Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
schnell weiter. „Weißt du, es ist so, dass ... na ja, ich glaube, ich wollte wohl, dass ihr ihn so mögt, wie er ist. So wie ich das auch mache.“
Sebastian reagierte mit einem seltsamen Lächeln, als überlegte er, ob er meine zuckergusssüße Erklärung tatsächlich ernst nehmen sollte. Ich knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Rippen.
„Denn ich liebe ihn so, wie er ist“, fügte ich hinzu.
„Ach, Schatz, das ist lieb von dir“, sagte Mom. „Natürlich mögen wir ihn.“
„Ich nicht“, widersprach Dad, setzte sich gerade hin und schlug die Augen auf. „Nicht nur, dass er tot ist, was nichts Gutes verheißt, er ist auch noch ein Vampir. Und das heißt, er trinkt Blut. Das Blut unserer Tochter.“
„So ist das gar nicht“, entgegnete Sebastian und setzte sich ebenfalls gerader hin.
„Genau genommen trinkt er meistens von anderen Leuten“, erklärte ich hastig. „Die werden 'Blutspender' genannt oder ... also, meistens nennt man sie ,Ghule'.“
Diese winzige Information brachte die Unterhaltung völlig zum Erliegen. Meine Eltern starrten uns mit einer Mischung aus Unglauben und Abscheu an.
Barney, die ihre Beute lautstark unter dem Tisch verputzt hatte, kam aus ihrem Versteck und kehrte zu meiner Mutter zurück, sichtlich auf der Suche nach Nachschub.
Sebastian warf mir einen „Wirklich super gemacht“-Blick zu und stand auf. „Ich glaube, der Kaffee müsste jetzt so weit sein.“
„Und was ist das?“, fragte meine Mom. „So was wie Swinging?“
Ich stand ebenfalls auf und ging zum Kamin, um die Holzscheite zurechtzurücken. Mir war nicht klar, wie ich unsere Blutspende-Übereinkunft meinen Eltern erklären sollte. Ich wusste ja selbst nicht so genau, wie ich mit dieser viel zu komplexen Sache umgehen sollte. Mit dem Schürhaken stieß ich gegen die Scheite, Funken stiegen auf und verglühten schnell zu Asche. „Wann ist eure Generation eigentlich so konservativ geworden?“, gab ich zurück. „Ich meine, ihr wart doch schließlich früher die Swinger schlechthin, nicht wahr? Es ist ja nicht so, als wanderte Sebastian durch die Stadt und suchte nach Leuten, die er beißen kann. Er verfügt über eine Liste von Freiwilligen, die alle von einer Art Kontrollorganisation auf Herz und Nieren geprüft worden sind. Ich habe ihn nicht ausdrücklich danach gefragt, aber ich weiß, er ist mir treu. Das ist doch schließlich das Wichtigste, nicht wahr?“
„Wenn du das sagst, Schatz“, antwortete Mom.
„Was hat dich eigentlich an Brett Cunningham gestört?“, fragte mein Vater.
„Brett?“, wiederholte ich. „In meinem letzten College-Jahr bin ich mit ihm zwei Monate lang ausgegangen.“
„Wenigstens war er ein Mensch.“
„Sebastian ist auch ein Mensch“, konterte ich. „Er ist nur ... verändert.“ Wow, was für eine überzeugende Wortwahl. Auch wenn ich von seinem Supergehör wusste, war ich doch froh, dass Sebastian sich in die Küche zurückgezogen hatte.
„Ich habe ja diesen Daniel Parrish gut leiden können“, sagte Mom. „Er kam nur ein Mal zu Besuch, und das auch noch in der Nacht, aber er war ein wahrer Gentleman. Warst du in Minneapolis nicht längere Zeit mit ihm zusammen?“
Ich konnte mir ein Lachen nicht so ganz verkneifen. „Mom, Parrish ist auch ein Vampir.“
„Himmel, wie viele gibt's denn von denen?“, polterte mein Vater los. „Brett Cunningham war nett.“
Er war auch ein testosterongesteuerter Rüde, der mit mir Dinge angestellt hatte, von denen mein Dad ganz bestimmt nicht begeistert gewesen wäre.
Sebastian kam mit zwei Kaffeebechern aus der Küche. „Noch jemand ein Tässchen?“
„Oh“, machte Mom lächelnd. „Ein 'Tässchen'. Wie reizend.“ Barney nutzte die Gelegenheit, dass meine Mutter abgelenkt war, und streckte die Pfote nach den letzten Chips in der Tüte aus.
„Ja, für mich“, sagte ich und griff nach einem der Becher. Vielleicht würde das Koffein mir helfen, den Stresskopfschmerz zu vertreiben, der sich zwischen den Schultern und im Nacken festzusetzen begann.
Sebastian nickte mir zu. „In der Küche ist Nachschub.“
Dad erhob sich von der Couch. „Ich hole mir selbst was.“
„Es ist schon spät“, stellte meine Mutter fest. Die Uhr auf dem Kaminsims zeigte Viertel nach zwei an.
Barney krallte sich den nächsten Chip, nahm ihn in den Mund und lief davon. Diesmal versteckte sie sich mit ihrer Beute unter dem Sofa. Wenn sie so weitermachte, würde ich mitten in der Nacht in ausgewürgte Käsechipsballen
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