Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
ich ein.
„Das wäre mir sogar recht. Ihr habe ich es nämlich auch nie erklären können.“
Ich rieb über meine Ärmel und löste damit einen Daunenregen aus, der aus dem Schnitt im Stoff quoll. Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, spürte ich an meinen Wangen wieder die Kälte. Ich wäre wirklich lieber ins Haus gegangen. „Also“, begann ich seufzend. „Warum hast du sie nicht geheiratet?“
„Ich war egoistisch.“
Das brachte mich völlig aus dem Konzept. Mit dieser Antwort hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Wie meinst du das?“
„Wie sagt man heute? Ich bin einfach auf sie abgefahren. Außerdem“, fuhr er fort, wobei sein schroffer Tonfall ein wenig brüchig wurde, „hatte ich zuvor andere Kinder gehabt, die alle in jungen Jahren starben. Ich dachte, das sei ein Teil des Fluchs, der auf mir liegt.“
Armer Sebastian. Ich wollte ihn trösten, doch er wich meiner Hand aus, bevor ich ihn berühren konnte. Mehr denn je wünschte ich, sein Gesicht sehen zu können. „Das tut mir leid“, sagte ich leise.
„Ich schob die Hochzeit vor mir her, weil ich mich nicht mit einer Frau belasten wollte, die ich gar nicht liebte, und das nur, um Vater für ein Kind zu sein, das ohnehin nicht lange leben würde. Aber dann wurde sie krank, und ein fehlgeleitetes Pflichtgefühl veranlasste mich zum Handeln.“
„Warte mal. Soll das heißen, du hast Teréza verwandelt, als sie schwanger war?“
„Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte, Garnet.“ Sebastian warf einen Blick über seine Schulter. „Ich dachte, ich könnte wenigstens sie retten. In meiner Vorstellung war das Kind von Anfang an dem Untergang geweiht. Doch so würde die Familie wenigstens nicht zwei Todesfälle beklagen müssen.“
„Aber ...“In meinem Kopf drehte sich alles. „Sie ist doch gestorben.“
„Ja. Und das Kind wuchs in ihr weiter. Als Mátyás geboren wurde, brachte ich ihn zurück zu seinen Leuten. Ich ..." Ich hörte, dass ihm die Tränen kamen. „Ich konnte mich nicht um den Jungen kümmern. Diese ganze Erfahrung - das tatenlose Zusehen, das Warten - war einfach schrecklich. Ich zerbrach daran. Außerdem benötigte Mátyás jemanden, der sich um ihn kümmerte und der ihn so liebte, wie er es verdiente. Die ganze Sache war eine einzige Katastrophe.“
„Oh, Sebastian“, sagte ich, da mir nichts anderes einfallen wollte. Ich ging zu ihm und drückte ihn an mich, obwohl er mit dem Rücken zu mir stand. Ich merkte, wie er sich im ersten Moment versteifte, aber ich drückte ihn einfach fester an mich, bis er sich schließlich zu mir umdrehte und zuließ, dass ich ihn richtig umarmte. „Es tut mir so leid. Ich hatte ja keine Ahnung.“
Er legte die Arme um meine Schultern. Schweigend standen wir eine Zeit lang da, er ließ das Kinn auf meinem Kopf ruhen, ich schmiegte mich enger an seine Brust. Ich wollte das Thema eigentlich gar nicht mehr anschneiden, doch ich musste ihm diese eine Frage stellen. Es ging einfach nicht anders.
„Und warum hast du Teréza geküsst? Hatte es mit dem zu tun, was du mir gerade erzählt hast?“
Als er versuchte, sich aus meiner Umarmung zu lösen, hielt ich ihn mit ein wenig Unterstützung von Lilith noch etwas fester, damit er mir nicht entwischte.
„Ich verstehe ja, dass ihr beide eine gemeinsame Vergangenheit habt“, redete ich weiter. „Aber ich muss wissen, ob ihr auch eine gemeinsame Zukunft habt.“
Ich lehnte mich ein wenig nach hinten und musterte sein Gesicht im schwachen Lichtschein. Sein Blick war nach innen gerichtet, seine Miene zeigte keine Regung. Schließlich antwortete er mit leiser, aber fester Stimme: „Teréza wird immer die Mutter meines Sohnes sein.“
„Das ist eine schrecklich behutsame Antwort“, machte ich ihm klar. „Ich habe nicht gefragt, ob du sie liebst, denn ich weiß, du bist nach wie vor mit ihr verbunden, aus Pflichtgefühl oder aus welchen Gründen auch immer. Als ich euch sah ...“ Jetzt war es an mir, mich verletzt zu fühlen, doch ich kämpfte mich hindurch. Es war mir wichtig, ihn wissen zu lassen, was ich dabei empfunden hatte. Tat ich das nicht, würde es für alle Zeit an mir nagen. „Ihr kamt mir vor wie die zwei Seiten ein und derselben Münze. Als wäre es eure Bestimmung, ein gemeinsames Leben zu führen. Sie ist jetzt auch ein Vampir. Das muss für dich doch so was wie eine zweite Chance sein, um etwas wiedergutzumachen.“
Zwar schüttelte Sebastian den Kopf, dennoch sagte er: „Ich muss zugeben, der
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