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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Gargantua zu Hilf hinaus. Pikrochol aber meint', die Hilf käm ihm aus der Stadt, und wagt' sich tolldreist weiter denn zuvor heran, bis Gargantua ausrief: »Bruder Jahn, mein Freund, Bruder Jahn! Zur guten Stund bist du gekommen.« – Da, als Pikrochol und sein Volk nun einsahen, daß alles ohn Rettung verloren, rissen sie aus nach allen Winden. Gargantua setzt' ihnen nach bis gen Vaugaudry, mit Mord und Totschlag. Dann aber ließ er zum Rückzug blasen.

Zweiundvierzigstes Kapitel
Wie den Pikrocholus auf der Flucht das Unglück ereilt, und was Gargantua nach der Schlacht tat
    Pikrocholus entfloh also verzweifelt nach der Bouchardsinsel, und auf dem Weg gen Riviere stolpert' und fiel ihm seine Mähre, darob er sich so schwer entrüstet', daß er in seiner Wut sie mit dem Degen darniederstach. Und weil er niemanden fand, der ihm wieder zu Pferd half, wollt' er aus einer Mühlen in der Näh einen Esel nehmen. Aber die Müller zerdraschen ihn mit Knütteln breiweich, zogen ihm die Kleider aus und hingen ihm einen armseligen Kittel zur Bedeckung über. Also zog der arme Choleriker fürbaß auf Port Hulaux, setzt' da übers Wasser und erzählt den Leuten sein Unglück. Da wahrsagt' ihm denn eine alte Runkunkel, daß ihm sein Königreich wieder erstattet werden würd', wenn die Ziegenböck Milch gäben. Seit der Zeit weiß man nicht, wo er hinaus ist kommen. Doch hab' ich gehört, daß er jetzt ein armer Taglöhner zu Lyon sei, cholerisch wie zuvor, und immerfort horcht' er bei allen Fremden herum, ob die Ziegenböck noch keine Milch geben wollten, weil er alsdann, nach der Prophezeiung der alten Hex, steif und fest hofft, in seine Staaten wieder eingesetzt zu werden.
    Nach Abzug des Feindes zählt' Gargantua zuvörderst sein Volk und fand, daß dessen nur wenig im Feld geblieben war. Ließ dann auf dem Burgplatz alle, die von Pikrochols Partei noch überblieben, vor sich fordern und redet' im Beisein aller seiner Fürsten und Hauptleut zu ihnen wie folget:

Dreiundvierzigstes Kapitel
Die Anrede, die Gargantua an die Überwundenen hielt
    Unsre Ahnherrn, Väter und Vorvordern, solang wir denken können, sind immer der Meinung und Neigung gewesen, daß sie ihrer gewonnenen Schlachten Triumphgedächtnis und Ehrenmal lieber mit Siegestrophäen und Zeichen in die Herzen der Überwundnen durch Gnad, als in die eroberten Länder durch Baukunst haben stiften wollen. Denn sie achteten der Menschen lebendige, durch Freundlichkeit gewonnene Erinnrung höher als die stummen Überschriften, der Bögen, Säulen und Pyramiden, welche der Unbill der Witterung und eines jeden Mißgunst bloßstehen. Die Zeit, die alle Dinge anfrißt und mindert, mehret dagegen und häuft die Wohltat; dieweil einem vernünftigen Menschen gern erwiesener offener Freundesdienst in edlem Gedächtnis und Erinnrung allzeit fortwächst. Auch wir wollen mitnichten aus der angestammten milden Art unsrer Väter schlagen, sondern hiemit euch los und ledig, frank und frei wie zuvor erklären.
    Überdem soll man jedem zum Abzug in den Toren drei Monat zahlen, daß ihr wieder in eure Heimat und Freundschaft kommen könnt, und mein Marschall mit 600 Reisigen und 8000 Fußvolk soll euch sicher geleiten, damit euch die Bauern kein Leides tun. Gott sei mit euch. Vom Grund des Herzens ist mir leid, daß nicht Pikrocholus hie zugegen; denn ich hätt' ihn gemahnen wollen, daß dieser Krieg nicht mir zur Lust, noch zur Hoffnung, mein Gut und Namen zu mehren, erhoben worden. Aber weil er verschollen ist und man nicht weiß, wie oder wo er abhanden kommen, will ich, daß seinem Sohn sein Reich unangetastet verbleiben soll. Welcher, da er noch allzu jung (denn er ist noch nicht gar fünf Jahr alt) von den ältesten Landesfürsten und klugen Männern des Königreichs erzogen und gelenkt werden soll. Und weil ein solch verlassen Reich gar leicht zugrund gerichtet wird, wenn man den Geiz und die Begehrlichkeit der Verweser desselben nicht im Zaum hält, will und verordne ich: Ponokrates soll mit dazu benötigter Vollmacht über all seine Lehrer und Pfleger Aufseher sein und um das Kind getreulich bleiben, bis er es selber zu regieren geschickt und tauglich befinden wird.
    Ich bedenk', daß allzu weichlich schlaffe Nachsicht gegen die Übertreter ihnen nur desto größeren Anlaß gibt, von neuem zu sündigen, bestärkt durch diesen schädlichen Trost der Vergebung.
    Dessentwegen will ich, daß ihr vor euerm Abzug mir zuvörderst diesen saubern Marcket aushändiget, dessen eitler

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