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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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tolle Überraschung jedenfalls!«, sagte Rebecca unten am Schäferwagen. »Ich zieh ihn gleich an!«
    »Oh«, sagte der Häher. »Das ist erst der erste Teil. Komm, wir machen einen Spaziergang, ja?«
    »Jetzt?«, fragte Rebecca.
    »Jetzt!«, sagte der Häher.
    »Jetzt!«, blökte Maple aufgeregt. »Versteht ihr? Es passiert jetzt! Er lockt sie von Vidocq weg! Sie gehen in den Wald und - haps! Weiß und rot!« Maple konnte es genau vor sich sehen - zu genau.
    »Wir müssen hinterher!«, blökte sie. »Mit Lane und der Ziege und dem Springdings! Wir müssen ihn erwischen, bevor er sie erwischt!«
    »Wir können den Baum nicht mitnehmen!«, wandte Maude ein.
    »Ach was! Wir nehmen einen anderen Baum!«, schnaubte Maple ungeduldig. »Im Wald wimmelt es von Bäumen! Wir müssen nur den richtigen finden, und Lane muss ihn hinlocken, und Mopple muss sich alles merken! Schnell! Sie gehen! Jetzt!«
     
    Wenig später trabte eine entschlossene kleine Schafsexpedition auf den Spuren Rebeccas und des Hähers in den Wald hinein. Vorneweg Maude mit ihrem guten Geruchssinn. Maude musste Fährten wittern - und Gefahren. Als Nächste kam Lane, das Lockschaf. Madouc, die auf einen Baum klettern sollte. Heathcliff, einen Springsatz vorsichtig zwischen den Lippen. Othello, der Leitwidder, um sie im Notfall zu verteidigen. Und als Letzter, zitternd und leise protestblökend, Mopple the Whale. Mopple war wieder ihr Gedächtnisschaf. Er hatte sich Maples Plan gemerkt, jede Einzelheit, und er würde ihnen helfen, nach erfüllter Mission wieder aus dem Wald herauszufinden. Seit Mopple die Landkarte gefressen hatte, kannte er sich besonders gut mit Wegen aus.
     
    Der Ungeschorene stand lange am Weidezaun und sah der Schafsexpedition nach. Er beriet sich mit Päquerette, Gris und vor allem mit Aube. Schließlich kamen sie zu einem Entschluss. Der fremde Widder verließ die Weide und trabte hinter den anderen Schafen her, in den Wald hinein.
     
    Kurz nachdem die Schafsexpedition verschwunden war, kam der Ziegenhirt durch das Hoftor. Die Ziegen meckerten, aber der Hirt hatte diesmal keinen Futtersack dabei. Nur seinen knorrigen Stock. Er stand am Rande der Weide und sog tief Luft ein, so als würde er wittern. Wittern und warten. Dann packte er seinen Stock und zog los - hinein in den Wald.
     
    Auf der anderen Seite des Schlosses machten sich die beiden Spaziergänger zum Spazieren bereit, Metalldinge in ihren Taschen und Silberkugeln in den Metalldingen. Es versprach ein besonderer Spaziergang zu werden.
     
    Es war nicht besonders schwierig, Rebecca und dem Häher zu folgen. Die beiden gingen langsam, nebeneinander, und Rebecca leuchtete rot zwischen den Stämmen hervor. Sie hielten sich abseits der Wege. Der Häher kannte den Wald gut. Die Schafe trabten und verharrten, äugten und witterten, und sie suchten einen Baum, auf den Madouc klettern konnte. Bisher sah es nicht besonders gut aus.
    Unruhe lag in der Luft, und die Vögel waren zu still. Irgendwo bellten Hunde.
    »Hast du schon mal bei einer Treibjagd mitgemacht?«, fragte der Häher.
    Von Rebecca hörten die Schafe nichts. Aber vielleicht war ihre Antwort nur sehr leise.
    »Es ist eigentlich ganz einfach«, erklärte der Häher. »Es gibt die Jäger und die Treiber. Die Treiber gehen in einer Kette durchs Gelände, mit oder ohne Hunde, schlagen gegen Bäume, machen Krach und scheuchen das Wild auf. Treiben es vor sich her. Und die Jäger stehen auf der anderen Seite und warten.«
    »Und wie wissen die Jäger, auf was sie schießen dürfen?«, fragte Rebecca. »Ich meine: wieso treffen sie nicht die Treiber?«
    »Oh, das kommt schon vor.« Der Häher lachte leise. »Nein, aber im Ernst, es ist ganz ungefährlich. Die Treiber haben alle Signalfarben an: gelb, orange, rot. Wenn man so eine Farbe sieht, schießt man nicht. Apropos...«
    Der Häher machte etwas mit seinem Hut, und auf einmal sahen die Schafe einen orangefarbenen Flecken zwischen den Bäumen aufleuchten.
    Rebecca kicherte. »Schick! Aber ein bisschen riskant finde ich das trotzdem.«
    »Ungefährlich«, sagte der Häher. »Vollkommen ungefährlich. Hier entlang.«
    Rebecca und der Häher waren nun doch auf einen Weg getroffen, einen Hohlweg, der einem kleinen Bach folgte. Links war Böschung, und rechts war Böschung, und von oben ragten Bäume über den Weg wie mahnende Finger. Die Schafe sahen den beiden nach. Nichts und niemand hätte sie dazu bewegen können, diesen Weg zu betreten.
    Ein Tunnel. Eine Falle. Ein

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