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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Inhaltsübersicht]
    Drei

    Die Vorhersage für Freitag, den 28. März:
    Aufzug von Problemen. Der Ärger ist schwach bis mäßig und kommt aus verschiedenen Richtungen. Vorsicht vor überfrierenden Emotionen.
    Die Stimme, mit der ich es am nächsten Vormittag zu tun hatte, sprach zwar kein bisschen Fränkisch, dennoch tat ich mich mit der Verständigung schwer. Eine Bandansage hatte mich durch einen Wirrwarr von Nummern gelotst und flötete mir nun regelmäßig ins Ohr, dass alle Mitarbeiter blablabla, ich aber so schnell wie möglich blabla.
    Ich klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter und blätterte durch die Stapel, die vor mir auf dem Küchentisch lagen: Links die bei Gundi ausgedruckten Mails von Kunden und Freunden, rechts Huberts gesammelte Telefonanbieter-Kommunikation aus der Küchenschublade.
    Je öfter ich die Mails links durchlas, umso heftiger wurde der Wunsch, mich sofort mit meinen Auftraggebern in Verbindung zu setzen. Dicht gefolgt von dem Verlangen, an einem aufgeräumten Schreibtisch in einem warmen, sauber gestrichenen Arbeitszimmer zu sitzen und in Ruhe kreativ zu sein. Beides war im Moment genauso weit entfernt wie ein Besuch auf dem Mond.
    Die Dudelmusik in meinem Ohr wurde kurz unterbrochen: «Im Augenblick sind leider alle unsere Mitarbeiter im Gespräch.»
    Wer hätte das gedacht? Ich fluchte leise und legte die heutige To-do-Liste vor mich hin. Auch wenn Gundi uns bei einigen Dingen unter die Arme griff, gab es noch genügend, worum ich mich selbst kümmern musste: Kostenvoranschläge einholen, Handwerkertermine vereinbaren, das alte Chaos beseitigen und mit dem Zeug aus den Kisten neues schaffen – um nur die dringendsten Punkte zu nennen. Außerdem stand ein Besuch beim Baumarkt auf dem Plan. Lauter Aufgaben, bei denen mein Lustfaktor eher gegen null tendierte.
    «Sie werden so schnell wie möglich mit einem unserer Mitarbeiter verbunden», leierte die Bandtante. «Du mich auch», antwortete ich ihr genervt und schrieb ein fettes Elke anrufen! auf die Liste.
    «Haben wir irgendwo ’ne Kehrschaufel?», rief Marie von oben.
    «Im Bad!»
    «Da ist aber nix!»
    «Dann mach die Augen auf! Die steht direkt neben der Wanne!»
    «Was kann ich für Sie tun?»
    «Meiner Tochter das Suchen beibringen», brummte ich.
    «Wie bitte?! Mein Name ist Silke Meier. Was kann ich für Sie tun?»
    Jetzt kapierte ich, dass die Ansage endlich ihr Versprechen eingelöst hatte und ich mit einem Menschen aus Fleisch und Blut verbunden war.
    «Entschuldigung. Ich rufe an, weil ich einen abgemeldeten Festnetzanschluss wieder anmelden möchte. Und außerdem brauche ich dringend eine schnelle Internetverbindung.»
    «Haben Sie die Bearbeitungsnummer der Abmeldung vorliegen?»
    «Logisch.» Ich begann, hektisch in den Papieren zu wühlen, die ich vor lauter Wartefrust zu einem großen Haufen zusammengeschoben hatte. Ein paar Schrecksekunden später hatte ich den Wisch gefunden und las ihr die Nummer vor.
    «In dem Bereich, in dem Sie wohnen, ist DSL nicht verfügbar. Da müssen Sie auf ISDN ausweichen», beschied mich Frau Meier, «und es wird etwas dauern.»
    Na toll. «Und wie lange dauert bei Ihnen ‹etwas›?», hakte ich nach. «Ich brauch die Anschlüsse beruflich. Es ist wirklich sehr dringend.»
    «Beruflich?!» Frau Meier betonte das Wort, als hätte ich ihr anvertraut, dass ich die Anschlüsse zur Verbreitung von Hardcorepornographie verwenden wolle. «Ja, dann kann ich Ihren Antrag gar nicht bearbeiten. Sie sind hier bei Privatkunden!»
    Und schon hing ich in der nächsten Warteschleife. Aber was für eine Überraschung – alle Mitarbeiter waren leider, leider gerade im Gespräch …

    Eine Stunde später war die Sache endlich ausgestanden. Ein gewisser Herr Schmidt hatte meine Wiedereingliederung in die telefonierende Gesellschaft in spätestens vier bis sechs Wochen zugesagt, und ich war so frei, ihm einfach zu glauben.
    Mit dieser guten Botschaft machte ich mich auf den Weg zu Marie, die gerade ihr zukünftiges Zimmer leerräumte und zum Streichen vorbereitete. Ich fand sie ganz oben unter dem Dach und staunte nicht schlecht: Sie hatte die Mansarde schon entrümpelt und war nun dabei, Spinnweben und tote Fliegen einzusammeln. Crowley half ihr tatkräftig, indem er die Fliegen, die aus dem Winterschlaf erwacht waren, durch das Zimmer jagte und anschließend verspeiste.
    «Sieht super aus», sagte ich und stellte mich mit ihr ans Fenster. «Weißt du schon, wie du es streichen

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