Garstige Gnome
Tunnelöffnung gewiss auch für einen straffälligen Zwölfjährigen einen brauchbaren Fluchtweg dar. Er holte tief Luft und ließ sich in die Grube hinunter.
Rumms! Mit beunruhigendem Schwung fiel über ihm die Falltür zu. Hier unten war es kühler als über der Erde, wie in einem Obstkeller. Er trug noch die Polizeijacke seines Vaters und zog sie eng um die Schultern. »Okay, kein Problem«, sagte er zu sich selbst. Aber es stimmte nicht. Er hatte die Aufgabe verpatzt, die sein Vater ihm übertragen hatte, und er wusste verdammt gut, dass er Sam auf der Stelle zurückbringen musste, denn sonst hätte er ein Riesenproblem.
10
Untererde
S am war schon eine Weile unterwegs. Seine Augen hatten sich zwar noch nicht an das trübe Licht gewöhnt, aber er konnte Formen erkennen, nachdem er sich einmal darauf eingestellt hatte, dass auf allem ein grünlicher Schimmer lag. Der röhrenartige, etwa anderthalb Meter breite Tunnel führte immer weiter. Er fragte sich, ob er über die Grenze bis nach Kanada hineinreichte.
Wahrscheinlich vermisste PJ ihn inzwischen, und sicherlich würde er riesigen Ärger mit seinem Vater bekommen, weil er seinen Gefangenen hatte entwischen lassen. Geschieht ihm ganz recht, weil er so gemein zu mir war , dachte Sam und grinste. Er fragte sich, ob er weiteren Kriegern begegnen würde. Er würde ihnen erzählen, dass er Bree getroffen und sie ihm den Schwur abgenommen hatte, na ja, fast jedenfalls.
Sam war mindestens fünfzehn Minuten durch den abfallenden Tunnelgang marschiert, als er sah, dass sich das Licht vor ihm veränderte. Er verlangsamte seine Schritte, sein Herzschlag hingegen beschleunigte sich. Fünf Meter weiter tat sich eine Öffnung auf. Sam schlich hinüber und blickte zwischen einem Gewirr aus bizarr geformten Felsblöcken in eine gigantische Höhle.
»Wow …«, murmelte er leise.
Die Höhle hatte die Größe mehrerer aneinandergelegter Fußballfelder, und die Höhlendecke lag dicht über seinem Kopf. Es gab ihm das Gefühl, als er würde vom billigen oberen Rang eines Sportstadions auf die weitläufige unterirdische Welt hinabblicken. Im Innern der Höhle wurde das grüne Licht der Flechten von leuchtenden Insektenschwärmen verstärkt, die überall herumflogen, so dass ein permanenter Wechsel von Licht und Schatten über die unterirdische Landschaft strich. Die Luft roch uralt, aber nicht muffig.
Von Sams Position führte ein steiler Hang etwa hundert Meter hinab zu einer hohen steinernen Barriere, die aussah wie eine unterirdische Version der Chinesischen Mauer. Sie erstreckte sich von einem Höhlenende zum anderen, so dass die Mauer den Hang vollständig von dem abschottete, was dahinterlag. Am Fuße der Mauer und auf einer Art Gerüst, das davorstand, wieselten dunkle Gestalten herum.
Sam lächelte. Aus der Ferne konnte er die Gestalten nicht richtig erkennen, aber er ging davon aus, dass es andere Krieger waren.
Sam trat aus seiner Deckung hinter den Felsen hervor, die den Tunneleingang verbargen, und begann, sich einen Weg nach unten zu bahnen. Der Hang war steiler, als es auf den ersten Blick aussah. Er musste höllisch aufpassen, dass er nicht abrutschte, und an einigen Stellen musste er gar auf allen vieren rückwärts hinunterkrabbeln, um nicht kopfüber in die Tiefe zu purzeln. Unterdessen fragte er sich, ob die Krieger wohl eine passende Rüstung für ihn haben und ihm beibringen würden, wie man mit dem Schwert kämpfte.
Sam konzentrierte sich so sehr darauf, wo er den nächsten Schritt hinsetzen würde, dass er kaum einmal den Blick hob. Das letzte Stück rutschte er einfach hinunter und löste dabei eine kleine Gerölllawine aus. Die Gestalten, die am Fuße der Mauer herumschwirrten, blickten auf, nicht weiter als ein Steinwurf von ihm entfernt. Erschrocken hielt Sam inne und starrte zu ihnen hinab. Sie starrten zurück … aus riesigen gelben Augen.
Sam stockte der Atem, als sie mit ausgestreckten pelzigen Armen auf ihn zugestürmt kamen. Er fuhr herum und versuchte, den Hang hinaufzurennen, aber unter seinen Füßen gaben die losen Steine nach und rutschten weg. Einen Moment lang rang Sam um Halt, dann packten ihn vier dicke behaarte Pranken, und seine Welt wurde schwarz.
11
Gnome
A m Fuße der Mauer rottete sich eine Gnom-Meute zusammen, als die glupschäugigen Brüder Nargle und Bargle einen ausgebeulten Lumpensack heranschleiften und triumphierend an einen Haken hängten.
Sam wand sich in dem finsteren Stoffbehältnis, orientierungslos und zu
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