Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
„Eines Tages wirst du das Gleiche für mich machen. Und jetzt rette lieber deine zukünftige Ehe.“
Mir stockte der Atem. „Meinst du ehrlich, ich bin dazu in der Lage?“
„Wenn du es wirklich willst, Garnet, dann kannst du sogar Berge versetzen.“
Das war wieder so typisch William, so etwas zu sagen. Ich verzog den Mund zu einem unwilligen Lächeln. „Ja“, murmelte ich. „Kann schon sein.“ Aber so ganz sicher war ich mir nicht. Vielleicht waren wir einfach noch nicht bereit zum Heiraten. So lange waren wir noch nicht zusammen – noch keine zwei Jahre -, was für Sebastians Lebensalter von rund tausend Jahren kaum nennenswert war. Und selbst als schwere Bürde war Teréza seit über hundertfünfzig Jahren ein Teil seines Lebens.
Ich klappte mein Telefon auf. Sollte ich ihn anrufen? Ich konnte dieses Bild einfach nicht loswerden, wie die beiden sich küssten. Seufzend ließ ich das Telefon zuschnappen und stand auf, um zum Fenster zu gehen. Als ich nach draußen sah, entdeckte ich Sebastian, der an einer Straßenlaterne lehnte. In einer Hand hielt er sein Telefon.
Prompt machte ich einen Schritt nach hinten.
Warum ich so ungern mit ihm reden wollte, konnte ich mir nicht so richtig erklären. Abgesehen natürlich von diesem hartnäckigen Bild vor meinem geistigen Auge, das ihn Lippe an Lippe mit seiner toten Vampir-Zombie-Zigeunerkönigin-Ex zeigte.
Vielleicht gab es dafür ja eine logische Erklärung. Wieder sah ich aus dem Fenster, und diesmal begegneten sich unsere Blicke. Er schaute auf sein Handy, dann wieder zu mir. Ich schüttelte den Kopf und deutete auf die Rückseite des Hauses, wo die Treppe zu Williams Apartment hinaufführte. Meine Stiefel waren kalt und noch immer ein wenig nass, trotzdem schlüpfte ich hinein. Dann legte ich mir die Jacke über die Schultern, zog die Mütze bis tief über meine Ohren und griff nach den Handschuhen.
Als ich die Tür öffnete, um nach unten zu gehen und Sebastian entgegenzukommen, stand er bereits am Kopf der Treppe.
„Es tut mir leid“, sagte er. Er machte durchaus einen reumütigen Eindruck, wie er so dastand. Seine Augen musterten sorgenvoll, aber völlig ehrlich mein Gesicht.
„Wo ist Teréza?“
„Ich habe sie nach Hause gebracht.“
Nach Hause? Auf die Farm? In unser Haus?
Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
Nachdem ich die Stiefel ausgezogen hatte, ging ich zurück zur Couch, schaltete den Fernseher und den DVD-Player an. Während Letzterer hochfuhr, sah ich starr auf den blauen Fernsehbildschirm. Meine Jacke lag noch über meinen Schultern.
Es klingelte an der Tür.
„Okay, ich weiß, was du gerade denkst“, hörte ich Sebastians gedämpfte Stimme durch das Holz hindurch. „Aber so ist es nicht. Sie hat sowieso schon in der Scheune gelebt. Ich musste sie irgendwo unterbringen, bevor ich mich auf die Suche nach dir machen konnte.“
Das Menü wurde angezeigt, unterlegt von so lauter, plärrender Musik, dass sie Sebastians Stimme fast übertönte. Ich drückte auf die Stummtaste, dann rief ich über die Schulter: „Der Zirkel ist nicht hier, Sebastian. Wenn du mich zu sehr reizt, werde ich nicht in der Lage sein, Lilith zu stoppen.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, da Sebastian offenbar überlegte, was er tun sollte. „Ich rufe dich morgen früh an.“
Ich nickte. Vielleicht war ich dann bereit. Die Fernbedienung war auf den Fernseher gerichtet, weil ich mir den Film noch einmal ansehen wollte, da hörte ich von draußen das Knarren der Stufen. Sebastian war immer noch da.
„Ist William vor dir sicher?“
Mein Finger schwebte über der Stummtaste. War er vor mir sicher? William besaß ein enormes Geschick darin, die Bestie in mir zu besänftigen. Aber was, wenn ich meine blinde
Wut auf Sebastian plötzlich an ihm ausließ? William hatte bislang nicht mal seine formale Ausbildung zum Hexer abgeschlossen. Lilith würde ihn wie eine Fliege zerquetschen.
Tief in meiner Brust war ein schwaches Summen zu hören, als bereitete IHR das Spaß.
Ich knallte die Fernbedienung auf den Tisch. Meine Hände zitterten.
„Garnet, hast du gehört?“, fragte Sebastian. „Ich muss wissen, dass William nicht in Gefahr ist.“
„Ich kann hier nicht bleiben“, sagte ich mehr zu mir selbst. Lilith war heute Nacht zu gefährlich. „Allein kann ich SIE nicht kontrollieren.“
„Komm mit mir nach Hause“, hat Sebastian mich. „Ich komme mit Lilith zurecht.“
Oh, das glaubst aber auch nur du, kleiner Mann.
„Garnet,
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