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Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah

Titel: Garp und wie er die Welt sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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dass er Babysitterinnen überwunden hatte. Aber die Lust als
solche? Tja! Jenny Fields hatte den Finger auf ein Problem mitten im Herzen
ihres Sohnes gelegt.
    »Wir müssen den Fletchers
helfen«, sagte Helen. »Wir mögen sie zu sehr – wir müssen etwas unternehmen.«
Helen, stellte Garp erstaunt fest, bewegte sich durch ihr gemeinsames Leben,
als wäre es ein Essay, den sie gliederte – mit einer Einleitung, einer
Darlegung der wesentlichen Voraussetzungen, dann der These.
    »Harry meint, die Studentin sei
etwas Besonderes «, erläuterte Garp.
    »Verdammte Männer «, sagte Helen. »Du kümmerst dich um Alice. Ich werde Harrison zeigen, was etwas Besonderes ist.«
    Und so sagte Helen eines Abends,
nachdem Garp ein prächtiges Paprikahuhn mit Spätzle aufgetischt hatte, zu Garp:
»Harrison und ich machen den Abwasch. Du bringst Alice nach Hause.«
    »Nach Hause?«, fragte Garp. »Jetzt?«
    »Zeig ihm deinen Roman«, sagte
Helen zu Alice. »Zeig ihm alles, was du willst. Ich
werde deinem Mann zeigen, was für ein Arschloch er ist.«
    [306]  »He, hör mal«, sagte Harry.
»Wir sind Freunde, wir wollen doch Freunde bleiben, oder?«
    »Du kurzsichtiger Hurensohn«,
erklärte Helen ihm. »Du bumst eine Studentin und bezeichnest sie als etwas
Besonderes – du beleidigst deine Frau. Ich werde dir
zeigen, was etwas Besonderes ist.«
    »Mach sachte, Helen«, sagte Garp.
    »Mach, dass du wegkommst«, sagte
Helen. »Und Alice soll ihre Babysitterin selbst nach Haus bringen.«
    »He, hört mal!«, sagte Harrison
Fletcher.
    »Halt den Mund, Harritson!«,
sagte Alice. Sie grapschte Garps Hand und stand vom Tisch auf.
    »Verdammte Männer «, sagte Helen. Sprachlos wie eine Ellen-Jamesianerin brachte Garp
Alice nach Hause.
    »Ich kann die Babysitterin nach
Haus fahren, Alice«, sagte er.
    »Nur wenn du schnell zurückkommst«, sagte Alice.
    »Sehr schnell, Alice«, sagte
Garp.
    Sie bat ihn, ihr das erste
Kapitel ihres Romans laut vorzulesen. »Ich möchte es hören«, sagte sie. »Und
ich kann es nicht tselbtst vorletsen.« Also las Garp es ihr vor; es las sich,
wie er zu seiner Erleichterung hörte, wunderbar. Alice schrieb so flüssig und
sorgfältig, dass Garp ihre Sätze ohne weiteres hätte singen können, und sie hätten immer noch schön geklungen.
    »Du hast eine herrliche Stimme,
Alice«, erklärte er ihr, und sie weinte. Und natürlich schliefen sie
miteinander, und trotz allem, was jedermann über diese Dinge weiß, war es etwas Besonderes. »Nicht wahr?«, fragte Alice.
    »Ja, das stimmt «, gab Garp zu.
    [307]  Oje, dachte er, jetzt wird’s kompliziert.
    »Was können wir tun?«, fragte
Helen Garp. Sie hatte Harrison seine »besondere« Studentin vergessen lassen,
und nun meinte Harrison, dass Helen das Besonderste in seinem Leben sei.
    »Du hast damit angefangen«, sagte
Garp zu ihr. »Also meine ich, wenn du willst, dass Schluss ist, musst du
Schluss machen.«
    »Das ist leicht gesagt«, sagte
Helen. »Ich mag Harrison; er ist mein bester Freund,
und als Freund möchte ich ihn nicht verlieren. Ich bin einfach nicht sehr daran
interessiert, mit ihm zu schlafen.«
    » Er ist
daran interessiert«, sagte Garp.
    »Mein Gott, ich weiß«, sagte
Helen.
    »Er findet, du bist das Beste,
was er je hatte«, teilte Garp ihr mit.
    »Großartig«, sagte Helen. »Das
muss herrlich für Alice sein.«
    »Alice denkt nicht darüber nach«,
sagte Garp. Alice dachte über Garp nach, das wusste
Garp; und Garp fürchtete, die ganze Sache würde aufhören. Es gab Zeiten, da
dachte Garp, Alice sei das Beste, was er je gehabt habe.
    »Und was ist mit dir?«, fragte
ihn Helen. (»Nichts ist gleich«, würde Garp eines Tages schreiben.)
    »Ich kann nicht klagen«, sagte
Garp. »Ich mag Alice, ich mag dich, ich mag Harry.«
    »Und Alice?«, fragte Helen.
    »Alice mag mich«, sagte Garp.
    »O Mann«, sagte Helen. »Also
mögen wir uns alle, außer dass mir nicht daran liegt, mit Harrison zu schlafen. «
    [308]  »Also ist es vorbei«, sagte
Garp und versuchte, die Düsternis in seiner Stimme zu verbergen. Alice hatte
ihm vorgeweint, es könne nie vorbei sein. (»Könnte
ets? Könnte ets?«, hatte sie geweint. »Ets kann einfach nicht vorbei tsein!«)
    »Nun, ist es nicht immer noch
besser als vorher?«, fragte Helen Garp.
    »Du hast es geschafft«, sagte
Garp. »Du hast Harry von seiner verdammten Studentin abgebracht. Jetzt brauchst
du ihn nur noch langsam von dir abzubringen.«
    »Und was ist mit dir und Alice?«,
fragte

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