Garantiert wechselhaft
gelegentlich darin herumtrieb, war Crowley, der sich gern mitten auf die empfindlichen Setzlinge legte, um sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen.
Ich sah aus dem Küchenfenster. Diesmal lag er zwischen den Johannisbeersträuchern und schaute träge einer Hummel nach.
«Findest du nicht auch, dass der Kater ganz schön dick geworden ist?», fragte ich Marie. Und stand damit bei meiner tierlieben Tochter schon wieder knöcheltief im Fettnäpfchen.
«Crowley ist genau richtig», fauchte sie.
Den Nachmittag über arbeitete ich an meinen Aufträgen, und ab vier, nachdem die Handwerker in den Feierabend verschwunden waren, kam ich auch richtig gut voran. Und das, obwohl Marie mir das schreckliche Gemälde ins Arbeitszimmer gestellt hatte.
Um sieben schenkte ich mir ein Glas von Elkes Bordeaux ein und rief bei ihr an, um von Gustls Horrorporträt, den Fortschritten in der Schneiderei und meinen Freud’schen Verschreibern zu erzählen.
«Dass du dir diesen Wunderschreiner immer noch nicht aus dem Kopf geschlagen hast», sagte sie. «Kannst du nicht endlich eine Affäre mit dem –»
«Wenn du jetzt Gustl sagst, war’s das mit unserer Freundschaft», brummte ich und nahm einen großen Schluck.
«– Anwalt! Mit dem Anwalt könntest du eine Affäre anfangen. Der macht doch sogar in Betten.»
«Was?»
«In Blech und Betten. Sein Spezialgebiet, das hast du mir selbst erzählt.»
Ich prostete meinem Konterfei zu und trank den Rest des Glases auf ex. «Genau», sagte ich. «Wunderschreiner, Blech und Betten und Gustlbob Ross. Da soll noch mal einer sagen, auf dem Land wird einem nix geboten.»
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Vierzehn
Die Vorhersage für Montag, den 2. Juni:
Am Morgen Überraschungen aus unterschiedlichen Richtungen. Insgesamt erfreulich und trocken.
«Mama!» Marie schüttelte mich unsanft hin und her. «Ma-ma!»
Mühsam kämpfte ich mich aus meinem Traum in die Wirklichkeit. «Wassenlos?» Ich schielte auf den Wecker: kurz vor fünf.
Marie strahlte mich an. «Wir haben junge Katzen!»
Sofort war ich hellwach. «Was? Wo?!»
«In der Schachtel mit den alten Klamotten.» Marie zog mich aus dem Bett. «Komm!»
Auf Zehenspitzen schlichen wir uns in das leere Zimmer, das wir im Augenblick als Rumpelkammer verwendeten, und gingen vor einer Kiste in die Hocke.
Drei kleine Katzen, die im Moment eher wie blinde Ratten aussahen, wuselten durcheinander. Zwei waren schwarzweiß gescheckt, eine getigert, und die stolze Mama war niemand anderer als Kater Crowley.
«Gott, sind die süß!», flüsterte ich ergriffen. «Das hast du gut gemacht, Crowley.»
«Als ich aufs Klo musste, habe ich ihn maunzen gehört.» Vorsichtig streichelte Marie der Katze über den Kopf. «Ich meine, sie. Ein Hexenmeister ist sie nun wohl doch nicht.»
Ich schüttelte stumm den Kopf.
«Dann kann sie aber auch nicht mehr Crowley heißen», überlegte Marie und fasste einen radikalen Entschluss.
«Dann nennen wir sie ab jetzt eben Krauli.»
Wir saßen noch eine Weile am Wochenbett, googelten, was frischgebackene Katzenmütter am besten zu fressen bekommen, und nach dem Frühstück – Forelle und Ei für Krauli, frische Brötchen für Marie und mich – musste ich meine Tochter überreden, trotz Familienzuwachs zur Schule zu gehen.
Dann war endlich Ruhe, und ich hatte Zeit für eine Dusche. Die beiden Mitarbeiter der Firma Beyer, die im Keller vor sich hin werkelten, würden wohl mal eine halbe Stunde ohne mich klarkommen.
Leider kam ich nicht ohne sie zurecht, denn kaum war ich eingeseift, stellten sie das Wasser ab. Scheiße!
Fröstelnd wickelte ich mich in ein flauschiges Badelaken und packte meine Shampoofrisur in ein Handtuch.
Und jetzt? In diesem Aufzug zu den Arbeitern zu gehen kam gar nicht in Frage. Den Spaß gönnte ich ihnen nicht. Blieb also nur die Flucht durch den Garten zu Gundi.
Ich holte meine Klamotten aus dem Schlafzimmer, schlich leise zur Küchentür hinaus und wollte gerade durch das Gartentürchen zu meiner Nachbarin hinüberschlüpfen, als ein wohlbekannter Kleinbus in den Hof fuhr und genau vor mir anhielt. Wie ein hypnotisiertes Reh blieb ich vor der Stoßstange stehen.
Christian beugte sich aus dem Fenster und begutachtete mich grinsend. «Da geht die Woche ja gleich gut los! Ist das ein Modell von den Damen Beyer & Co?»
«Nein, das Wasser wurde …» Ich machte eine unbedachte Handbewegung Richtung Gasthaus. Das Badelaken geriet ins Rutschen, und im nächsten Augenblick stand ich oben
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