Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Facette
eines Diamanten, und sie sollte mir gehören, aber nicht ihr. Ich setzte mich gegen den Kreis zur Wehr, doch wegen der unterstützenden Magie Sebastians konnte ich alle Hoffnung aufgeben, ihn zu durchbrechen.
Ich lächelte boshaft. Dann würde ich sie eben später umbringen.
Plötzlich war ich wieder ganz ich selbst. Stimmen hallten ringsum im Wald wider. Ich merkte, wie Liliths gehässiges Grinsen von mir abfiel und wie mich IHRE Hitze verließ. Ich stand in einer Pfütze aus geschmolzenem Schnee auf morastigem Untergrund. Um mich herum hatten die Mitglieder des Zirkels einen physischen Kreis gebildet, indem sie sich an den Händen hielten. Sebastian stand nicht mit im Kreis, und über Griffins Schulter hinweg konnte ich sehen, dass er noch immer am Baumstamm lehnte, wo sich Teréza nach wie vor an ihm festklammerte. Dennoch hörte ich seine Stimme deutlich über die der anderen hinweg.
„Mir geht’s gut“, sagte ich, war aber so heiser, dass niemand etwas davon mitbekam. Ich räusperte mich und unternahm einen neuen Versuch. „Ich bin wieder da.“
Nur langsam verstummte das Lied, als trauten die anderen meinen Worten nicht so recht.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Sebastian vortrat und zum Reden ansetzte, um mit irgendeiner lahmen Ausrede anzukommen. Aber ich machte sofort auf dem Absatz kehrt und ging zielstrebig zurück zum Van. Als ich an William vorbeikam, fragte ich ihn: „Kann ich heute bei dir übernachten?“
„Ja, sicher“, antwortete er leise.
Ich spürte, dass der Rest des Zirkels mir als schweigende Prozession folgte. Sebastian und Teréza ließen wir im Wald zurück. Auch als wir in den Wagen einstiegen, sprach niemand ein Wort.
Plötzlich kam Sebastian hinter uns hergelaufen, die widerspenstige Teréza zog er dabei hinter sich her. „Garnet! Warte!“
Xylia warf die Schiebetür mit Wucht ins Schloss, Robert ließ den Motor an.
Aber ich hatte vergessen, dass man vor einem Vampir nicht davonlaufen konnte.
Urplötzlich stand Sebastian vor dem Van und hatte die Hände auf die Motorhaube gelegt. Robert ließ den Motor bedrohlich aufheulen.
„Überfahr ihn“, sagte ich. Als mich alle entsetzt ansahen, ergänzte ich: „Er ist ein Vampir, das bringt ihn nicht um.“
Der Motor heulte abermals auf. „Ich kann’s nicht“, gestand Robert. „Ich kann den Fuß nicht vom Bremspedal nehmen.“
„Er ist doch sowieso so stark wie zehn Männer“, merkte jemand auf der Rückbank an. „Er könnte den Wagen vermutlich auch so festhalten.“
„Ich glaube, da liegst du falsch“, korrigierte William ihn. „Außerdem ist der Boden vereist, und mit Blick auf die Masse des Vans ... nein, ich denke, wenn wir mehr Schwung oder so was hätten, könnten wir ihn ganz einfach plattmachen.“
Während die Diskussion neben mir weiterging, ob Sebastian nun genug Kraft oder Hebelwirkung oder sonst was hatte, um den Van daran zu hindern, sich von der Stelle zu rühren, zog ich mit einem Ruck die Tür auf und steckte den Kopf nach draußen. „Geh gefälligst aus dem Weg, Sebastian!“, rief ich.
„Ich muss mit dir reden“, erwiderte er.
„Scher dich zum Teufel!“, brüllte ich ihn an, woraufhin Teréza mich vom Straßengraben aus anzischte. „Und wenn du schon dabei bist, dann kannst du auch gleich deine Frau mitnehmen.“
„Sie ist nicht meine Frau“, gab er zurück.
„Das sah im Wald aber ganz anders aus“, hielt ich dagegen. „Und jetzt geh zur Seite, sonst lasse ich Lilith raus, damit SIE dir einen Tritt in den Arsch verpasst.“
Im Van wurden prompt Anfeuerungsrufe gejohlt.
Sebastian war klug genug, auf mich zu hören. Zwar setzte er nochmals zum Reden an - vermutlich ein letzter Appell an meine Vernunft -, doch ich fasste bereits nach dem Türgriff. Obwohl ich mit der Funktionsweise von Schiebetüren nicht vertraut war, gelang es mir, sie wenigstens zum Teil so dramatisch zuzuwerfen wie beabsichtigt.
Dann setzte sich der Van abrupt in Bewegung, und ich wurde in meinen Sitz gedrückt. Kaum waren wir um die nächste Ecke gebogen, redeten alle durcheinander. Ich hörte Bemerkungen wie: „Was hat er sich nur dabei gedacht, diese Frau zu küssen?“ Und: „Dem hat sie’s aber richtig gegeben!“
Wortlos legte William einen Arm um meine Schultern, und ich begann zu weinen.
Wenigstens musste ich mir jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, was ich meiner Mutter wegen des Hochzeitskleides sagen sollte.
Ich glaubte, es bis zu William nach Hause zu schaffen, ohne
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