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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Gustl.» Um den Zufluss weiterer Gustlbob-Werke zu verhindern.
    «Ich will fei nix sagen, aber die Heggel’sche hat schon an arg komischen Männerg’schmack», brummte Claudia, als ich fast außer Hörweite war.
    Die Heggel’sche? Wer war das denn schon wieder?

[zur Inhaltsübersicht]
    Fünfzehn

    Die Vorhersage für Mittwoch, den 11. Juni:
    Ein anfängliches Stimmungshoch löst sich nach Durchzug von Selbstzweifeln rasch auf. Gegen Mittag entwickeln sich teils kräftige Rachegelüste.
    Hurra! Ein Tag ohne Handwerker, ohne Schnepfen, und auch sonst war keiner in Sicht, der mich bei der Arbeit stören konnte. Nicht mal Gundi, die mir am Abend vorher ihren Hausschlüssel in die Hand gedrückt und sich für drei Wochen verabschiedet hatte, weil sie mit einer Freundin in einem rollenden Hotel durch die Sahara fahren wollte. Schade, dass sie nicht Gustl mitgenommen hatten, aber der ließ sich zum Glück im Moment nur selten blicken.
    Ich nahm meinen Kaffee mit nach oben und öffnete die Tür zur Katzenkinderstube. Die Kleinen wuselten um Krauli herum, die mir gnädig gestattete, sie zu streicheln. Ich musste mir einen Ruck geben, um mich loszureißen, aber dann bewegte ich meinen süßen Hintern ins Arbeitszimmer, setzte mich an den Mac und legte los. Gestern hatte ich mit der Weinhändlerin die letzten Korrekturen an ihrem Logo besprochen, sodass ich mich jetzt darauf freute, die Arbeit endlich abzuschließen und die Rechnung zu schreiben.
    Aber irgendwie wollte es nicht laufen. Die vermeintlich kleinen Änderungen führten dazu, dass die Gewichtung der einzelnen Elemente nicht mehr stimmte, und ich probierte endlos herum, um das Problem in den Griff zu kriegen. Am Ende hätte ich das ganze verdammte Ding am liebsten in den Müll gepfeffert. Da es sich auf meinem Bildschirm befand, hätte ich die Datei höchstens in den Papierkorb ziehen können, aber das hatte weitaus nicht den gleichen Effekt. Wo, zum Teufel, war die digitale Entsprechung für ein Bakelittelefon, wenn ich sie brauchte?!
    Ich saß vor dem Bildschirm und konnte beinahe zusehen, wie meine Stimmung ins Bodenlose abrauschte. Jetzt bekam ich nicht mal mehr die einfachsten Sachen hin! Sachen, die Jüngere einfach aus dem Ärmel schüttelten, bevor sie abends bei hippen Events RedBull mit Wodka schlürften und netzwerkten. Während ich mit Mitte vierzig, ach was, Ende vierzig am Ende der Welt saß und nichts auf die Reihe kriegte.
    Plötzlich war mir hundeelend. Ich fuhr den Computer herunter, und als ich mein Spiegelbild auf dem dunklen Monitor sah, war es ganz aus. Ich war unfähig, sah scheiße aus, keiner liebte mich, und ich würde nie wieder im Leben auf einen grünen Zweig kommen.
    Zwei Vorhöllen später wusste ich, dass mir nur eine helfen konnte.
    «Elke», krächzte ich ins Telefon. «Ich kriege meine Arbeit nicht hin. Und morgen laufen wieder tausend Leute hierherum, die alle was von mir wollen, und der Einzige, der etwas für mich empfindet, ist ein Farblegastheniker, der mir die Wände mit Sonnenuntergängen zupflastert.»
    «Ach Süße … Ruhig Blut. Nach allem, was du in den letzten Wochen gestemmt hast, ist das einfach mal dran.» Schon Elkes Stimme tat mir gut.
    «Weißt du», sagte sie dann sanft, «Auf den Fotos, die du mir letzte Woche geschickt hast, sieht man, dass es im Haus mit großen Schritten vorangeht, auch wenn dir das im Moment nicht so vorkommt. Warte mal ab, sobald die Wände wieder zugespachtelt und frisch gestrichen sind, fühlst du dich wie eine Königin in deinem Palast.»
    «Aber wie eine Königin, die pleite ist! Und ich muss doch für Marie sorgen und für Krauli und die kleinen Katzen.» Bei diesem Gedanken war mein persönlicher Weltuntergang perfekt. «Nur für mich sorgt keiner!»
    «Nina», sagte Elke ernst. «Du bist eine tolle, begabte und liebenswerte Frau. Du hast so viel geschafft in deinem Leben. Warum glaubst du eigentlich im Grunde deines Herzens immer noch nicht, dass du selber für dich sorgen kannst?»
    Gute Frage.

    Nach diesem Gespräch beschloss ich, erst mal eine Runde in der Erde zu wühlen, um den Kopf freizukriegen.
    Ich schlüpfte in mein altes Lieblings-T-Shirt und eine weite Jeans. Das Shirt hatte ich seit ewigen Zeiten, und entsprechend abgetragen sah es auch aus. Aber ich liebte den schönen pflaumenblauen Stoff, der meiner Haut schmeichelte.
    Im Garten stand ich eine Weile einfach nur auf dem Kiesweg und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, die Stille und den Duft der Pflanzen.
    Das

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