Garantiert wechselhaft
beschloss ich. Und als die ersten Regentropfen herunterkamen, verschwand ich schnell ins Haus.
Kaum war ich im Saal und hievte die erste Kiste vom Stapel, klingelte es. In der Hoffnung, die Frauen hätten sich eines Besseren besonnen, rannte ich los und öffnete schwungvoll die Tür.
Aber es waren nicht die Frauen. Vor mir stand der schnieke Anwalt aus Pegnitz.
«Hoppla», sagte ich verdutzt.
«Ein Glück, dass du da bist!» Martin Küffner schob sich schnell an mir vorbei, und nun sah ich, dass die Einzeltropfen sich zu einem wahren Wolkenbruch zusammengetan hatten.
Die Schnepfen aber standen immer noch da. Sie hatten sich in einen Hauseingang zurückgezogen und gestikulierten beim Reden wild herum. Gelegentlich zeigte eine in meine Richtung. Langsam wurde mir die Sache unheimlich.
Martin war gleich in die Wirtschaft durchgegangen und hatte es sich an einem der Tische bequem gemacht.
«Hast du einen Kaffee für mich?», fragte er.
«Ja, klar!» Ich ging zum Fenster und zeigte auf die Frauen. «Sag mal, kennst du die vier da drüben?»
Martin linste durch den Vorhang. «Die mit der kurzen Jacke heißt Roswitha Löhr. Die habe ich bei ihrer Scheidung vertreten. Und die Drahtige ganz rechts heißt Beyer. Da hatte die Tochter mal Probleme bei einem Auffahrunfall.» Er sah mich fragend an. «Was ist mit denen?»
Ich zuckte die Schultern. «Wenn ich das mal wüsste. Die stehen schon die ganze Zeit da draußen und glotzen rüber, als wäre ich ein Alien.»
Martin machte eine wegwerfende Handbewegung. «Lass sie doch. Früher oder später werden die sich schon wieder einkriegen.»
Damit war das Thema für ihn abgehakt, und das war sicher auch ganz gut so. Beim Kaffeetrinken blödelten wir ein bisschen herum, und Martin erzählte von seinem Hobby – Motorradfahren. «Bei Gelegenheit nehme ich dich mal mit», versprach er. «Ich muss dir doch zeigen, wie schön es hier ist, damit du nicht gleich wieder nach Berlin zurückziehst.» Er zwinkerte mir zu.
Oha. Der wollte mir eindeutig nicht nur die Gegend zeigen.
«Klar», sagte ich und schaute ihm frech in die Augen. «Auf einer Harley habe ich noch nie gesessen.»
Marie sagte nicht viel, aber sie motzte, als Martin nach dem Kaffee wieder abgedampft war. «So ein Idiot! Der hätte ruhig ein bisschen helfen können.»
«Ach komm, wir sind doch stark genug», sagte ich. Ich nahm Marie in die Arme und drückte sie zum Beweis ganz fest, was sie mit einem belustigten Quieken quittierte. Ich lachte. «Was soll ich heute Abend eigentlich kochen?»
«Heut braucht ihr nix kochen», sagte eine Stimme direkt hinter mir.
Erschrocken fuhr ich herum. «Ach, Sie sind’s, Frau Hopf!» Ich fasste mir ans Herz. «Ich habe Sie gar nicht kommen hören!»
Frau Hopf kicherte wie eine alte Hexe. «Schlechtes Gewiss’n?»
Ich schüttelte den Kopf. «Kein bisschen. Möchten Sie vielleicht auch einen Kaffee?»
«Naa, ich bring euch bloß den Kurier.» Sie wedelte mit einer Zeitung. «Den hab ich immer mit’m Hubbert zusammen g’lesen. Für einen allaans steht zu wenig drin, und zu zweit ist des auch ned so deuer.»
Das klang gut.
«Ich hab bloß a weng was aus’m Regionaldeil rausgeschniddn.» Frau Hopf sah mich verschmitzt an. «Da war heut a scheens Bild vom Walder drin.»
Von Walter? Welchem Walter?
«Den find ich nämlich recht addraggdiv, weißt?» Sie zwinkerte uns zu. «Um sechs gibt’s Essen!»
Abgekämpft standen wir abends vor ihrer Tür.
«Bünktlich wie die Maurer!» Frau Hopf strahlte über das ganze Gesicht.
«Leider sind die Maurer ziemlich dreckig», sagte ich. «Ich hoffe, das stört Sie nicht.»
Frau Hopf rollte die Augen. «Ich bin doch a alder Debb», rief sie. «Ich wollt euch vorhin sagen, dass ihr jederzeit zum Duschen rüberkommen könnt!»
«Macht Ihnen das auch nicht zu viele Umstände?», fragte ich. «Es ist schon so toll, dass Sie uns zum Essen einladen und …»
«Schmarrn», brummte die neue Nachbarin. «Etzt duscht ihr erst amol. Des Essen kann warddn!» Und bevor wir bis drei zählen konnten, hatte jede von uns ein dickes, flauschiges Badetuch in der Hand.
Ich ließ Marie den Vortritt und folgte Frau Hopf in die Küche, wo es verführerisch nach Sauerkraut roch.
«Es gibt bloß was Einfachs. Bradwerscht mit Bradkardoffeln und Graud.»
Schon bei den Worten lief mir das Wasser im Mund zusammen. «Für Marie brauchen Sie aber keine Wurst zu braten. Die isst kein Fleisch.»
«Aha.» Frau Hopf brummte zustimmend.
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