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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Du bist so ein Kerl, der weiter nichts treibt als ander Leut Elend und Not zu erforschen und auszuspüren, derweil dein Weib zu Haus die Fickmühl dreht! Kommt, laßt dies Kalbsgehirn, diesen schäumenden Hundstagsnarrn, den man an Ketten legen sollte, hier mit seinen Hausteufeln storchen, so lang er Lust hat. Ich werd' wohl glauben, daß die Teufel solch einem Trottel zu Diensten ständen! Er hat noch nicht einmal das Abc der Weisheit los, das Kenndichselbst; rühmt sich, den Splitter in seines Nächsten Aug' zu sehn, und sieht den dicken Balken nicht, der aus seinen beiden wächst. Kommt, laßt uns wieder zu unserm König; ich weiß, es wird ihm gar nicht recht sein, wenn er hört, daß wir in dieses vermummelten Teufels Spelunke gewesen sind. Mich reut, daß ich herging. Potz Sakerdamm! Er hat mich mit seinem Teufelsspuk und Wust, mit seinen Zauber- und Hexenkünsten ganz eingeschwafelt! Also nehm ihn der Teufel auch zu sich. Sprecht Amen dazu, und kommt mit mir zur Tränk. Mir schmeckt kein Bissen zwei Tage lang mehr oder gar vier.«

Achtzehntes Kapitel
Wie Panurg beim Bruder Jahn von Klopffleisch Rat nimmt
    Panurg war also von des Trippa Reden arg mißmutig geworden. Als sie nun den Flecken verlassen hatten, wandte er sich an den Bruder Jahn, kratzte sich dabei im linken Ohr und sprach mit meckernder Stimm zu ihm: »Komm, mach mir etwas Lustigs vor, mein Hosseloddel; der Geck hat mir mit seinem teuflischen Geträtsch den Kopf ganz durcheinander gebracht.
    O Bruder Jahn, mein Freund! Vor dir hab' ich den größten Respekt; dich hab' ich mir zum besten Bissen aufgespart. Jetzt bitt' ich dich, gib mir deinen Rat: sprich, soll ich freien oder nicht?« – Bruder Jahn antwortete ihm munter und sprach: »Ei, frei in Teufels Namen, frei! Und das je eher, je lieber! Noch heut abend bestell dir meinethalben das Aufgebot, daß die Bettstell kracht. Potz Kuckuck, worauf willst warten? Weißt du auch, daß der Welt Ende nicht mehr weit ist? Wir sind ihm heut schon um zweieinhalb Meilen näher denn ehegestern. Der Antichrist ist schon geboren; man hat mir's gesagt. Zwar kratzt er erst seine Ammen und Kindermägd, er zeigt noch nicht die Reiche der Welt, denn er ist noch klein. Willst du denn am Jüngsten Tag mit vollen Eiern erfunden werden beim großen Gericht?« – »Du hast«, versetzte Panurg, »einen heitern und sehr hellen Kopf, mein Bruder Jahn, und redest, wie sich's gehört. Dies war auch der Grund, warum Leander, als er vormals über das Hellespontische Meer zu seiner Liebsten Hero schwamm, alle Meergötter bat:
Gebt ihr hinüberwärts mir Heil und Glück,
Ersauf' ich gern, kehr' ich zurück.
     
    Er wollte nicht mit vollen Eiern sterben. Das will ich zum Gesetz machen: wann die Justiz hinfür bei mir in Salmigundien einen armen Sünder aufhängen will, soll man ihn ein paar Tag zuvor waldeselmäßig rammeln lassen, bis er in all seinen Samenbläslein auch nicht so viel mehr hat, daß man damit ein griechisch Ψ schreiben kann. Solch köstlich Ding darf nicht unnütz verlorengehn. Vielleicht stirbt er ohn Kummer, wenn er einen Menschen gezeugt hat und so einen Stellvertreter zurückläßt.«

Neunzehntes Kapitel
Wie Bruder Jahn Panurgen lustigen Rat gibt
    »Beim heiligen Rock! Panurg, mein holder Freund«, sprach Bruder Jahn, »ich rat' dir nichts, was ich nicht selbst tät, wenn ich wie du wär. Nur dies eine nimm wohl in acht: gib fein dicht und unabläßlich Feuer! Wenn du dazwischen ruhst, bist du verloren, armer Schelm, und es geht dir wie den Ammen: wenn sie die Kinder nicht fleißig stillen, bleibt ihnen die Milch aus. Ich hab's an manchen erlebt, die's nimmer konnten, wann sie wollten, weil sie's zuvor nicht exerziert hatten. Denn durch den Nichtbrauch gehn alle Privilegien verloren, so spricht der Schreiber. Darum, mein Sohn, halt du den kleinen Bürgersmann da drunten in steter Arbeit und leid nicht, daß er wie faule Edelleut nur müßig von seinen Renten zehrt.«
    »Nix da! Bruder«, sprach Panurg; »ich will dir folgen, alter Stecher; du hast mich ohn Wenn und Aber und Umschweif all meiner Angst, die mich noch bedrückte, enthoben. Erhalt dich Gott dafür noch allzeit steif und straff zum Dienst. Wohlan! Auf dein Wort will ich frein, und zwar unfehlbar, das schwör' ich dir, all Elemente ermahnen mich ja, dies Wort sei dir eine eherne Mauer.
    Was aber den zweiten Punkt angeht, so scheinst du mir allerlei Zweifel, ja Mißtraun in meine Könnerschaft zu setzen, als ob mir der steife Gott nicht allzu

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