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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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hatte ich nichts hinzuzufügen. Die bräunlich-beigen Kacheln waren so dreckig, dass ich kurz mit dem Gedanken spielte, eine räumlich begrenzte Sprengung durchzuführen. Mit angehaltenem Atem ging ich in eine der beiden Kabinen, blickte todesmutig in das Innere der Kloschüssel und drückte die Spülung.
    Nichts.
    Wieder drückte ich den Knopf. Und noch einmal. Dann endlich hörte ich ein mühsames Gurgeln, das aus der tiefsten Tiefe der Erde zu kommen schien – und Wasser strömte in das Becken. Und es floss sogar problemlos wieder ab.
    «Die Klos sind nicht verstopft!», brüllte ich.
    «Aber eklig», rief Marie von draußen. «Ein Glück, dass wir noch das Klo neben der Küche haben.»
    «Genau! Komm wieder rein, wir schauen uns jetzt die Katakomben an. Schlimmer kann’s ja nicht mehr werden!»
    Dachte ich zumindest.

    Die Holztür zum Keller befand sich unter der Treppe und war verschlossen. Aber nach dem Schlüssel mussten wir nicht suchen: Er hing direkt daneben an der Wand.
    «Sehr entgegenkommend.» Ich sperrte die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter. Fehlanzeige.
    «Pass bloß auf», unkte Marie. «Vielleicht hat Onkel Hubert in seiner Freizeit Kellerdrachen gezüchtet, die vertragen kein Licht.»
    «Was du alles weißt!» Ich freute mich, dass Marie immer noch scherzen konnte, und setzte grinsend einen Fuß auf die erste Stufe, auf die zweite – dann trat ich ins Leere und schrie laut auf.
    «Mama!» Erschrocken packte Marie mich am Pulli und zerrte mich zurück. «Hast du dir wehgetan?»
    Ich ließ mich auf die Türschwelle plumpsen und rieb mir den Knöchel. «Gerade noch mal Glück gehabt», sagte ich mit zittriger Stimme. «Jetzt weiß ich, warum abgeschlossen war.»
    Am liebsten hätte ich nun auch auf die Kellerbesichtigung verzichtet, wäre da nicht die Sache mit der Heizung gewesen. Also raffte ich mich auf, holte die Taschenlampe, die ich in der Küche gesehen hatte, und leuchtete in den dunklen Schlund. Offensichtlich hatte ich einen Schutzengel mit Diplom zur Seite gehabt. Es fehlten mehrere Stufen.
    Ich gab Marie die Lampe. «Du leuchtest, ich geh in den Tempel des Todes. Wenn ich in drei Tagen nicht zurück bin, rufst du Indiana Jones.»
    «Hier ist er schon», sagte Marie und zeigte auf Crowley, der neugierig um die Ecke bog. Im funzeligen Lichtstrahl der Taschenlampe hangelte ich mich vorsichtig in die Tiefe. Es war eine Expedition durch Dreck und Spinnweben. Am Fuß der Treppe hing eine gedrehte Schnur von der Decke. Ich zog daran, und siehe da: Es wurde Licht.
    «Wow! Warte, ich komme auch runter!», rief Marie.
    «Sei vorsichtig!»
    Hoffentlich fiel jetzt diese blöde Tür da oben nicht ins Schloss. Was, wenn man sie von unten nicht öffnen konnte? Wann würde Frau Hopf anfangen, nach uns zu suchen? Ich spürte, wie mir heiß wurde. Halt, stopp, cool bleiben! Tief durchatmen, Nina. Alles wird gut! Alles wird gut …
    «Boah, ist ja voll gruftig hier», rief Marie, die mit Crowley im Schlepptau und reichlich angeschmuddelt bei mir ankam. «Da könnte man ’ne super Party feiern.»
    Ich sah mich um: Wir standen in einem weitläufigen Gewölbe, dessen Felswände matt schimmerten.
    «Wäre mir zu gruselig», sagte ich schaudernd. «Spätestens um Mitternacht kriechen die Untoten aus ihren Löchern und beißen den Gästen ins Bein.»
    Den Blick, den meine Tochter mit Crowley austauschte, konnte ich ohne Schwierigkeiten interpretieren: Die Alte hat einfach keine Ahnung.
    Das stimmte. Vor allem hatte ich keine Ahnung von der Heizungsanlage, dem Grund unseres Abstiegs in die Unterwelt. Das hellblau-metallene Ungetüm stand in der Ecke, und ich war völlig ratlos angesichts der vielen Knöpfe, Regler und Leitungen, die sich daran befanden. Immerhin schien das Gerät neueren Datums zu sein, denn es verfügte über ein modern anmutendes Display. Eine Tatsache, die Balsam für meine angeschlagene Seele war, auch wenn in der Anzeige abwechselnd Fehler P7 und Wartung blinkten.
    Marie tauchte neben mir auf und leuchtete mit der Taschenlampe auf eine der Anzeigen. «Und? Kriegen wir das Ding wieder in Gang?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Alleine nicht. Da brauchen wir wohl einen Fachmann.» Ich dirigierte den Schein der Taschenlampe in eine andere Ecke. «Und jemanden, der dieses ganze Zeug wegschafft.»
    Beim Anblick der Berge von Gerümpel war meine Energie plötzlich wie weggeblasen. Was hatte ich mir bei diesem Umzug eigentlich gedacht? In ein Haus zu ziehen, ohne vorher zu überprüfen,

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