Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
konnte. „Cool. Aber bist du dir sicher, dass es tatsächlich Parrish war?“
„Oh ja“, bekräftigte er. „Er kam zu mir, um Hallo zu sagen. Das war schon irgendwie seltsam, weil Jorge ihn für meinen Ex hielt und total eifersüchtig wurde. Aber egal. Hast du ihn nicht eingeladen? Er sprach davon, dass er in der Stadt ist, um eine Hochzeit zu besuchen. Ich ging davon aus, dass er deine damit meinte.“
Hatte ich Parrish eingeladen? Das Schlimme war, ich konnte es durchaus gemacht haben.
Vor ein paar Wochen hatte ich die Einladungen zu unserer Hochzeit in die Umschläge gesteckt und mich dabei irgendwie etwas traurig gefühlt, weil in der Kirche auf der Seite der Braut nur so wenige Leute sitzen würden, die tatsächlich zu mir gehörten. Ja, sicher, da war der neue Zirkel, den Sebastian und ich ins Leben gerufen hatten. Aber alle meine alten Freunde - die mich noch aus der Zeit kannten, bevor die Hexenjäger des Vatikans meinen bisherigen Zirkel ausgerottet hatten - hielten mich für tot. Um nicht die Jäger und das FBI auf meine Fährte zu lenken, musste ich ihnen meine neue Identität verschweigen. Die eigentliche Bedrohung existierte nicht mehr, denn den Vatikan hatte ich mittels Magie glauben lassen, dass ich nicht länger ein Problem darstellte. Und beim FBI war der Fall längst zu den Akten gelegt worden.
In einem Anfall spontaner Nostalgie hatte ich einen Ruf auf der Astralebene ausgesandt und dafür einen Zauber gewirkt, mit dem ich meine alten Freunde bat, von mir zu träumen, damit sie im Traum die Ankündigung meiner Hochzeit erhielten. Ich übermittelte ihnen sogar Ort und Datum und ließ sie wissen, wie sie mit mir Kontakt aufnehmen konnten, um mir mitzuteilen, ob sie kommen würden oder nicht.
Dass es funktioniert hatte, hatte ich schon einen Tag später gewusst, als meine älteste Freundin von der Highschool bei mir angerufen hatte. Sie hatte meine Eltern gegoogelt und ihnen die Information entlockt, wie sie mich erreichen konnte. Und dabei war sie nicht mal Wicca-Anhängerin! Wir unterhielten uns über alte Zeiten und über das, was seitdem geschehen war, und schließlich erklärte sie sich einverstanden, eine meiner Brautjungfern zu werden. Andere meldeten sich in den Tagen danach bei mir, und das gab mir auch ein richtig gutes Gefühl, aber irgendwie hatte ich dabei Parrish vergessen. Dass gerade er auf einen von mir geschickten Traum hören würde, hätte ich mir denken können. Himmel, ein solcher Traum hätte ihn sogar buchstäblich aus dem Grab geholt.
Das war ja wirklich reizend. Jetzt hatte ich nicht nur Sebastians Ex am Hals, sondern auch noch meinen eigenen Exfreund.
„Hat er gesagt, wo er sich einquartiert hat?“, wollte ich wissen.
„Dann hast du ihn also nicht eingeladen?“, hakte er nach. „Ich hatte mich schon gewundert."
„Nein“, sagte ich. „Äh ... doch. Magisch - in einem Traum.“
„Oh ja, ich glaube, den Traum hatte ich auch“, erklärte William ein wenig überrascht.
„Ehrlich? Ist ja cool“, antwortete ich. Mir war nicht bewusst gewesen, dass jeder diesen Traum empfangen würde, auch meine Freunde hier in meiner unmittelbaren Umgebung. „Aber ich sollte mich besser vergewissern, dass er nicht vorhat, mir während der Zeremonie eine Szene zu machen.“
„Er wird doch gar nicht hinkommen können, nicht wahr? Ich meine, er kann sich doch nur nachts draußen blicken lassen.“
Ja, und das unterschied ihn von Sebastian. „Unsere Hochzeit findet am Tag der Wintersonnenwende statt. Die Sonne geht um vier Uhr sechsundzwanzig unter.“ Ich wusste die
Zeit so genau, weil wir über eine spätere Hochzeit nachgedacht hatten, damit auch einige unserer eher der Nacht zugewandten Freunde dabei sein konnten. Letztlich war die Entscheidung dann aber doch zugunsten einer traditionellen Heirat am Nachmittag gefallen. Stattfinden würde die Zeremonie in einer Kirche. „Er könnte beim Empfang reinplatzen."
„Wieso machst du dir Sorgen? Ich dachte, zwischen euch beiden spielt sich nichts mehr ab.“
Tat es auch nicht. Nur ... er hatte mir seinen Hochzeitsring gegeben.
William bog in die Einfahrt zu Sebastians Haus ein, und ich suchte mit den Augen den Friedhof nach Hinweisen auf Teréza ab. Er ließ den Motor laufen, während ich mich innerlich stählte, um mich nach draußen in die Kälte zu begeben. Obwohl ich genau wusste, einen Zauber vor mir zu haben, sah Sebastians Haus wie vor langer Zeit aufgegeben und verlassen aus. Die Veranda schien aufgrund ihres
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