Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen
Cop, der durch die geöffnete Tür in den Rettungswagen schaute. Als er zu uns in den Wagen stieg, brachte er einen Schwall kalter Luft mit herein.
Der Fahrer sah mich überrascht an.
»Ja«, sagte ich und lächelte schwach. »Das ist richtig.«
Der Polizist nahm seine Mütze ab und zog die Tür hinter sich zu. »Ich müsste Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Wie auf ein Stichwort hin fiel dem Fahrer ein, dass er noch irgendwas anderes zu erledigen hatte. Nachdem er gegangen war, setzte sich der Officer mir gegenüber auf die zweite Trage. Der Mann sah aus, wie man sich einen Dad vorstellte - allerdings nicht meinen Dad, denn der war ein älterer Hippie, der sich als Farmer und Hühnerzüchter betätigte. Mein Gegenüber hatte stahlgraues Haar, und sein Gesicht verriet, dass er schon eine Menge Übles gesehen hatte. Zwar war er nicht total durchtrainiert, doch ihm war anzusehen, dass er mehr Zeit in der Sporthalle als beim Doughnut-Bäcker verbrachte.
»Schießen Sie los«, forderte ich ihn fröhlich auf, auch wenn ich ehrlich gesagt von Leuten wie ihm längst genug hatte. Wenn ich in meinem Leben nie wieder einen Polizisten oder einen FBI-Agenten sehen würde, könnte ich glücklich sterben.
Ich beantwortete seine Fragen so ehrlich, wie ich konnte, auch wenn ich zwischendurch immer wieder die Schmerzen von unsichtbaren Schlägen spürte oder mir für einen Moment
schwindlig wurde. Trotz ständiger astraler Störungen konnte ich der Unterhaltung die meiste Zeit über folgen. Zum Glück neigte der Officer so wie ein Cop aus einer beliebigen Fernsehserie dazu, erst noch einmal meine letzte Antwort zusammenzufassen, ehe er die nächste Frage stellte.
»Das heißt also, dieser Kerl, dieser James ... Dingsda, verfolgt Sie und Ihren Mann schon seit Tagen? Und die Auseinandersetzung begann damit, dass Ihr Mann genug von diesem Stalker hatte?«
Ich nickte. Es folgten weitere Fragen, doch zum Glück drehte sich keine von ihnen um das Rätsel, wieso Sebastian durch den Stich ins Herz nicht getötet worden war, sodass ich das Ganze einigermaßen gut hinter mich bringen konnte.
Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, endlos in die Tiefe zu stürzen, und ich musste mich irgendwo festhalten. Meine Hände bekamen als Erstes die Knie des Polizisten zu fassen. Ich klammerte mich an ihm fest, als ginge es um mein Leben. Obwohl mein Verstand wusste, dass ich eigentlich nicht in einen bodenlosen Abgrund stürzte, konnte ich mich nicht dazu durchringen, die Knie des Mannes loszulassen. In einem Tonfall, der zwar witzig klingen sollte, jedoch verriet, wie sehr ich ihm wehtat, sagte der Cop zu mir: »Sie haben aber einen verdammt guten Griff, Lady.«
Dann ebbte das Gefühl ab, und über mich legte sich eine kräftige, selbstsichere Präsenz. Ich setzte mich gerade hin. »Wir bitten um Entschuldigung«, erwiderte ich, und es klang, als würden sich zwei Stimmen überlappen.
Der Officer musterte mich sekundenlang, schließlich schüttelte er den Kopf, als wollte er lieber nicht wissen, was das gerade gewesen war. »Okay, alles klar«, meinte er dann. »Ich glaube, mehr muss ich nicht von Ihnen wissen. Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen. Ich ... ähm ... ich schickeden Sanitäter wieder zu Ihnen, in Ordnung?«
»Nicht nötig, ich bin okay«, beteuerte ich. »Mein Ehemann ... Sebastian ... geht es ihm gut? Können wir jetztgehen?«
»Ich fürchte, er ist einem meiner Kollegen gegenüber gewalttätig geworden - er hat versucht, ihn zu beißen.«
Der arme Sebastian! Er musste völlig ausgehungert sein,wenn er so die Beherrschung verlor.
»Wir haben ihn auf die Wache gebracht. Wenn Sie wollen,fahre ich Sie hin.«
Und so fand ich mich innerhalb weniger Tage zum zweitenMal auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens wieder. Wenigstens war ich diesmal bei Bewusstsein.
Von meinem Platz im Streifenwagen aus bekam ich nicht nur den Polizeifunk mit, sondern konnte mir auch in Ruhe alle technischen Spielereien ansehen. Bislang hatte ich gar keine Ahnung davon gehabt, dass die Polizei heutzutage mit Laptops und Handys ausgerüstet war. Unter anderen Umständen wäre das eine ziemlich coole Autofahrt gewesen. So aber erfuhr ich
alles über Officer Hamiltons Familie, darüber, wie lange er schon diesen Job machte, und was das Schlimmste war, was er je mitbekommen hatte (es hing mit Pitbulls und schwer bewaffneten Drogenbaronen zusammen). Als wir die Wache erreichten, hatte ich ihn so weit, dass er mir versprach, meinen Laden zu besuchen, sollte er je
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