Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
viele elegant aussehende Wohnhäuser gebaut?
    Hier und da bekam ich etwas zu sehen, das völlig andere Erinnerungen weckte. Als wir an der großen Synagoge vorbeifuhren, dachte ich daran zurück, wie ich durch diese Seitenstraße gegangen war, um eine alte Freundin zu besuchen, die in einem der riesigen historischen Apartmentgebäude nahe dem Lake of the Isles wohnte. Liza hatte die coolsten Türen von allen, und dazu diese reizende enge, kleine Speisekammer. Ich habe sie bestimmt dreimal die Woche besucht, um mit ihr am See entlangzuspazieren und den neuesten Klatsch über die heidnische Gemeinschaft auszutauschen. Fast hätte ich laut gelacht, als mir einfiel, wie wir einmal von einer Schar Gänse gejagt worden waren! Ach, meine Freundin war so gut drauf gewesen, und es hatte einfach Spaß gemacht, Zeit mit ihr zu verbringen.
    Natürlich hatte das alles ein jähes Ende genommen, als sie dahintergekommen war, dass ich mit ihrem Freund schlief.
    Damit wurde ich dann diejenige, über die man tratschte, denn dieser kleine Fehltritt schlug in meinem Freundeskreis hohe Wellen, vor allem als das mit dem dämlichen Liebeszauber herauskam. Warum lernte ich bloß nie dazu?
    Ich schüttelte den Kopf. Dieses kleine Techtelmechtel hatte mich etliche Freundschaften gekostet.
    Hey, Rudolph Valentinos Rippchenlokal hatte ja überlebt? Als der Bus weiter in Richtung Downtown fuhr, sagte ich zu Sebastian, dass wir jetzt von Hennepin zu Hennepin unterwegs waren. Daraufhin murmelte er kopfschüttelnd etwas von »betrunkenen Stadtplanern«.
    Aber ich ließ mich nicht von ihm aus der Reserve locken. Mein Verstand beschäftigte sich noch immer mit etwas ganz anderem. »Wie lebst du eigentlich damit? Mit all diesen Erinnerungen an deine Vergangenheit?«, wollte ich wissen, als der Bus gerade über Schienen fuhr, was mich prompt zu einer anderen Frage veranlasste: »Für mich war es ja schon eigenartig, Züge durch diese Stadt fahren zu sehen. Aber wie war das für dich mitzuerleben, wie Züge erst noch erfunden wurden?«
    Er lachte und legte den Finger ins Buch, um die Stelle zu markieren, an der er aufgehört hatte zu lesen. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob du mit alldem hier zurechtkommst. Hier in Amerika ist es noch viel schlimmer. Ihr könnt nie für fünf Minuten stillsitzen. Nichts bleibt bei euch so, wie es war.« Er klang nachdenklich und auch ein wenig melancholisch. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen fügte er hinzu: »Aber das hat auch seine Vorzüge.«
    Ich musste an meine ehemalige Freundin denken. Wäre dieses Viertel noch stärker verändert worden, hätte ich mich vermutlich überhaupt nicht an sie erinnert. »Ich glaube, ich weiß, wie du das meinst«, sagte ich und nickte bedächtig.
    Dann widmete er sich wieder seinem Buch, und ich sah weiter aus dem Fenster.
    Nachdem wir in die Washington Avenue/University-Buslinie umgestiegen waren, fiel mir auf, dass unser neuer Busfahrer ein Troll war. Unsere Finger berührten sich kurz, als er mir den Fahrschein zurückgab, und da sah ich auf einmal, dass seine Augen genauso steingrau waren wie seine ganze Haut. Buschiges Moos klebte dort, wo sich die Brauen hätten befinden müssen, und sein Haar schien eine Ansammlung von Zweigen und Farnen zu sein.
    Ich stutzte, rieb mir die Augen und sah, dass das Bild zwar zu wabern begann, sich aber nicht veränderte. Der Busfahrer mit der Vegetation auf dem Kopf fuhr los, und da Sebastian sich bereits einen Platz ausgesucht hatte, konnte ich ihm nur hin und her schwankend folgen.
    Während ich mich am Handgriff an der Rückenlehne des Platzes vor mir festklammerte, beobachtete ich weiter den Fahrer. Wir folgten der Washington Avenue und fuhren unter der Fußgängerbrücke hindurch, die die beiden durch den Mississippi voneinander getrennten Hälften des Universitätscampus miteinander verband.
    Mir fiel auf, dass der Troll mich im Rückspiegel ansah. Also stieß ich Sebastian an, der schläfrig von seinem Buch hochschaute.
    »Sieht unser Fahrer aus wie ein Troll?«, wollte ich wissen.
    Der Bus hatte angehalten, um zwei schwarze Frauen in dicken Parkas und mit bunt dekorierten seidenen Schleiern einsteigen zu lassen. Sie unterhielten sich in einer Mischung
aus Somali und Englisch, während sie in ihren Schneestiefeln und ihren langen wirbelnden Röcken an uns vorbeizogen.
    Als der Bus wieder anfuhr, legte Sebastian nachdenklich den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen, während er den Fahrer aufmerksam betrachtete. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher