegen eine Wand hämmerte.
»Hier sind sie durchgegangen!« rief er, als wir ihn erreichten.
Aber auf der glatten Oberfläche der Wand waren keine Umrisse einer Tür zu sehen.
Dort fanden uns Thran und Analia. Der Gelehrte hatte seinen Zorn gemeistert.
»Sie sind nach Koom geflohen«, erklärte er mit Bestimmtheit. »Nur in Koom können sie sicher sein, denn sie wissen, daß ganz Yu-Lac sich gegen sie erheben wird.«
Ich wandte mich ab, aber er hielt mich am Handgelenk zurück.
»Wo gehst du hin?«
»Nach Koom.«
»Wie?«
»Ich habe ein Flugboot.«
»Sie würden dich innerhalb der sechs Meilen ihrer Seewälle herunterholen«, sagte er. »Es gibt einen anderen Weg.«
»Welchen?«
»Durch jenen Ort, wo du die Tänzerinnen von Qur gesehen hast. Jene Halle ist ein Teil der alten Wege der Dunkelheit. Die Gänge wurden unter der Oberfläche von Krand von jenem ausgehöhlt, die hier waren, bevor der Mensch an die Herrschaft kam. Der Weg nach Koom ist frei für den, der es wagt, ihn zu nehmen.«
»Ich wage jeden Weg zu nehmen«, erwiderte ich heftig.
Zacat bleckte die Zähne. »Mit gutem Stahl in der Hand mag ein Mann jeden Weg wählen. Wann gehen wir los?«
Thran zog ein Bündel Schreibblätter aus seiner Gürteltasche. »Schreib ein Gesuch wegen sofortigen Urlaubs für dich und Zacat!«
»Für Anatan auch!« rief der Junge. »Nein«, fügte er hinzu, als er keine Zustimmung auf meinem Gesicht las, »ich werde gehen, und wenn ich euren Spuren nachfolgen muß.«
»Für euch drei also. Ich werde dafür sorgen, daß die Gesuche die richtigen Stellen erreichen. Außerdem brauchen wir Vorräte und Waffen.«
Zacat faßte nach seinem Schwert, aber Thran schüttelte den Kopf. »Einige der Gefahren, die uns bevorstehen – wenn die Legende wahr spricht –, müssen mit anderen Waffen bestanden werden.«
»Die Bestände meines Amtes stehen uns zur Verfügung«, erklärte ich. »Gib mir eine halbe Stunde Zeit im großen Arsenal, und ich schwöre, daß ich uns mit allem versehen kann, das nötig ist, um Koom in einen Haufen Staub zu verwandeln.«
Es war Analia, die für uns die Entscheidung traf. »Laß Lord Garan zu seinem Waffenhaus zurückkehren und jene Waffen holen, von denen er spricht. Ich werde ihn durch die Geheimgänge hinausgeleiten. Und eine Stunde vor Tagesanbruch werden wir uns alle im zehnten Hof wieder treffen. Du gehst mit Lord Garan, Anatan!«
»Eine Stunde vor Tagesanbruch? So lange?« fragte ich und sah immer noch Thrala vor mir, wie sie sich in den knochigen Armen dieses weiblichen Dämons wehrte, sah Keptas böses Lächeln. Ruhig umherzugehen und Waffen und Vorräte einzusammeln erschien mir unerträglich, da alles in mir danach drängte, dem Gebieter von Koom nachzueilen und ihn zu erschlagen. Das Wissen, daß Koom hundert Luftmeilen von unserer Küste entfernt lag und es auf den Dunklen Wegen noch weiter dorthin sein würde, dämpfte meine Ungeduld erst recht nicht.
»Er würde es nicht wagen, ihr einen Schaden zuzufügen«, sagte Thran ruhig. »Noch würde er es tun, selbst wenn er es wagte.«
»Was meinst du damit?«
»Heute hat er den Kaiser gebeten, ihm Thrala zur Gefährtin zu geben.«
Meine Finger krümmten sich, als wollten sie eine Kehle umschließen. Nie war mein Haß auf Kepta so stark gewesen. Dieser im dunklen Schleichende wagt es, seine Hand nach ihr auszustrecken!
Ich lächelte, und Analia schrak vor diesem Lächeln zurück.
»Auch das ist noch zwischen uns zu begleichen«, murmelte ich und fügte dann laut hinzu: »Willst du mir nun diese Geheimgänge zeigen, Analia? Je eher ich an meine Aufgabe gehe, desto eher können wir uns auch an die
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