Garstige Gnome
Pelzmänteln verarbeiten, und die Überlebenden würden sie in ein Wildgehege stecken«, sagte PJ.
»Ah, ja, ein Wildgehege. Und tun wir nicht genau das Gleiche, indem wir sie hier unten einsperren? Nur dass es bei uns nicht so viel Gewalt gibt. Wir bekämpfen die Gnome nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Manchmal müssen wir einige von ihnen töten. Und über die Jahre haben sie auch einige von uns getötet.« Tracker sah plötzlich gleichzeitig traurig und wütend aus. Er fügte rasch hinzu: »Aber hauptsächlich haben wir versucht, sie hinter der Mauer in sicherem Gewahrsam zu halten.«
»Bei dir klingt es so, als würdet ihr die Gnome beschützen und nicht die Menschen.«
»So mag es sich anhören, ja. Aber bei einem weltweiten Krieg würde es auf beiden Seiten riesige Verluste geben.« Tracker seufzte. »Und es wäre nicht mal sicher, dass die Menschen ihn gewinnen würden. Gnome lernen extrem schnell. Nach jedem unserer Siege haben sie daraus gelernt und waren bei der nächsten Schlacht umso stärker.«
PJ lauschte mit einer für ihn ungewöhnlich ernsten Miene, während Tracker sein Schwert zückte, mit dem Finger über den Klingenrand strich und die Schärfe prüfte. Unter dem Knauf gab es eine Inschrift – seinen Namen, Tracker. Es schien, als wäre das Schwert eines Wächters ein sehr persönlicher Gegenstand, etwas, das sie hüteten wie ihren Augapfel. »Erzähl mal, Tracker«, fragte PJ nach einer Weile, »wie wurde aus dir ein …?«
»Ein Wächter?«, fragte Tracker, ohne aufzuschauen. »Niemand zwingt uns, hier unten zu bleiben. Über die Jahre haben sich einige für die Oberfläche und ein Leben unter der Sonne entschieden. Aber mein Vater war ein Wächter und sein Vater und dessen Vater auch. Alle waren hervorragende Schwertkämpfer. Und dazu war mein Vater ein gewiefter Fährtenleser und ein richtiger Held für mich. Wolltest du denn nie so sein wie dein Vater, als du noch jünger warst?«
»Wie mein Dad?« PJ rutschte unbehaglich herum. »Ha! Auf keinen Fall. Meine Mutter ist Künstlerin, und als sich ihr im fernen Los Angeles eine tolle Karrieremöglichkeit bot, ließ er uns allein dort hinziehen, nur damit er seinen blöden Job hier oben behalten konnte. Als meine Mutter dann Erfolg hatte, ist er trotzdem nicht zu uns runtergezogen. Er meinte, er wäre eine Verpflichtung eingegangen und trüge die Verantwortung als dämlicher Sheriff von Nottingham.« PJ senkte den Blick und trat einen Stein über den Höhlenboden. »Nee, dein Vater war so was wie ein loyaler Krieger, der zum Wohle der Menschheit gekämpft hat. Mein Dad ist lange nicht so cool.«
27
Zu viele Köche
S am hing kopfüber im Fleischraum neben Dutzenden von herabbaumelnden Insektenkadavern. Nachdem er das Leben seines letzten Kontrahenten verschont hatte, hatten sie ihn kurzerhand aus der Arena geschleppt, hier hineingeworfen und an einem groben Strick aufgehängt. Wegen des grauenvollen Gestanks, den die Kadaver verströmten, hätte er sich anfangs fast erbrochen. Die Höhlenwände waren aus dem Fels geschlagen, aber nicht glatt poliert wie in dem Saal, wo er dem Gnom-General zwischen die Beine getreten hatte. Das Blut lief ihm in den Kopf und machte ihn ganz benommen. Er fühlte sich wie in einem Traum – in einem Albtraum. Vielleicht wache ich ja gleich auf , dachte Sam hoffnungsvoll.
In dem Moment platzten drei Gnome in den Raum. Sie trugen hässliche Kochutensilien – mit Widerhaken versehene Zangen, ein Hackbeil mit gezackter Schneide und etwas, das aussah wie ein großer steinerner Göffel. Sam versteifte sich, hoffte, dass sie wegen einer der anderen Fleischschwarten gekommen waren, die überall hingen.
Die Gnome liefen zwischen den Insektenkadavern herum, stießen sie an und klopften sie ab. Sie sprachen leise miteinander, diskutierten die Vorteile dieses oder jenes Stücks. Aus ihrem Geschnatter konnte Sam ihre Namen heraushören. Snivell war ein Koch. Er trug die Zangen, während Blug das Hackbeil hin und her schwang, und dem, den sie Guh-wat nannten, schien es Spaß zu machen, den toten Insekten den dreizackigen Göffel in die Weichteile zu stoßen.
Mit Entsetzen sah Sam, wie Snivell den Blick auf ihn richtete und ihn angrinste.
»Argh!«, sagte der Koch.
»Arrgh!«, fügte Blug an.
»Arrrgh!«, sagte Guh-wat, was offenbar bedeutete, dass sie Einigung erzielt hatten. Sie watschelten zu Sam hinüber.
Snivell kicherte wie wahnsinnig. »Lasst ihn uns schmoren«, sagte er.
Blug schüttelte den breiten
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