Garten des Lebens
zurück.
Ihre Mutter nickte und schluchzte leise.
Zehn Minuten später, nachdem Vivian sich ein wenig beruhigt hatte, ging Susannah. Sie fühlte sich furchtbar. Jede Entscheidung, die sie in diesem Sommer getroffen hatte, zog katastrophale Konsequenzen nach sich. Ruhelosigkeit hatte sie dazu gebracht, nach Jake zu suchen, und aus ihrem Wunsch war eine Besessenheit geworden. Nun musste sie dafür bezahlen, und der Preis war viel zu hoch – für alle Beteiligten.
Als sie im Wagen saß, zog Susannah ihr Handy heraus und rief bei Joe in der Praxis an. Er hatte gerade einen Patienten, aber Miranda, seine Sprechstundenhilfe, sagte ihr, er würde sich in zehn Minuten melden.
Susannah fuhr los und hielt kurz darauf im Schatten der Bäume des Colville City Parks. An einem Ende des Parks war ein Schwimmbad, am anderen Ende eine Wiese mit grünen Bäumen. Sie blieb im Wagen sitzen und wartete auf Joes Anruf. Versonnen beobachtete sie Mütter, die mit ihren Kindern spielten, Teenager auf ihren Fahrrädern und ältere Paare, die Hand in Hand spazieren gingen.
Obwohl sie wusste, dass Joe anrufen würde, erschrak sie, als das Handy klingelte.
“Hi”, sagte sie und wusste, dass es kein einfaches Gespräch werden würde.
“Ich habe deine Nachricht erhalten.” Am Klang seiner Stimme konnte Susannah erkennen, dass er noch immer wütend auf sie war.
Vor Nervosität zog sich ihr Magen zusammen. “Ich habe mich heute Nachmittag mit der Detektivin getroffen.”
Joe fragte nicht nach den Ergebnissen der Recherche. Er hatte ihr bereits gesagt, dass er es nicht wissen wollte.
“Sie hat Jake nicht gefunden, und offen gesagt interessiert es mich auch nicht mehr. Ich war so ein Idiot. Joe, es tut mir leid.” Ihre Stimme versagte. “Ich habe alles durcheinandergebracht und … und Chrissie …” Sie konnte nicht weitersprechen.
“Was ist mit Chrissie?”, fragte er.
Susannah schluckte ihre Tränen hinunter und erzählte von dem Ultimatum, das Chrissie ihr gestellt hatte. “Chrissie will unbedingt nach Colville ziehen, um sich um ihre Großmutter zu kümmern, und wenn wir sie nicht im Haus wohnen lassen, will sie zu Troy Nance ziehen.”
“
Was?”
, rief Joe. Er war außer sich.
“Ich mache mir solche Sorgen.”
“Du hast ihr doch wohl gesagt, dass das absolut nicht infrage kommt, oder?” Der Zorn in Joes Stimme passte so gar nicht zu ihm, passte so gar nicht zu dem sonst immer so ausgeglichenen Mann. “Was zur Hölle geht bei euch vor?”
“Ich habe ihr gesagt, dass ich mit dir darüber reden werde. Sie erpresst uns, Joe, und alles, was ich jetzt sage, wird sie unweigerlich in die Arme von diesem Troy treiben.”
Einen Moment lang schwieg Joe. Er schien über die Möglichkeiten nachzudenken.
“Joe, ich weiß nicht, was ich tun soll.” Sie hatte ihm eigentlich nicht auf diesem Wege, am Handy, davon erzählen wollen, doch als sie seine Stimme gehört hatte, konnte sie nicht anders.
“Wie sollen wir uns in dieser Situation verhalten?”, fragte sie nach einer Weile.
“Ich weiß, dass Chrissie deiner Mutter sehr nahesteht”, murmelte er. “Vielleicht hat sie wirklich das Bedürfnis zu helfen.”
“Ich bin mir sicher, dass das teilweise stimmt, aber ich will nicht, dass sie mit Troy zusammen ist. Es ist keine gesunde Beziehung.” Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht herauszuplatzen, dass Troy möglicherweise der Sohn von Jake war. Es gab keinen Grund, Öl in
dieses
Feuer zu gießen. “Ich bin mir nicht sicher, womit er sein Geld verdient.”
“Was in Klartext heißt, dass er vielleicht krumme Geschäfte macht?”
Susannah wollte ihm nicht widersprechen. “Du könntest versuchen, mit Chrissie zu reden und sie zur Vernunft zu bringen. Auf dich hört sie vielleicht”, sagte sie Joe.
“Sie hört schon seit Langem nicht mehr auf mich”, erwiderte Joe.
“Wir können nicht zulassen, dass sie das Studium hinwirft. Und nicht nur das – Troy ist der absolut falsche Mann für sie. Diese Beziehung wird ihr Leben zerstören.” Man brauchte nicht viel Fantasie, um die Schwierigkeiten zu erahnen, die auf Chrissie zukommen würden. Wenn Troy tatsächlich ein Drogendealer war – wovon jeder in der Stadt ausging – dann würde er früher oder später verhaftet werden, und Chrissie würde der Mithilfe bezichtigt werden.
“Also, was schlägst du vor?”, fragte Joe.
“Ich hätte sie gleich nach Hause schicken sollen, als sie hier aufgetaucht ist”, murmelte Susannah. “Ich bin schuld”, sagte sie
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