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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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seien.
    Und Österreich hat Leitlinien für die Kennzeichnung erlassen, nach denen Begriffe wie »natürlich gesüßt« oder »mit natürlichem Süßungsmittel« bei E960 »irreführend« seien, ebenso die Formulierungen »mit natürlicher Süße« oder sogar »mit Stevia / extrakt«. Selbst die »Süße aus Stevia« wird nicht erlaubt. Nicht einmal eine schöne Abbildung der Stevia-Pflanze soll es geben dürfen, denn dadurch könnte ja der Eindruck entstehen, es werde die Pflanze selbst als Süßungsmittel verwendet, wo es doch nur das weiße Pulver ist. Erlaubt wird mithin die Angabe der chemischen Bezeichnungen: »mit Steviolglykosiden« oder »mit Rebaudiosid A«, wie der gebräuchlichste der verschiedenen Stevia-Zusätze korrekterweise heißt. Zulässig sei auch »mit Süßungsmittel aus Stevia« oder »mit Steviolglykosiden aus pflanzlicher Quelle«. Und obligatorisch ist: »Süßstoff Steviolglykoside« oder »Süßstoff E960«.
    »Steviolglykoside«, das klinge nicht unbedingt »nach dem hübschesten Zusatz« auf der Zutatenliste, meinte Matt Incles, Manager beim britischen Nahrungsforschungsinstitut Leatherhead: »Die Verbraucher rufen nicht direkt nach Stevia, sie suchen nach natürlichen Alternativen«, aber »Stevia ist nicht unbedingt das Produkt, das für die Konsumenten am natürlichsten klingt«, auch wenn es das vielleicht sein sollte. Nach einer Leatherhead-Studie wollen nur drei Prozent der Konsumenten mehr Stevia in den Produkten – aber neun Prozent weniger davon.
    Die neuen Vorschriften »konterkarieren das ökologisch-alternative Image von Stevia«, schmollte das Zentralorgan der Supermärkte, die deutsche Lebensmittelzeitung: »Die von vielen Herstellern erhoffte Auslobung als natürlicher Süßstoff ist danach nur sehr eingeschränkt möglich.« Rein juristisch geht das in Ordnung, meinte der Gummersbacher Lebensmittelrechtler Markus Grube. Er hält die neuen Vorschriften für »sachgerecht«. Es handle sich schließlich um »Hightech-Produkte«. Und schon prophezeit die Lebensmittelzeitung, spürbar ernüchtert: »Die Erfolgsaussichten dieses Hightech-Produktes scheinen danach jedoch limitiert.«
    Dabei sah es schon so aus, als ob die alte Indianerpflanze jetzt, dank der großen Konzerne, den Durchbruch geschafft hätte. Viele hatten ja gehofft, dadurch werde das Süßkraut endlich seinen Weg in europäische Wohnküchen finden. Doch Coca-Cola und die anderen Konzerne wollten ja kein grünes Kraut in ihren Produkten, sondern einen neuen Süßstoff und von der Urwaldpflanze nur das Image transferieren. Legalisiert wurde ja auch nur das weiße Pulver, der Süßstoff E960.
    Eigentlich, fand der Spiegel, war das eine »geniale Idee« der Konzernstrategen: »Man gewinnt einen der Stevia-Süßstoffe, Rebaudiosid A, auf chemischem Weg und meldet auf diese Methode sowie auf die chemisch behandelten Substanzen eine Reihe von Patenten an.« So könnten sie »Millionen mit den neuen patentierten Süßstoffen verdienen«. Denn nur »der chemisch gewonnene Bestandteil« wurde zugelassen: »Die reine Pflanze bleibt als Lebensmittel verboten.« Die linke Tageszeitung empörte sich: »Somit wird einer Selbstversorgung der Bürger ein Riegel vorgeschoben, um den Konzernen ihre Rendite zu sichern.«
    Jetzt ist zwar das echte Pflänzchen überall erhältlich, auf den Wochenmärkten, im Internetversand. Aber gegessen werden dürfen die grünen Blätter nicht. Sie eignen sich zwar prima für Müsli, sogar für Kuchen, manche Köche bekennen sich sogar öffentlich zur Nutzung. Experte Kienle natürlich nicht. Zumal für die von ihm favorisierten Einsatzgebiete das Pulver oft ohnehin besser geeignet sei, etwa für Marmelade:
    Kienle: »Für Marmelade ist das Pulver vorteilhafter, das Steviolglykosid.«
    »Aber es hat nicht die gleichen Eigenschaften wie der Zucker?«
    Kienle: »Das ist schon richtig. Man kommt ohne Geliermittel nicht aus. Und dann muss auch noch eine Mindestmenge an Zucker rein.«
    »Und wenn Sie einen Rhabarberkuchen machen, wenn Tante Erna kommt am Wochenende?«
    Kienle: »Tante Erna mag keinen Rhabarberkuchen. Was ich mache, ist eigentlich nur Weihnachtsgebäck.«
    »Aber dafür braucht man doch auch Zucker.«
    Kienle: »Der Zucker wird ersetzt. Wenn Sie die gleiche Masse haben wollen, müssen Sie halt mehr Mehl reintun und im Verhältnis dann die anderen Zutaten, und die Süße kommt durch die Steviolglykoside.«
    »Da haben Sie auch keine Gesundheitsbedenken?«
    Kienle: »Nein. Die Gefahr

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