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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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die Szene vorher geprobt, erschien genau in diesem Moment Leni Beyer in der Tür und hinter ihr die Schnepfenbande. Sie durchquerten den ganzen Raum und setzten sich an den einzigen Tisch, der noch frei war: den neben unserem.
    Herr Beyer verschwand, die Vorsitzende läutete mit ihrem Glöckchen, und ich wünschte mir einen vollen Becher Zyankali & Go herbei. Damit wäre das alles egal. So aber musste ich dem Schicksal ins Auge sehen. In acht Augen, die mir bitterböse Blicke zuwarfen. Und mir wurde auch ohne Gift speiübel.

    Die Tagesordnungspunkte rauschten komplett an mir vorbei. Ich stimmte bei den jeweiligen Wahlen so ab, wie Gundi es mir empfahl, ansonsten war ich einzig und allein mit der Frage beschäftigt, wie ich hier möglichst schnell wieder rauskam.
    Nach einer endlosen Stunde erklärte die Vorsitzende das Treffen für beendet, und die ersten Leute standen auf.
    Ich hatte mir inzwischen überlegt, dass ich den Raum am schlauesten mit Gundi als Schutzschild verlassen würde, doch daraus wurde nichts.
    «Mist! Der Walder geht scho!», rief sie, sprang auf und war im nächsten Moment verschwunden.
    Na super. Damit war Plan A gestorben, Zeit für Plan B. Ohne einen Schimmer, wie der aussehen könnte, saß ich wie gelähmt im Feindesland fest.
    Die Frauen am anderen Tisch tuschelten und guckten streitsüchtig zu mir herüber.
    Gundis Worte kamen mir wieder in den Sinn: «Bei manchen Dingen hier im Ort fragst mich in Zukunft besser vorher.» Aber wenn ich sie brauchte, rannte sie wie ein verknallter Teenager hinter Walter her!
    Immer mehr Leute verließen den Saal, und ich beschloss, es ihnen nachzutun, egal wie sehr ich mich dafür überwinden musste. Meine Beine hatten sich in Gummi verwandelt, und ich setzte behutsam einen Fuß vor den anderen. Doch als ich an den Schnepfen vorüberschlich, wurde das Tuscheln lauter. Worte wie Hirnwäsche und Erbschleicherin wehten zu mir herüber.
    Unschlüssig blieb ich stehen. Ein Teil von mir – und zwar der weitaus größere – wollte abhauen. Wollte im Galopp die Hauptstraße hinunterrennen, die Haustür von innen verrammeln, ins Bett springen und die Decke bis über den Kopf hochziehen.
    Der andere, winzige Teil war wütend. Aber ich spürte, wie diese Wut von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Inzwischen war sogar ihre Farbe zu erkennen, irgendwas zwischen Dunkelrot und Giftgrün. Und bevor ich begriff, was passierte, explodierte ich.
    «Vielleicht könnt ihr mir zur Abwechslung mal verraten, warum ihr euch so beschissen aufführt?!»
    Schlagartig war es im ganzen Saal mucksmäuschenstill. Erschrocken zog ich den Kopf ein. Nach ein paar Momenten nahmen die anderen Anwesenden ihre Unterhaltung wieder auf, aber am Schnepfentisch sagte keine was.
    Okay, Plan B war da, und ich würde ihn jetzt durchziehen. Ich stützte mich mit beiden Händen auf den Tisch und sah einer nach der anderen in die Augen.
    «Also, raus mit der Sprache. Was habe ich euch getan, dass ihr euch die Mühe macht, das ganze Dorf gegen mich aufzuhetzen?»
    Die drei Unterschnepfen hüstelten und sahen betreten weg. Nur Leni blickte mich zunächst genauso böse an wie ich sie. Doch dann geriet ihre Fassade ins Wanken. Offensichtlich hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Meuterei meinerseits.
    «Des is a weng a längere Geschicht», sagte meine Erzfeindin schließlich und deutete auf einen freien Stuhl.

    Das war es in der Tat, und es dauerte noch a weng länger, bis ich alle Puzzleteile richtig zusammensetzen konnte. Und selbst dann konnte ich kaum glauben, was ich hörte.
    «Soll das heißen, dass ihr Hubert über Jahre gepflegt habt und er euch dafür den Gasthof vererben wollte?», fasste ich zusammen. «Und nach seinem Tod habt ihr feststellen müssen, dass nicht ihr, sondern ich das Haus bekommen habe?»
    «Und dann bist aa noch eing’zogen!», sagte die Grauhaarige, die Bärbel hieß. «Da war mer dann endgültig bedient.»
    «Das habe ich allerdings gemerkt.» Ich sah in die Runde. «Aber warum ist das Haus so wichtig für euch? Wolltet ihr die Wirtschaft weiterführen? Oder es verkaufen? Und warum habt ihr nicht einfach mit mir geredet?»
    «Hab ich’s ned gleich g’sagt?» Die mollige Rosi sah bei diesen Worten zu Leni Beyer hinüber.
    «Is ja gut!» Es war offensichtlich, dass dieser Kommentar Leni gar nicht passte, und ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass auch für die anderen mit der Oberschnepfe nicht immer gut Kirschen essen war.
    «Und was hattet ihr nun für

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