Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Sturmkeller eine Leiche liegt.“
Das brachte meine Mom erneut zum Kichern. Etwas unbeholfen zog sie ihre Stiefel aus und stützte sich an der Wand ab, damit sie mehr Halt hatte. „Das hört sich an wie ein Horrorroman. Die Tote im Keller.“
„Ja, so wie Das Haus der Vergessenen“, ergänzte mein Dad. „Haben wir da nicht den Film gesehen?“
Sebastian stand seufzend auf. „Ich setze Kaffee auf.“
„Das funktioniert nur mit Alkohol“, murmelte ich, woraufhin Sebastian mit einem ratlosen Schulterzucken reagierte und in die Küche ging.
„Das war Tarantula im Autokino“, meinte meine Mutter. Sie hatte es geschafft, sich aus ihren Stiefeln zu befreien, und war nun mit ihrer Jacke beschäftigt.
„Nein, nein, das war Snakes on a Plane“, widersprach Dad.
Ich schloss die Augen und ließ den Kopf gegen das weiche Sofa sinken. So würde das jetzt die ganze Nacht weitergehen. Barney, die bislang zu einem Wollknäuel zusammengerollt auf dem Ledersessel am Kamin geschlafen hatte, hob den Kopf und miaute. Ich öffnete die Augen einen Spaltbreit, und der kurze Blickkontakt war für sie Aufforderung genug. Prompt stand sie auf, verließ den Sessel und machte es sich fröhlich schnurrend auf meinem Schoß bequem, während ich sie hinter den Ohren kraulte.
Benjamin schnappte sich einen Stapel Bücher und warf sie auf den Boden.
Meine Mutter kreischte.
Dad, der immer noch Stiefel und Parka trug, sah sich mit schläfrigem Blick um. „Ist dieses Haus verflucht?“
Die Lampe neben der Couch ging aus und an.
„Hoppla“, rief er. „Das Haus hat gerade zu mir gesprochen.“
„Beruhig dich wieder, Benjamin“, rief Sebastian aus der Küche. Ich konnte den Braten für morgen im Ofen riechen. „Glen und Estelle sind nur ein bisschen high. Sie stellen keine Bedrohung dar.“
Die Küchentür flog auf und knallte wieder zu, als wäre jemand aus dem Zimmer gestürmt. Offenbar war Benjamin der gleichen Meinung wie ich, was meine Eltern in bekifftem Zustand anging.
Meine Mutter ließ sich neben mir aufs Sofa fallen. „Honey, wer ist Benjamin?“
„Der Hausgeist.“
„Siehst du, Glen“, sagte sie zu meinem Vater, der immer noch an der Tür stand. „Sie haben hier einen Hausgeist.“
„Zu diesem aufmüpfigen Teenager dazu? Dieses Haus ist ja überlaufen.“
Da musste ich ihm zustimmen.
Ich machte mir keine Mühe, auf Moms Feststellung zu antworten. Wenn sie bekifft war, hörte sie sowieso nur mit halbem Ohr zu.
„Dad, zieh die Jacke aus und bleib noch eine Weile“, sagte ich. Eigentlich wollte ich sie ja viel lieber ins Hotel zurückschicken, aber in ihrer momentanen Verfassung hätte einer von uns beiden sie fahren müssen.
Dad sah an sich herab und schien überrascht zu sein, dass er noch immer seine Jacke trug. „Oh. Ja, richtig.“
„Dieses Haus hat eine wunderbare Aura, findest du nicht?“, fragte Mom verträumt. „Sebastian strahlt eine so beruhigende Energie aus.“
Meine Eltern benahmen sich nur wie Hippies, wenn sie high waren. Ansonsten war ihre Persönlichkeit die von norwegischen Farmern. Auch wenn ich diese Verwandlung schon einige Male hatte beobachten können, dauerte es bei mir doch jedes Mal ein paar Minuten, um mich darauf einzustellen. Außerdem war ich ein bisschen stinkig, weil sie meine Versöhnungssession gestört hatten. „Menschen haben eine Aura. Orte besitzen Energie.“
Meine Mutter nickte bedächtig, als hätte ich ihr gerade die Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest geliefert. „Menschen haben eine Aura, so wie Engel einen Nimbus haben. Das ist total ... wow, Mann!“
Meine Mutter hatte soeben „Das ist total ... wow, Mann!“ gesagt. Konnte diese Nacht nicht bald vorüber sein? Ich kuschelte mich tiefer in meine grüne Decke und wünschte, Sebastian würde endlich aus seinem Versteck herauskommen.
Als hätte jemand meine Gebete erhört, wurde die Tür geöffnet, und Sebastian kam mit einem Silbertablett mit einer Tüte Chips, Oreo-Keksen und ein paar selbst gebackenen Blaubeer-Leinsamen-Muffins herein, die vom Frühstück übrig waren. Während er das Tablett auf den Couchtisch stellte, zwinkerte er mir zu, als wollte er mir zu verstehen geben, dass er die Sechzigerjahre auch mitgemacht hatte.
„Leckereien!“, rief Dad, lächelte glücklich und griff nach einem Muffin. Mom bediente sich bei den Chips und sortierte sie auf ihrem Schoß. Barney erforschte sofort, ob möglicherweise auch etwas im Angebot war, das einer Katze
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