Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
um dir was antun zu wollen?“
„Du klingst ein bisschen unheimlich, wenn du so was redest, Süßer“, meinte Izzy so selbstverständlich, als hätte sie schon zuvor mit ihm über das Thema gesprochen.
„Ich kapier noch immer nicht, wie sie so was machen kann, wenn sie tot ist“, meldete sich William zu Wort. Sein Blick war unverändert auf das Spielbrett gerichtet.
Mein Handy klingelte. Wieder war es Livin’ La Vida Loca. „Ach, was ist denn jetzt schon wieder?“ Ich fühlte mich versucht, gar nicht erst ranzugehen, allerdings wusste ich ja, es hatte irgendwas mit der Hochzeit zu tun. Was konnte jetzt noch schiefgehen? Ich ging ein paar Schritte auf Abstand zu den anderen, aber ich bekam trotzdem klar und deutlich mit, wie Sebastian seinen Sohn aufforderte, mit dem Scheiß aufzuhören und ihm endlich zu sagen, was mit Teréza los war.
Der Anruf kam von der Schneiderei. Sie wollten von mir bestätigt bekommen, dass die Kleider der Brautjungfern aus rosafarbenem Taft sein sollten.
„Nein!“, brüllte ich. „Aus Seide. Eisblau.“ Ich sah zu Izzy. Sie war als meine Brautführerin vorgesehen, und ich hatte eine Farbe ausgewählt, die nicht nur zur Jahreszeit passte, sondern auch zu ihrem Teint. „Die Farbe der Kleider ist extrem wichtig“, betonte ich, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich einen Schnitt ausgesucht hatte, der schlicht genug war, um das Kleid später als Cocktailkleid wiederverwenden zu können. Das Modell, das mir gerade eben beschrieben wurde, hatte dagegen eine riesige Schleife auf dem Hintern. Ich stöhnte auf.
Das könne man ändern, wurde mir versichert, doch das dauere dann ein bisschen.
„Wie lange?“
Ein paar Wochen, meinte man. Voraussichtlich.
„Voraussichtlich?“, wiederholte ich entsetzt. „Ich werde in genau zwei Wochen heiraten!“
Nun, dann würden sie ihr Bestes geben.
Meine Hand zitterte, als ich das Handy zurück in die Jackentasche schob. Lilith strömte durch meine Adern und pulsierte heftig in meiner Kehle.
„Okay, jetzt reicht’s mir!“, fauchte ich. Bevor mir selbst so ganz klar war, was ich eigentlich tat, hatte ich Mátyás bereits gepackt und von seinem Stuhl hochgerissen. Die Hände in sein T-Shirt verkrallt, schob ich ihn vor mir her und stieß ihn mit Wucht gegen das Bücherregal. „Was läuft hier? Bin ich verflucht oder was? Hat dieser Stalker-Freak, zu dem deine Mutter geworden ist, mich verhext?“
Ich war so schnell gewesen, dass der Stuhl erst zwei Sekunden später auf den Boden knallte, nachdem ich Mátyás mit meiner Aktion die Luft aus den Lungen gepresst hatte.
Hatte ich schon erwähnt, wie schrecklich empfindlich Lilith sein konnte?
Mit aller Macht hielt ich SIE davon ab, Mátyás’ Kopf wiederholt gegen das Regal zu schlagen. Während in mir die Gefühle tobten, hörte ich Sebastian brüllen, ich solle damit aufhören, und auch Izzy schrie irgendwas. Aber es war Williams ruhige, besänftigende Stimme, die wirklich zu mir durchdrang. „... Ihr seid weise, o Göttin. Mátyás ist wahrhaftig ein Idiot, dennoch flehe ich Euch unterwürfig an, sein nutzloses Leben zu verschonen.“
Ich atmete tief durch. William säuselte weiter Plattitüden in mein Ohr, und ich merkte, wie Liliths Zorn nachließ. Als ich meinen Griff um Mátyás’ Gurgel lockerte, kehrten seine hervorgequollenen Augen ein Stück in ihre Höhlen zurück.
Das Witzigste an alldem war, dass Mátyás mindestens fünfzig Pfund mehr wog als ich. Außerdem war er fast eins achtzig groß. Als mir klar wurde, dass ich auf Zehenspitzen stehen
musste, um ihn gegen das Regal gedrückt zu halten, ließ ich ihn schließlich los und spürte, wie ich errötete.
William, der sich Schritt für Schritt an mich herangeschlichen hatte, eilte herbei, um Mátyás zu stützen, kaum dass ich die Finger von ihm genommen hatte. Er hielt die Hände an seinen Hals und konzentrierte sich ganz darauf, tief und gleichmäßig durchzuatmen. Sebastian regte sich nicht, aber ich sah ihm an, dass er Mátyás und mich besorgt beobachtete. Izzy hatte aufgehört zu brüllen, doch als sie an mir vorbeihuschte, um Mátyás zu trösten, murmelte sie etwas von Aggressionsbewältigungskursen und von Wahnsinn vor sich hin, der mit Medikamenten behandelt gehörte.
Irgendeine Kundin johlte ein „Gut so, Mädchen!“ in meine Richtung, aber als ich mich umdrehte und sehen wollte, wer das gewesen war, da waren auf einmal alle sehr in ihre Zeitung oder ihr Glas Latte vertieft.
Ich zuckte
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