Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
ab, öffnete den Küchenschrank und schob die Cornflakes-Schachteln hin und her. Er war ganz offensichtlich immer noch nervös.
Sebastian warf erst ihm, danach mir einen nachdenklichen Blick zu. „Ja, okay.“
Nachdem er den Motor gestartet hatte, saßen wir einen Moment lang schweigend da, während unser Atem die Scheiben beschlagen ließ. „Also gut. Was ist los?“, fragte er und holte den Eiskratzer unter seinem Sitz hervor.
Ich nahm den zweiten Kratzer aus dem Handschuhfach und traf draußen mit Sebastian zusammen. Er schabte den Raureif von seiner Seite der Windschutzscheibe, ich kümmerte mich um meine Hälfte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Teréza sich in der Scheune versteckt hält“, flüsterte ich ihm zu und schaute zwischendurch über meine Schulter.
Ich rechnete damit, dass er zu fluchen beginnen oder mit den Fäusten auf die Motorhaube trommeln würde, ja, dass er irgendeinen Gefühlsausbruch erkennen lassen würde. Doch
Sebastian nickte nur und kratzte weiter den Raureif weg, der sich an der Plastikkante absetzte. „Ja, klingt überzeugend. Darauf hätte ich auch kommen können.“
„Macht dir das nichts aus? Ich meine, was willst du jetzt unternehmen?“
„Ich bin mir nicht sicher.“ Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Wir hatten uns mittlerweile zur Heckscheibe vorgearbeitet. Sebastians Seite war restlos sauber, meine wies krumme und schiefe Streifen auf dem Glas auf.
Nachdem wir die Scheiben vom Raureif befreit hatten, stiegen wir wieder ein. Im Wagen war es inzwischen bereits etwas wärmer geworden. Ich schüttelte mich übertrieben, um mich demonstrativ von der Kälte zu befreien, und rieb meine dicken Handschuhe aneinander, um meine tiefgekühlten Fingerspitzen wieder zu wärmen. Die Sonne war durch die Wolkendecke gebrochen und wurde von den mit Eis überzogenen Feldern reflektiert.
„Sie hat versucht, uns beide umzubringen“, sagte er. „Glaubst du wirklich, es bringt etwas, mit ihr zu reden?“
„Solltest du das nicht wenigstens versuchen? Immerhin ist sie seine Mom.“ Ich legte den Gurt an, während er losfuhr.
Er nickte und hörte sich ein wenig niedergeschlagen an, als er erwiderte: „Ja, ich weiß.“
Rußpartikel und Schmutz überzogen den zu beiden Seiten des Highways aufgetürmten Schnee. Ein Schwarm Krähen stieg laut protestierend auf, als wir an einem überfahrenen
Waschbären vorbeifuhren.
„Ich finde, du solltest aber noch warten. Lass mich erst eine Versammlung des Zirkels einberufen. Wir werden unseren Schutzzauber wirken und dich mit einbeziehen.“
„Vielleicht könntest du die Göttin um ein wenig Unterstützung bitten“, überlegte er. Ich fand, er klang ausgesprochen müde.
„Du könntest es mit Beten versuchen.“
„Ich glaube nicht an die Göttin“, gab er zurück.
„Das habe ich damit auch nicht gemeint.“
Er schaute kurz zu mir. „Ich habe nicht mehr gebetet, seit ... seit ich exkommuniziert wurde.“
„Ich habe über das Ganze nachgedacht. Wenn der Exorzismus Terézas Krankheit ausgetrieben hat - ihre Krankheit, nicht ihren Vampirismus -, na ja, was ... wie wäre es, wenn du wieder ein Katholik sein könntest?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin immer noch ein Katholik, nur hat man mich exkommuniziert.“
„Du weißt, was ich meine.“
Sebastians Kiefermuskeln zuckten. Er presste die Lippen zusammen und griff nach seiner Sonnenbrille, die wie immer im Becherhalter steckte. Ich war inzwischen lange genug mit ihm zusammen, um zu wissen, was das hieß: Themenwechsel.
Ich schirmte meine Augen ab, als wir nach Osten abbogen und direkt der Sonne entgegenfuhren. Vermutlich sah ich aus wie Nosferatu in diesem alten Schwarz-Weiß-Film, was umso ironischer war, weil neben mir ein echter Vampir saß, der sich an dem grellen Sonnenschein gar nicht störte.
„Weißt du, was eigenartig ist?“, fragte ich. Dankbar nahm ich zur Kenntnis, dass wir die Stadt erreichten, wo Gebäude und Bäume die Sonne wenigstens für ein paar Augenblicke von mir fernhielten. „Ich hatte das Gefühl, dass Teréza sich heute Morgen davongeschlichen hat, um sich zu verstecken. Wenn sie doch durch dein Blut zum Vampir geworden ist, sollte sie dann nicht auch am helllichten Tag unterwegs sein können?“
Sebastian legte die Stirn in Falten. „Worauf willst du hinaus?“
„Na ja, du hast mir immer gesagt, dass die Verwandlung nicht ganz funktioniert hat, und Mátyás will um jeden Preis seine Mom zurückhaben. Vampire besitzen diesen mutierten
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