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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Stimmungstief bringt flaue Gefühle. Um die Mittagszeit können sich einzelne, zum Teil heftige Hitzewallungen entwickeln.
    Meine Schritte wurden langsamer. Gleich waren wir da. Doch als wir um die letzte Häuserecke bogen, blieb ich wie angewurzelt stehen. «Das ist doch nie und nimmer das Feuerwehrhaus!»
    «No freilich! Was soll’s denn sonst sein?» Gundi sah mich mit großen Augen an.
    Vor uns lag eine trutzige, mittelalterliche Burg, die ich noch nie vorher gesehen hatte.
    Gundi zeigte auf das Schild, das an der hohen Mauer über der Zugbrücke befestigt war. Freiwillige Feuerwehr Wiestal, stand dort in großen Frakturlettern. «Do steht’s.»
    Ich sah, dass sich auf den Zinnen der Burg etwas bewegte. Und kaum standen wir vor der heruntergelassenen Zugbrücke, hörte ich eine bekannte Stimme.
    «Do isse!», kreischte Frau Beyer. «Her mit’m heißen Deer! Die mach mer ferddig!»
    «Zuerst dun mer se rädern», plärrte Frau Haas, die ihre blondierten Haare hoch aufgetürmt hatte. «Rädern und ausbeitsch’n, des hat se verdient!»
    «Gundi …» Panisch riss ich meine Nachbarin zurück. «Ich will nach Hause!»
    «Schmarrn», sagte Gundi. «Die Weiber sind halt a weng biestig, aber des werd sich scho wiedergeben. Reech dich ned auf. Außerdem is Deilnahme Pflicht!»
    Ich geriet in Panik. «Die sind nicht biestig, die wollen mich umbringen!» Obwohl ich die Worte herausschrie, kam kein Laut aus meinem Mund. Gundi zerrte mich weiter über die Brücke.
    Während ich versuchte, mich aus ihrem eisernen Griff zu befreien, spürte ich, wie sich heißer Teer über mich ergoss. Voller Panik schlug ich um mich und …
    … landete schweißgebadet vor meinem Bett.
    Ich blinzelte benommen, dann stand ich auf und rollte mich unter die warme Decke zurück. Diese verdammten Weiber! Jetzt machten sie mir schon nachts das Leben zur Hölle.
    Ich schloss die Augen und versuchte, den Traum zu vergessen. Doch die Bilder ließen sich nicht löschen, schlimmer noch: Mein Hirn präsentierte mir die ganzen letzten Wochen als mieses B-Movie. Welcher Blödmann hatte mir eigentlich dieses goldene Arschkartenabo vermacht?!
    Mit meiner Arbeit ging es mehr schlecht als recht voran, und im Haus war seit der Heizöllieferung gar nichts mehr passiert. Die Viererbande unter der Leitung der Beyer machte mich systematisch fertig, und Gundi war mir zwar wohlgesonnen, trieb mich aber mit ihren kryptischen Bemerkungen allmählich in den Wahn. Ganz zu schweigen von den Männern, die ich kennengelernt hatte.
    Mein Nachbar Gustl ging mir auf die Nerven, Martin tauchte völlig unverbindlich zu den unmöglichsten Zeiten auf, und der schöne Schreiner war in festen Händen. Ach, Christian. Du. Ich. Immer noch eine heiße Nummer … «Mama?» Marie stand in der Schlafzimmertür. «Könntest du mich heute in die Schule fahren?»
    «Na klar», sagte ich. «Ist Mario krank?»
    «Nö, aber es wäre doch schön, wenn wir heute mal zusammen fahren.»
    Oje, sah man mir schon an, wie schlecht es mir ging?
    «Na, dann los.» Ich schwang die Beine aus dem Bett und wusste plötzlich, womit ich die Fahrt nach Pegnitz verbinden würde: mit einem Frisörbesuch.
    Wenn ich heute Abend schon geteert und gefedert werden sollte, wollte ich wenigstens gut aussehen.

    «Gut siehst du aus!» Christian pfiff anerkennend durch die Zähne und folgte mir in die Gaststube. «Also, wo fangen wir an?»
    Ich verscheuchte standhaft das Erotikkino aus meinem Kopf. «Du hattest am Telefon etwas von Ausmessen gesagt. Und du wolltest die Kellerdrebbn richtig reparieren.»
    Christian grinste. «Dann kümmere ich mich um die zuerst, und danach assistierst du mir bei den Fenstern.»

    Während er im Keller zu tun hatte, wollte ich an meinem Schreibtisch etwas Sinnvolles zustande bringen, aber daraus wurde nichts. Nur, dass mir diesmal nicht meine Gefühle für Christian einen Strich durch die Rechnung machten, sondern die Angst vor dem heutigen Abend. Wieder und wieder stellte ich mir vor, wie die vier mich fertigmachten und ich keine Chance hatte, mich zu wehren, weil ich nicht einmal wusste, warum.

    «Die Drebbe ist fertig!» Christian kam verdreckt aus dem Keller zu mir ins Arbeitszimmer, und ich musste mich zusammenreißen, ihm nicht die Spinnweben aus den Locken zu zupfen.
    «Jetzt kümmern wir uns um die Fenster. Die schauen wir alle der Reihe nach an, und die Notfälle repariere ich zuerst.» Er sah mich fragend an. «Warum schaust du denn so? Gibt es ein Problem?»
    Ja. Mit dem

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