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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Gustl gewesen sein!

    Ja, sicher, Alkohol war keine Lösung. Aber ich war gegen fünf Uhr fest davon überzeugt, dass ein Schluck Bordeaux hilfreich sein könnte. Daher ließ ich es auf einen Versuch ankommen und entkorkte eine von Elkes Flaschen.
    Marie war gleich nach dem Essen mit Mario verschwunden und würde erst gegen zehn nach Hause kommen. Ich hatte den ganzen Nachmittag in meinem Arbeitszimmer geschuftet, und allmählich nahm die Sache Form an. Die Arbeitsplatte stand auf zwei Böcken vor dem Fenster, die Rollcontainer links und rechts darunter und das erste Buchregal hatte ich bereits mit Ordnern bestückt.
    Das Weinglas in der einen, ein Stück dunkle Schokolade in der anderen Hand, setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich ließ mich langsam um die eigene Achse drehen, betrachtete sehr zufrieden mein Werk und überlegte, was ich morgen in Angriff nehmen würde.
    «Santé!», sagte ich und schnupperte genüsslich am Wein. Da klingelte es.
    Mein Herz setzte spontan für einige Takte aus. Ich stellte das Glas ab, rannte ins Bad, zupfte schnell vor dem Spiegel die Haare zurecht und ging mit weichen Knien hinunter.
    Er. Ich. Bei einem Bordeaux. Und dann …
    Martin.
    «Hallo!» Der Anwalt strahlte mich begeistert an. Unter seiner Lederjacke blitzte ein weißes T-Shirt hervor, das sich über ansehnliche Bauchmuskeln spannte. Den Helm trug er lässig in der Hand.
    Auch nicht übel.
    «Wo warst du denn heute Mittag? Ich habe schon befürchtet, du wärst doch wieder nach Berlin geflüchtet.» Er schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf. «Tz, tz, wenn man dich mal kurz aus den Augen lässt! Hast du Lust, mit mir essen zu gehen?»
    Hoppla! Der Mann ging aufs Ganze.
    Blöderweise gefiel mir das.
    Und wozu sollte ich hier alleine herumsitzen?
    «Warum nicht? Warte, ich hole nur eben meine Autoschlüssel.»
    «Nix Auto», sagte Martin und zauberte einen zweiten Helm hervor.

    Eine rasante Harleyfahrt später brauchte ich in Martins Stammlokal in Büchenbach erst mal einen großen Schluck hausgebrautes Bier.
    «Das war flott», sagte ich. «Fährst du immer so?»
    Martin lachte. «So macht es doch erst Spaß.» Er schlug eine Speisekarte auf und reichte sie mir.
    Das Angebot wäre sogar für Marie in Ordnung gewesen. Auf der Brotzeitkarte standen verschiedene Käsesorten, und die Bratkartoffeln, die am Nebentisch serviert wurden, sahen köstlich-knusprig aus. Ich bestellte mir aber doch lieber Bratwürstchen.
    «Aane oder zwaa?», wollte der Wirt wissen.
    «Drei», erwiderte ich, was mir eine erstaunt hochgezogene Augenbraue von Martin und einen beeindruckten Gesichtsausdruck von Seiten des Wirts einbrachte.
    «Ja, findet euch damit ab, ich habe Hunger!», sagte ich etwas pampig. «Von zwei Würstchen wird doch keiner satt.»
    «Für mich das Übliche», sagte Martin, und der Wirt dampfte ab.
    Ich hob das Glas. «Danke, dass du mich eingeladen hast», sagte ich.
    «Schön, dass du mitgekommen bist.»
    Ich stieß mit ihm an und genoss die wohlige Entspannung, die sich in mir breitmachte, seufzte zufrieden und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, bemerkte ich, dass Martin mich interessiert ansah.
    «Warum bist du wirklich von Berlin weggezogen?», fragte er.
    Ich winkte ab. «Ach, lange Geschichte. Das willst du gar nicht wissen.»
    Als er nicht lockerließ, erfand ich eine eingedampfte Kurzversion, in der mein skurriles Kreuzberger Umfeld die Hauptrolle spielte. «Ich hatte auf das stressige Großstadtleben einfach keine Lust mehr», behauptete ich. «Hier in Wiestal ist alles so schön friedlich.»
    Aber der Scheidungsanwalt ließ sich nicht täuschen.
    «Da war ein Mann im Spiel, oder?»
    «Ja, klar», erwiderte ich frech. «Mehrere sogar. Aber das waren alles kleine Würstchen.»
    In diesem Moment kam der Wirt mit unserer Bestellung, und ich machte große Augen. Auf meinem Teller lagen drei riesige Bratwürste auf einem gigantischen Sauerkrautbett.
    «Tja», sagte Martin und grinste. «Kleine Würstchen kriegst du bei uns nicht.»

    «Mein Gott, der geht ja richtig ran», rief Elke, als ich sie später am Telefon hatte.
    «Erstens heißt das hier Grüß Gott, und bevor du weiterfragst: Ja, er sieht richtig gut aus. Aber er ist auch eine ganze Ecke jünger als ich, hat keine Kinder, war nie verheiratet … Er kommt mir vor wie ein großer Junge.»
    Mist. Jetzt fiel mir ein, dass ich völlig vergessen hatte, den großen Jungen zu fragen, ob er derjenige gewesen war, der meine Gartenabfälle

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