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Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit

Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit

Titel: Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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zu, als ich nach draußen ging. Während ich die Tür hinter mir zuzog, hörte ich meine Mutter sagen: „Wir beten für dich und Sebastian und seine ... ähm ... Freundin.“
    Das machte mich stutzig, und ich blieb einen Moment lang auf der Veranda stehen. Meine Mutter war eine recht gläubige Lutheranerin, aber sie neigte nun wirklich nicht dazu, für mich oder für sonst jemanden zu beten. Okay, als ich noch ein Kind gewesen war, war die Familie sonntags meistens in die Kirche gegangen, und im Sommer hatte ich mich zum Bibelunterricht gequält. Aber der Kirchgang war in einer Kleinstadt wie Finlayson weniger eine Frage des Glaubens als vielmehr ein gesellschaftlicher Zwang.
    Dass ich mit Magie hantierte, musste ihr wirklich zu schaffen machen. Ich beschloss, mich bei nächster Gelegenheit mit Mom zusammenzusetzen und mit ihr über Wicca zu reden. Ich wollte nicht, dass sie sich vor Magie fürchtete — oder gar vor mir.
    Ich drehte mich von der Haustür weg und ging die Stufen hinunter, die Dad auf mir unerklärliche Weise exakt in rechten Winkeln freigeschaufelt hatte.
    Bei diesem hüfthoch liegenden Schnee würde es zumindest eine Leichtigkeit sein, Mátyás’ Spur zu folgen, denn die wand sich über den Hof hin zum Maisfeld. Dank seiner Anstrengungen, sich einen Weg durch die weiße Masse zu bahnen, kam ich gut voran und konnte meine Kräfte weitgehend schonen. Die Wolken hatten sich verzogen, und es war so gut
wie windstill. Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont und warf lange, rötlich blaue Schatten auf die weiße Decke, die die gesamte Landschaft überzog. Nach wenigen Metern
hatte der Schnee meine Jeans durchnässt, und ich wünschte mir, ich hätte auf meine Mutter gehört und meinen Skianzug angezogen. Ich konnte es einfach nicht ausstehen, wenn sie
in solchen Dingen recht hatte.
    Es dauerte nicht lange, da entdeckte ich vor mir Mátyás. Er stand dort, wo Teréza und Sebastian von den Schneemassen begraben worden waren. Dass ich ihm gefolgt war, hatte er
noch nicht bemerkt. Vielmehr starrte er gedankenverloren auf die Schneewehe. Obwohl ich noch ein paar Meter entfernt war, herrschte so eine ausgeprägte Stille, dass ich ihn leise reden hörte.
    „Ich weiß, du hast Angst, miri dye. Sei geduldig, die Sonne geht bald unter.“
    Von Sebastian wusste ich, wie Mátyás an Terézas Seite gesessen hatte, als sie tot gewesen war. Er hatte sie aufs Bett gelegt, ihre kalte, starre Hand gehalten und mit ihr geredet, wie man es mit jemandem macht, der im Koma liegt.
    Plötzlich sah er auf, als wollte er überprüfen, wie weit die Sonne bereits untergegangen war. Dabei bemerkte er mich.
    „Verdammt noch mal“, knurrte er und verfiel in eine kauernde Haltung, als überlegte er, ob er mich angreifen oder eher die Flucht ergreifen sollte. Er schaute sich um und schien nach einer Waffe zu suchen. Da er nichts finden konnte, stellte er sich entschlossen vor den Schneehaufen.
    „Ich komme in Frieden“, sagte ich und lachte leise angesichts seiner Überreaktion. „Ganz ehrlich.“
    Ein goldener Schimmer weckte im Licht der untergehenden Sonne mein Interesse, und eine Sekunde lang glaubte ich, die Ränder eines riesigen Schildes zu sehen, der über den beiden lag.
    „In Frieden? Dass ich nicht lache! Ich habe dir vertraut“, fauchte er mich an. „Aber du hast kein Wort davon gesagt, wie brutal du in der Scheune meine Mutter angegriffen hast. Darum ist sie davongelaufen, als ich die Falltür geöffnet habe. Sie hat Angst um ihr Leben.“
    „Wie hast du denn davon erfahren?“, fragte ich, erkannte jedoch im gleichen Moment, dass ich damit genau das Falsche gesagt hatte.
    „Sie durchlebt es immer wieder in ihren Träumen“, erklärte er und zeigte zu Boden. „Ist dir klar, wie dicht die beiden davor sind, in Torpor zu fallen?“
    „Torpor“ war die Vampir-Bezeichnung für den todesähnlichen Schlaf, in den sie fielen, wenn sie beerdigt wurden. Man benötigte Blut, um einen Vampir aus diesem Schlaf zu holen. Jede Menge Blut. „Ich schätze, das macht uns beide zu freiwilligen Blutspendern, wie?“, gab ich zurück. „Dann nehme ich Sebastian.“
    „Du näherst dich keinem der beiden, bis du mir versprochen hast, dass du meine Mutter nie wieder angreifen wirst.“
    „Von mir aus. Vorausgesetzt, du kannst dafür garantieren, dass sie mich endlich in Ruhe lässt.“
    Mátyás entgegnete nichts, sondern atmete nur in hastigen, kurzen Atemzügen. Offenbar waren wir in eine Pattsituation

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