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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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seiner beeindruckenden Vampir-Ausstrahlung.
    Ich hatte mich entschieden, wärmender Kleidung den Vorzug vor modischer zu geben, also trug ich meine schwarze Jeans und die kniehohen, mit Kunstpelz besetzten Stiefel, dazu den Mantel, den ich im Ausverkauf entdeckt hatte und den ich als meinen Babuschka-Mantel bezeichnete, weil er so aussah wie etwas, das eine russische Großmutter trug. Er war irgendwie völlig formlos, rot und schwarz kariert, hatte riesige schwarze Knöpfe und einen breiten Kragen. Wahrscheinlich hätte er unter günstigen Umständen noch als »retro« durchgehen können, aber neben meinem schicken Ehemann kam ich mir darin eher vor wie in Lumpen gehüllt.
    Sebastian suchte die Straße nach einem Hinweis darauf ab, dass das Taxi tatsächlich auf dem Weg zu uns war. Er sah auf seine Armbanduhr. »Warum können wir nicht einfach einen
Spaziergang durch Saint Paul machen?«
    »Weil es bereits nach sechs ist«, antwortete ich. »Genau genommen haben wir schon fast zehn Uhr. Die Bürgersteige sind hochgeklappt, kein Geschäft ist mehr offen.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    Als ich mit den Schultern zuckte, rutschte ein Klumpen Schnee von meinem Mantel, der sich in der kurzen Zeit dort gesammelt hatte. »Saint Paul sieht sich gern als eine altmodische Kleinstadt. Die Nachbarn halten hier fest zusammen, und die Innenstadt ist ziemlich langweilig. Na, okay, das ist vielleicht nicht so ganz fair, doch du kannst mir glauben, dass auf der anderen Seite des Flusses viel mehr los ist.«
    Er schaute nach Osten, wo man zwischen den Häusern hindurch den eiskalten Mississippi und das gegenüberliegende Ufer ausmachen konnte. »Ich dachte, das da drüben ist auch noch Saint Paul.«
    Ich nickte. Das war die sogenannte »Eastside«, die zum größten Teil von spanischsprachigen Einwanderern gegründet worden war. »Der Fluss verläuft eigentlich um dieses Viertel herum. Auf dem Weg nach Minneapolis werden wir ihn überqueren, du wirst schon sehen.«
    Kopfschüttelnd entgegnete er: »Was hat Jesse Ventura noch gleich über diese Stadt und ihre Straßen gesagt? Irgendwas in der Art, dass sie von betrunkenen Iren geplant worden sein
müssen?«
    Ich hob die Hand und hielt warnend den Zeigefinger hoch. »Ach, Schatz, das Schlimmste hast du ja noch gar nicht gesehen. Warte, bis du Tangletown zu Gesicht bekommst.«
    Dann endlich bog ein Taxi in die Auffahrt zum Saint Paul Hotel ein.
    Dem Taxifahrer sagte ich, er solle uns zum Uptown Theatre an der Ecke Lagoon und Hennepin fahren, einem Kino im ganz alten Stil. An der Art-déco-Fassade hatte man eine in die Länge gestreckte Markise befestigt, die von grellen Glühbirnen gesäumt wurde, die den Namen des Kinos bildeten. Schnee hatte sich in den Freiräumen zwischen den Lichtern angesammelt, was sie wie gefroren wirken ließ.
    Der Fahrer ließ uns an der Ecke aussteigen, und Sebastian bezahlte zügig, da das Taxi in zweiter Reihe parkte und eine Fahrspur blockierte. Aber in Minneapolis war man einfach viel zu höflich, als dass irgendwer gehupt hätte.
    Um halb elf lief ein ausländischer Film, also kauften wir uns zwei Eintrittskarten, dann griff ich nach Sebastians Arm, um ihn in Richtung der Buchhandlung zu dirigieren, die nicht weit vom Kino entfernt lag. »Komm mit«, sagte ich. »Orr Books wird dir gefallen. Oh, und Magers & Quinn auch!«
    Uptown ist der einzige Ort in Minneapolis, von dem man annähernd behaupten kann, dass da viel los ist. Zwar ist keines der Gebäude höher als zwei oder drei Stockwerke, aber was in der Höhe fehlt, wird durch eine Fülle von blinkenden Leuchtreklamen und Neonlicht wettgemacht. Wagen fuhren auf der von Schneematsch bedeckten Straße an uns vorbei. An fast allen Zweigen der knorrigen Ginkgobäume, die den Fußweg säumten, hatte man zu Weihnachten Lichterketten angebracht.
    Als ich noch hier lebte, war Uptown ein Künstlerviertel, über das man sich aber ausschwieg, weshalb sich Künstler zu der Zeit dort tatsächlich noch eine Wohnung leisten konnten. Nachdem ein paar Jahre in Folge die erfolgreiche Uptown Art Fair veranstaltet worden war, nahm man von dem Viertel plötzlich Notiz. Daraufhin ging es dort mit einem Mal viel kommerzieller und teurer zu. Heute lockten Gap, Aveda und McDonalds mit ihren hell erleuchteten Geschäftsräumen die zahlende Kundschaft an. Aber hier und da, verborgen im Schatten der Filialen, hielten sich noch ein paar hübsche angesagte Einzelhandelsgeschäfte, die Karten, Schmuck und andere

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