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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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seine Saugnäpfe verursachten dabei jenes schabende Geräusch, das ich zuvor schon gehört hatte.
    Die Augen schlugen uns in Bann, und entsetzt und doch fasziniert blickten wir dem Ding entgegen.
    Das Ding vor uns hatte ein denkendes Gehirn, dem unseren völlig unähnlich vielleicht, aber eines, das sogar über noch größere Kräfte verfügte. Hohe Intelligenz leuchtete aus jenen seltsamen Augen.
    Und doch wußte der Kriecher offenbar nicht, was er von uns halten sollte, ebensowenig wie wir von ihm. Ich konnte die Welle von Neugier fühlen. Es war nicht böse in dem Sinne, was wir unter Böse verstehen, das spürte ich. Denn als ich in jene brennenden Augen blickte, hatte ich flüchtig eine Vision von einer beängstigend fremdartigen Rasse; einer Rasse, die unendlich weit außerhalb unserer eigenen Moralbegriffe stand. Und obgleich ich wohl Übelkeit und ein gewisses Entsetzen verspürte, empfand ich doch keine Furcht.
    Als es noch etwas von uns entfernt war, zog es sich plötzlich zusammen und richtete sich auf. Es erinnerte an jemanden, der innehält und sich hinsetzt, um ein verwirrendes Problem zu überdenken. Es betrachtete uns kurz, wandte dann seinen runden, wurmähnlichen Kopf zur Seite und blickte hinunter in den Abgrund.
    Von weit unten kam ein dünner, klagender Schrei. Und dann wirbelte aus der Dunkelheit auf breiten Schwingen ein schlankes, silbern glänzendes Wesen herauf. Anmutig flatterte es um die Brücke, bis es endlich seine Flügel zusammenfaltete und sich neben das formlose Ungetüm stellte.
    Seine Gestalt war menschlich, das heißt, es besaß einen wohlgeformten Körper und Gliedmaßen, die unseren Armen und Beinen entsprachen, aber alle vier Gliedmaßen endeten in Saugnäpfen gleich jenen, die der Kriecher besaß. Der Kopf dieses Wesens war rund und schien außer großen, purpurnen Augen keine Konturen zu haben. Fransenhäutchen dienten als Haare. Diese Membranen richteten sich zitternd auf, als es uns ansah, bis sie wie ein Lichtnebel um den runden Kopf standen.
    Eine Botschaft ertönte in meinem Gehirn.
    »Warum beschreitest du die alten Wege, Mensch?«
    Ich verstand nichts von Gedankenübertragung, wie sie die Gelehrten praktizierten, und so dachte ich jetzt sorgfältig meine Antwort, anstatt sie laut auszusprechen: »Ich folge einem Feind meiner eigenen Welt.«
    Das silbrige Geschöpf wandte sich dem Kriecher zu, und ich hatte den Eindruck, daß zwischen ihnen eine Frage gestellt und beantwortet wurde. Dann empfing ich eine neue Frage.
    »Er ist diesen Weg gegangen?«
    »So glaube ich.«
    Meine Antwort schien die Geschöpfe zu erregen. Irgendwie fühlte ich, daß sie beunruhigt waren und ihre sonstige Gelassenheit verloren hatten. Aber jetzt hatte ich ihnen auch eine Frage zu stellen.
    »Ihr seid von denen, die wir die Älteren nennen?«
    Ich spürte ihre Verachtung. »Nein, wir sind nur der Ton, den sie auf ihren Töpferscheiben formten. Die Älteren sind schon lange nicht mehr. Wir bleiben. Es gibt etwas, das wir tun müssen. Du Narr, oh, du Narr! Deine Tage zu verschwenden, Feinde zu jagen, wo sobald schon der letzte Tag dieser armseligen Welt naht!«
    »Was meinst du?«
    »Frage den, der vor dir die verbotenen Wege durchschritten hat. Suche ihn, Mensch!«
    Dann brach die Verbindung ab, denn plötzlich spielten opalisierende Lichter auf dem Leib des Kriechers. Das Geschöpf bäumte sich auf und sank hintüber. Große Wunden erschienen in den Fettfalten. Das Fleisch löste sich in Fetzen ab. Ich erzitterte unter der Wucht der Gedankenwellen, die seine Agonie vermittelten. Sein silbriger Gefährte erhob sich in die Luft, schwebte einen Augenblick über ihm, wandte sich dann ab und flog davon.
    Noch einmal bäumte sich der Kriecher auf und kroch, anscheinend blind, zum Rand der Brücke. Sekundenlang verharrte er schwankend dort, dann ließ er sich über den Rand fallen und war verschwunden.
    Zacat schüttelte sich, als müßte er sich von einem bösen Traum lösen.
    »Was hatte das alles zu bedeuten?« fragte er.
    »Das kriechende Wesen fand den Tod, wie diese Unterweltler ihn kennen, aber es war kein natürlicher Tod«, erwiderte ich. »Der andere hat sich wahrscheinlich aufgemacht, um die Ursache zu suchen.«
    »Laß uns diesen Ort verlassen.«
    Zacat erschauerte, als er in das Nichts hinunterschaute, das den sterbenden Kriecher verschluckt hatte.
    Wir setzten unseren weg über die schlüpfrige Brücke fort und ließen die Vorsicht jetzt etwas außer acht, denn wir wollten so schnell wie

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