Garantiert wechselhaft
gestartet», sagte ich, und Bärbel grinste jetzt trotz allem.
Gleich darauf standen Ernst und ich gemeinsam in der Küche vor dem Laptop und kochten Hühnersuppe. Schritt für Schritt, Foto für Foto, genau wie ein Chefkoch für Doofe uns das auf seiner Homepage erklärte.
Als alles im Topf war, ging ich zu Bärbel und schüttelte ihr Kissen auf.
«Die Suppe köchelt vor sich hin. Ernst will es zwar nicht zugeben, aber es hat ihm richtig Spaß gemacht. Es würde mich nicht wundern, wenn du da ein kleines Naturtalent hättest.»
Bärbel machte eine müde Handbewegung. «Des ist nur, weil er sich vor dir ka Blöße geben will», krächzte sie. «Sobald ich wieder hatschn kann, ist des vorbei. Wetten?»
Auf dem Weg nach Hause war ich guter Dinge. Außer Hühnersuppe hatte ich zwar noch nichts auf die Reihe gekriegt, aber der Tag war ja noch lang. Und so, wie es aussah, würde er sogar sonnig werden.
Als ich in die Einfahrt einbog, sah ich, dass der Rasen gemäht worden war. Im ersten Moment freute ich mich riesig, doch die Freude verzog sich schnell, als mir einfiel, wer hinter dieser Aktion steckte. Ich musste Gustl endlich schmerzfrei verklickern, dass er mit solchen Liebesbeweisen aufhören sollte, weil es keine gemeinsame Zukunft für uns geben würde.
Aber nicht jetzt. Jetzt musste ich den Frauen Bärbels Grüße ausrichten und mich dann endlich an die Arbeit machen. Schließlich dauerte es nicht mehr lange, bis die Handwerker erste Rechnungen schicken würden.
Im Saal sah es schon richtig nach Schneiderei aus. Insgesamt waren fünf große, höhenverstellbare Tische und Hocker geliefert worden, und auf der Bühne lagen neue Stoffballen. Wie bei den ersten Modellen verlief die Bandbreite der Stoffmuster von Geht-so , über Geschmacksfrei bis Seid-ihr-noch-zu-retten ? Und ich fragte mich zum x-ten Mal, wo die Frauen ihre Zielgruppe wähnten.
«Ihr müsst diese Woche ohne Bärbel auskommen», sagte ich und berichtete von meiner erfolgreichen Kochstunde mit Ernst.
«Ned schlecht», meinte Claudia. «Vielleicht kannst des mit mei’m Rudi auch mal durchziehn? Seit ich in die Schneiderei geh, hat der schon beim Frühstück Angst, dass ich des Mittagessen ned rechtzeidig aufm Tisch hamm könnt.»
«Meiner auch.» Leni schnaufte. «Ich hab mir scho ernsthaft überlegt, den Kurt gegen an Hund einzudauschen. Wenn ich heimkomm, hockt er in der Küch und starrt den Kühlschrank an. Ich mein, des könnt a Hund doch genauso, und der däd sich wenigstens freuen, wenn er mich sieht.»
«Tja, es hat eben doch Vorteile, wenn mer solo is», meinte Rosi, die lange Stoffbahnen der Kategorie Schnappatmung auseinanderschnitt. «Obwohl ich gern wieder an Mann hätt. Ich hab scho mit Suchen ang’fangen.»
«Und was machst, wenn’st einen findest?» Claudia zog ihre Brauen fast bis zum blondierten Haaransatz hoch.
«Also, mit dem …» Rosi hatte sich über diesen Typ anscheinend schon gründlich Gedanken gemacht, denn sie schloss die Augen und lächelte selig. «… mit dem würde ich amol wieder so richtig …»
«Wo habt’s ihr die fuchziger Muffenstopfen??» Ein Zweizentnerkerl in dreckigen Jeans und einem Netzhemd, aus dem Brustfell hervorquoll, erschien in der Tür und sah fragend in die Runde.
«Wenn die rund und aus grauem Plastik sind, liegen sie in der Gaststube vorne auf dem Tisch», sagte ich, und er zog wieder ab. Rosi warf dem Mann einen angewiderten Blick hinterher.
«Ich glaub, du kannst aufhör’n mit der Suche.» Leni grinste breit. «Der Wenninger is fei noch frei.»
Rosi schüttelte sich. «Aber ned für mich», presste sie hervor, «Da …» Sie holte tief Luft. «Da bleib ich doch lieber allaans!»
Wir lachten, und ich stand von meinem Hocker auf.
«Dann mach ich mich auch mal an die Arbeit.»
«Des machst», nickte Claudia. «Und mir sinn auch fleißig.»
«Als allererstes nähen mir nämlich Vorhänge für dich», sagte Leni und zeigte auf die Stoffbahnen, die Rosi vor sich liegen hatte. «Schee, oder?»
Ich musste einen Hustenanfall vortäuschen, um mein Entsetzen zu kaschieren, und brachte ein heiseres «Super!» heraus. Super, wirklich super, Nina! Wenn das so weiterging, würde ich demnächst im Haus eine Schutzbrille benötigen, um nicht durchzudrehen.
Aber die Schnepfen meinten es ja gut, und ich wollte es mir nicht mit ihnen verderben.
Mittlerweile mochte ich sie richtig.
«Wenn mich jemand braucht, ich bin oben», krächzte ich und wandte mich zum Gehen. «Oder drüben bei
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