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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Frühling nicht mehr lang auf sich warten lässt, gell?» Die Frau nickte und wollte zu einer Antwort ansetzen. Doch da hatte sie die Rechnung ohne Mutti Beyer gemacht. Die stieß ihr unsanft den Ellenbogen in die Rippen und zischte ihr etwas ins Ohr.
    Was die Beyer von sich gab, konnte ich zwar nicht hören, aber das Ergebnis war, dass beide sich unisono abwendeten und intensiv das Süßwarenangebot der Gebrüder Albrecht studierten.
    Einen Moment stand ich wie vor den Kopf gestoßen da. So hatte mich noch nie jemand behandelt, nicht einmal Volker.
    «Passen Sie fei bloß auf», sagte ich wütend.
    Die Beyer drehte sich ganz langsam um und schaute mich boshaft an. «Auf was?»
    «Dass Sie nicht zu viel Schokolade essen. Das ist der Tod einer jeden Bikinifigur, gell? Grade in Ihrem Alter!» Damit schob ich meinen Wagen mit schweißnassen Händen weiter in den nächsten Flur, wo ich mit einem Blutdruck von hundertfünfzig zu zweihundert stehen blieb.
    Und nun? Ich legte meine Packung Ciabatta in ein Regal mit Shampooflaschen und beschloss, meine Einkäufe woanders zu erledigen. Nichts wie weg.

    Als ich kurz danach auf dem Edeka-Parkplatz ausstieg, war ich immer noch auf hundertachtzig. Am meisten ärgerte ich mich über mich selbst. Einer Mittvierzigerin mit dem Tod ihrer Bikinifigur zu drohen! Ich kam mir unglaublich blöd vor. Andererseits hatte sie ja mit dem Zickenkrieg angefangen!
    Aber diesen frustrierten Oberschnepfen würde ich es noch zeigen! Ich holte tief Luft und betrat kampfbereit den Supermarkt. Sollte mir zur Abwechslung jetzt Frau Haas über den Weg laufen, würde ich sie ohne Vorwarnung niederstrecken und in die Tiefkühltruhe stopfen. Dort gehörten sie alle hin, diese hirnlosen Giftnudeln, diese …
    «He, das ist ja eine schöne Überraschung!»
    Vor Schreck biss ich fast in den Einkaufszettel, und mein Blutdruck nahm schon wieder Fahrt auf. Diesmal aber nicht vor Ärger.
    «Christian!»
    Beherrsch dich, Nina, warf ich ein neues Mantra an. Benimm dich zur Abwechslung mal wie eine erwachsene Frau!
    «Na, wie geht es dir?»
    Wie er mich bei dieser Frage ansah! Ich wollte ihm sagen, dass seine Augen mich an schwarze Schokolade erinnerten. Dass ich dauernd einen Erotikstreifen im Kopf hatte und am liebsten jetzt, hier, direkt vor dem Kaffeeregal, eine Szene mit ihm durchspielen würde.
    Doch alles, was ich zustande brachte, war ein gekrächztes «Ganz okay!».
    «Hat es mit dem Heizöl geklappt?»
    Heizöl?
    «Von der Firma, die ich dir empfohlen hatte», half Christian mir auf die Sprünge.
    «Ach, das Heizöl!» Ein paar Leute musterten mich befremdet, und ich versuchte, meine Stimme auf Normalfrequenz zu bringen. «Äh ja, das war ein guter Tipp. Der Fahrer hat auch gleich die Heizung angeworfen.» Obwohl mir schleierhaft war, wie man überhaupt frieren konnte.
    «Dann bin ich beruhigt», sagte Christian. «Es wird nämlich noch etwas dauern, bis ich deine Fenster in Angriff nehmen kann. In der Firma ist völlig Land unter.»
    Diese Nachricht verpasste meiner Wiedersehensfreude einen kleinen Dämpfer. «Ach so. Magst du vielleicht einfach mal auf einen Kaffee vorbeikommen?», fragte ich. Dabei könnten wir uns …
    «Papi, wo bleibst du? Wir wollten doch ein Geschenk für Mama kaufen!»
    Ein kleiner Junge tauchte neben uns auf und alle meine Phantasien sackten wie ein misslungenes Soufflé in sich zusammen. Wie hatte ich auch nur eine Sekunde annehmen können, dass dieses Prachtstück von Mann noch zu haben war?

    Als Christian sich verabschiedet hatte, schlich ich wie Falschgeld an den Regalen entlang und packte den Einkaufswagen randvoll.
    Papi. Mama. Geschenk. Die Worte hallten in meinem Kopf wie ein Echo im Tal. Papi. Mama. Geschenk.
    Dann ging ich zur Kasse, zahlte und fuhr äußerst deprimiert nach Hause. Positiv denken? Bullshit!
    Gedankenverloren bog ich von der Hauptstraße in die Einfahrt und konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Irgendein Trottel hatte Holz in die Einfahrt gekippt. Viel Holz. Auch das noch!
    Ich stieg aus und trat wütend gegen den riesigen Haufen, diesen verdammten Beweis dafür, dass das Universum sich endgültig gegen mich verschworen hatte. Die Götter schmissen sich wahrscheinlich gerade vor Lachen weg über meine Blödheit zu glauben, dass ein Mal im Leben irgendetwas glattgehen könnte …
    «Des is ’m Hubbert sei Andeil», erklärte eine vertraute Stimme.
    «Anteil von was?», sagte ich mit sich überschlagender Stimme. Ich spürte, wie der Drang, laut

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