Garantiert wechselhaft
das Zimmer wechseln musste.
«Des erledigen mir auf’m gleinen Dienstweg», erklärte Gisi. «Bleim’se nur sitzen, des hammer gleich!»
Als ich mich von den Kolleginnen verabschiedete, kam Frau Popp in ihr Büro zurück.
«Der werd sei bleeds Maul in Zukunft haldn», sagte sie zufrieden. «Und Ihnen noch mal Dank’schön, gell?» Sie schüttelte mir die Hand. «Leb’m Se sich fei recht gut ein bei uns!»
Ich versprach, mein Bestes zu tun. Dann stieg ich quietschvergnügt ins Auto und fuhr nach Hause.
Wie es aussah, war ich in der Disziplin Buschtrommeling ein Naturtalent. Wenn das mal keine gute Voraussetzung für eine zügige Integration war!
Zu Hause beschloss ich, den frischen Schwung auszunutzen und mich erst einmal um meine Jobs zu kümmern. Ich hätte zwar lieber damit angefangen, mein Arbeitszimmer fertig einzurichten oder ein paar andere dringende Dinge in Angriff zu nehmen, aber ohne Geld würde ich sowieso nicht weit kommen. Also installierte ich mich mit meinen Unterlagen, Laptop und Handy in der Küche und legte los.
Die ersten beiden Stunden funktionierte das hervorragend, doch dann schlich sich ein bestimmter Name in mein Hirn: Christian.
Ob er wirklich verheiratet war?
Ich könnte ja ganz beiläufig fragen, wenn er das nächste Mal kam.
Mit mir zusammen.
Hier. Auf dem Küchentisch …
Aus! Nina! Arbeiten!
Als ich aber bei den nächsten Telefonaten gleich zwei meiner Gesprächspartner mit Herrn Lodes bzw. Christian ansprach, gab ich es auf. Es war wohl sicherer, erst mal eine Pause einzulegen und den Rest der Korrespondenz später bei der Nachbarin per Mail abzuwickeln.
Ich trat vor die Küchentür und streckte mich. Beim Anblick des sprießenden Gartens fiel mir Gundis Tipp wieder ein: Die Stauden sollten bald geschnitten werden. Genau das Richtige bei diesem schönen Wetter, und außerdem wollte ich mich ja an die Dorfsitten anpassen.
In Onkel Huberts Schuppen fand sich alles, was ich brauchte, und so legte ich in dem kleinen Gartenstück neben dem Gasthof los. Mit den Stauden war ich schnell fertig, deshalb begann ich auch gleich noch, der Ligusterhecke einen neuen Haarschnitt zu verpassen. Ich überlegte gerade, ob ich die verdammte Hecke bei Gelegenheit herausreißen lassen sollte, als ich die Schnepfen Beyer und Haas die Straße entlangkommen sah. Auf der Stelle entschied ich mich für stehen lassen , ging in die Knie und versuchte eins zu werden mit den immergrünen Blättchen. Gerade rechtzeitig, denn die Damen hatten einen flotten Schritt drauf und waren launetechnisch auf hundertachtzig.
«Und etz der Manfred!», zeterte die Haas. «Glaubstes? Ich könnt verrüggt werr’n!» Zu meinem großen Schreck blieben sie direkt vor der Hecke stehen. Ich überlegte, ob ich mit einem lauten Schrei aus dem Nichts auftauchen und ihnen einen doppelten Herzinfarkt bescheren sollte, aber ich hielt mich zurück. Um diese Giftspritzen ins Jenseits zu befördern, würde ich größere Geschütze auffahren müssen. Und so begnügte ich mich damit, auf ihre unrasierten Beine zu starren.
«Dir is scho glaar, wer dahindersteckt, gell?» Die gehässige Stimme der Beyer nahm die Unterhaltung wieder auf.
«No freilich!» Frau Haas schnaufte. «Aber die soll bloß nedd glauben, dasse so einfach davonkommt!»
«Do musst an Riegl vorschieben, und zwar gleich», zischte die Beyer. «Wo kämen mir denn hin, gell? Wenn des a jeder machet!»
Die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Als sie außer Hörweite waren, schälte ich mich vorsichtig aus meinem Versteck und atmete tief durch. Gut zu wissen, dass sie auch noch andere Leute auf dem Kieker hatten. Ich wünschte dem mir unbekannten Manfred alles Gute.
Nach diesem Fast-Zusammenstoß verlegte ich meine Gartenaktivitäten lieber hinter das Haus. Den schönen Tag wollte ich mir einfach nicht verderben lassen.
Voller Elan rechte ich altes Laub zusammen, schnitt vertrocknete Stängel zurück, harkte den Weg und freute mich über die grünen Spitzen, die an allen Ecken aus der Erde hervorkamen.
Wer aber in meinen Gedanken auch wieder hervorkam, war Christian. Auf den Rechen gestützt, hing ich meinen Phantasien nach. Er. Ich. Unter dem Apfelbaum …
«Grüß Godd, Frau Nachbarin!» Gustl Beck stützte sich mit seinen haarigen Unterarmen auf den Zaun und zeigte mit einem breiten Grinsen, dass er schon lang nicht mehr beim Zahnarzt vorbeigeschaut hatte. «No, dun mer wohl a weng im Garten arbeidn?»
Nein, du Knaller. Ich wechsele gerade die
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