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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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dran, und wenn ich das richtig sehe, machen sich die Leute ohnehin schon in die Hosen. Die Polizei war da und tappt im Dunkeln. Die kleine Schäferin hat alles mitbekommen. Alle glauben, der Irre ist wieder unterwegs. Was wollen wir mehr?«
    »Drei«, sagte die Plin scharf. »Drei Rehe.«
    »Eins«, sagte der kleine Mann. »Hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, die Biester zu fangen und zu präparieren, dabei haben wir Schlingen überall. Naja, das mit den Schafen wird einfacher.«
    »Der Ziegenhirt hat noch andere Rehe im Wald gefunden«, sagte die Plin störrisch.
    »Nun«, sagte der Kleine mit gespielter Gleichgültigkeit. »Unsere sind das nicht.« Er warf dem Großen heimlich einen bösen Blick zu. Der Große sah nicht hin.
    »Was uns allerdings ein bisschen Sorgen macht, ist die alte Schachtel«, sagte der Kleine. »Ein Mensch von außen, gut, aber mit zweien wird es ein wenig...«
    Er verstummte. Ein weiterer Mensch hatte den Raum betreten, ein Mann mit schmalen Augen und Schürze. Er kam nicht durch die Eingangstür, sondern seitlich aus dem Inneren des Hauses, und er trug ein Tablett.
    Mademoiselle Plin lachte ein unerfreuliches Lachen. »Keine Sorge, der ist stocktaub! Da!«
    Im nächsten Moment hatte sie das Bier des Großen vom Tisch gewischt, und Glas zersprang klirrend auf dem harten Holzboden. Die Schafe in ihrer Nische zuckten zusammen, aber der Schmaläugige blickte nicht einmal von seinem Tablett auf. Der große Spaziergänger guckte wütend aufsein Glas und sagte »Bravo!«.
    Madouc probierte etwas von dem Bier am Boden.
    »Die alte Schreckschraube ist vollkommen harmlos«, sagte die Plin betont laut. »Ich habe mir heute von ihr die Karten legen lassen. Total durchgedreht, die glaubt alles, was man ihr erzählt, solange es nur ein bisschen mystisch ist. Das wird die Erste sein, die >Werwolf< schreit.«
    »Ich will ein neues Bier!«, sagte der Große.
    In diesem Augenblick streckte Madouc ihren Hals auf der Jagd nach einer kleinen Bierpfütze etwas zu weit vor und berührte Mademoiselle Plin am Knie. Die Plin kreischte und schlug den kleinen Wintergast mit der flachen Hand auf die Wange. Im nächsten Moment hatte der Große ein Messer in der Hand. Madouc rannte quer durch den Raum zur Tür hinaus, die Schafe hinterher.
    Zu viert waren sie vor dem schwarzen Hund bis zur Bushaltestelle geflüchtet. Madouc sang Ziegenlieder und roch seltsam. Doch später, tief in der Nacht, erzählte sie den Schafen, was sie unter dem Tisch gehört hatte. Und jetzt mussten sie zurück, um ihre Herde vor den Plänen der beiden Spaziergänger zu warnen.
    »Ich glaube, es ist da!«, sagte Zora plötzlich, trat entschlossen aus dem Bushäuschen heraus und begann, sich durch den hohen Schnee die Straße hinaufzukämpfen. Heide, Maude und Madouc trabten hinterher.
     
    Rebecca kam aus dem Schäferwagen, oder besser gesagt: zuerst kam sie nicht aus dem Schäferwagen, weil zu viel Schnee vor der Tür lag. Dann klappte die Tür mit einem Ruck auf, und Rebecca, die sich von innen dagegen gestemmt hatte, purzelte die Stufen hinunter und landete im Schnee.
    Die Schafe machten sich auf schlechte Stimmung gefasst, aber Rebecca lachte, klopfte sich den Schnee vom Mantel und rückte die braune Brotmütze zurecht. Sie bahnte sich einen Weg zur Futterkammer, fand den Trog wieder, schaufelte ihn frei und kippte eine wirklich großzügige Portion Kraftfutter hinein. Sie summte und hüpfte und warf probehalber einen Schneeball nach Mopple. Mopple war ein einfaches Ziel, aber trotzdem traf sie nicht. Für jemanden, der gerade Yves auf dem Gewissen hatte, hatte sie hervorragende Laune.
    »Bei Tag sieht alles anders aus, nicht wahr?«, sagte sie zu den Schafen. »Ihr habt es auch nicht leicht, bei diesem Wetter. Macht euch keine Sorgen, ich passe gut auf euch auf.«
    Von wegen! Sie passten auf Rebecca auf, mit Schnee und Silber und allem Drum und Dran.
    »Wollt ihr Heu?«, fragte Rebecca.
    Die Schafe blökten. Natürlich wollten sie Heu.
    »Mama und ich sind heute Abend zum Essen eingeladen«, erklärte Rebecca den Schafen, während sie ihnen Heu in die Raufe schaufelte. »Im Schloss. Von Maurice.« Sie grinste die Schafe an. »Nobel, was?«
    Heathcliff dachte nach. Darüber, ob sich der Weg zum Futtertrog lohnte oder ob er sowieso weggedrängt werden würde, so lange, bis das letzte Körnchen aus dem Trog verschwunden war. Seit dem Sturz von der Eiche dachte Heathcliff sehr genau über Wege nach.
    Alles tat weh, vor allem die Rippen,

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