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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Hinterhalt. Hier gab es keine freie Sicht - und kein Entkommen.
    Die Schafe trabten also oben an der Böschung entlang durchs Unterholz und spähten von dort hinunter auf den Weg, wo zwischen den schräg geneigten Stämmen immer wieder Rot und Orange aufblitzte.
    »Auf so einen Stamm könnte ich klettern!«, sagte Madouc plötzlich.
    Kurz darauf hatten die Schafe einen Plan.
    »Was ist mit Rebecca?«, fragte Othello. »Rebecca soll nicht in die Luft fliegen!«
    Die Schafe sahen sich an. Sie konnten nur hoffen, dass der Garou schneller rennen konnte als Rebecca. Viel schneller. Aber nicht so schnell wie Lane.
    »Sie gehen den Hohlweg!«, sagte der kleine Spaziergänger. »Sieht so aus, als hätten wir mehr Glück als Verstand!« Der große Spaziergänger grunzte.
    »Kein Kunststück für dich, ich weiß«, murmelte der kleine Spaziergänger. »Komm!«
     
    »Ein Fuchs!«, dachte Rebecca.
    Sie war stehen geblieben, um sich die Schuhe zu binden - alte abgewetzte Wanderstiefel, die so gar nicht zu dem feinen Kaschmirmantel passten. Aber warm waren sie.
    Und dann sah sie ihn, beinahe auf Augenhöhe, rot im Gebüsch. Eine spitze Schnauze, schon etwas grau, und tiefe, gelbe Fuchsaugen. Auf der Weide hatte Rebecca nichts für Füchse übrig - aber hier im Wald kam er ihr sehr schön vor.
    Rebecca warf einen Blick auf Maurice, der vor ihr den Weg entlangspazierte, vertieft in einen Monolog über die Jagd vor Erfindung der Feuerwaffen, und wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt hatte, dass sie stehen geblieben war. Rebecca hatte für heute genug über die Jagd gehört.
    Sie drehte sich um und ging auf den Fuchs zu, vorsichtig, vorsichtig. Der Fuchs sah ihr zu, und dann, als würde er einem geheimen Protokoll folgen, drehte er sich um und rannte weg, tiefer in die Hecken, die den Weg säumten. Aber sie konnte ihn noch immer sehen.
    Erst als auch Rebecca ins Gebüsch trat, verschwand der Fuchs, verschwand wie ein Zauber.
    Rebecca seufzte und trat zurück auf den Weg.
    Aber da war kein Maurice mehr.
     
    Der Häher rannte hinter dem Schaf her - er wusste selbst nicht so genau, warum. Wahrscheinlich, weil Schafe nicht in den Wald gehören. Weil es hinkte und hilflos aussah. Und weil er Rebecca eine Freude machen wollte. Rebecca würde sich wundern, wenn er mit einem von ihren Schafen zurückkehrte! Vielleicht würde sie ihm dann endlich glauben, dass er mit dem Tod des Hundes nichts zu tun hatte.
    Doch plötzlich strauchelte das Schaf, stolperte und fiel. Im nächsten Moment stand es auch schon wieder, aber es rannte nicht mehr. Es wand sich und zappelte. Der Mund des Hähers war auf einmal sehr trocken. Sein Herz schlug schnell. Über ihm bewegte sich etwas. Etwas stimmte nicht. Das Schaf kämpfte verzweifelt, aber es konnte seinen Fuß nicht befreien. Er wollte einen beruhigenden Laut von sich geben, aber alles, was aus seinem Mund zu kommen schien, war ein kehliges Knurren.
     
    Von oben sah der Garou komisch aus, ein orangefarbener, leuchtender Punkt, umgeben von einem grünen Rand, und unten zwei Füße, die aus dem Grün herausragten wie kurze, nutzlose Flügel.
    »Jetzt!«, blökte Heathcliff.
    Madouc öffnete vorsichtig die Lippen und ließ den Springsatz los.
    Der Springsatz fiel und fiel und landete direkt vor dem Häher im Schnee. Pflock!
    Maude, Othello, Heathcliff und Mopple oben auf der Böschung hielten den Atem an und warteten, aber nichts flog in die Luft. Nicht der Schnee, nicht der Häher, nicht einmal das Springdings selbst. Der Häher klopfte sich Schnee von seinem grünen Mantel und wollte gerade einen weiteren Schritt auf Lane zumachen, die wie verrückt an ihrer Drahtschlinge zerrte, als doch noch etwas durch die Luft flog.
    Madouc.
    Sie landete auf den Schultern des Hähers, und der Häher plumpste in den Schnee wie ein Futtersack.
    Madouc rappelte sich wieder auf und meckerte triumphierend. Dann war sie auf einmal still und lauschte. Ihr war, als hätte sie gerade eben im Sprung das Niesen eines Metalldings gehört.
    »Ein Schießeisen!«, blökte Maude oben auf der Böschung, und Madouc hörte Rascheln und Galopp. Die Schafe rannten, wie sie damals auf der Weide vor dem Schießeisen weggerannt waren. Madouc überlegte, ob sie auch wegrennen sollte.
     
    »Hast du das gesehen?«, fragte der dicke Spaziergänger. »Von oben. Einfach so! Was zum Teufel ist das?«
    »Ein Schaf, glaube ich«, sagte der Kleine.
    »Eine Ziege«, korrigierte der Dicke. »Was fressen die eigentlich? Ich knall sie ab!«
    »Mit

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