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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Macomber
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“Ich liebe ihre Austern. Niemand in der ganzen Stadt macht sie besser.”
    “Also gut, Mom, dann gehen wir ins
Acorn's.”
    “Und wenn wir zurückkommen, rufst du Carolyn an.”
    “Ja, Mom, heute Abend rufe ich Carolyn an.”

5. KAPITEL
    C arolyn Bronson freute sich, von Susannah Leary, nein, von Susannah Nelson zu hören. Natürlich hatte sie gehofft, dass Susannah sie anrufen würde, aber aus Gründen, die schwierig zu erklären waren, hatte sie nicht damit gerechnet. Es waren viele Jahre vergangen, seit sie zum letzten Mal miteinander gesprochen hatten – beinahe fünfundzwanzig Jahre. Jahrzehnte. Und nun fuhr sie durch die Stadt, um ihre alte Schulfreundin wiederzusehen. Carolyn schaute suchend durch die Windschutzscheibe. Sie waren in der Kneipe verabredet, die die Männer aus dem Sägewerk am liebsten besuchten. Sie lag keine Meile vom Bronson Sägewerk entfernt. Es war der einzige Ort, der ihr für ihr Treffen eingefallen war.
    Susannahs Anruf war vor einer Stunde gekommen. Und sofort hatte sich das alte Vertrauen eingestellt – als wären sie erst gestern das letzte Mal zusammengekommen. Und dabei hatten sie einander so viel zu erzählen, so viel nachzuholen.
    Das Gasthaus lag an der Straße, die nach Colville führte. In ihrer Kindheit war dort das
A&W-Drive-In
gewesen. Es war zu einem Pub umgebaut worden. Als Treffpunkt war diese Kneipe so gut wie jede andere.
    Carolyn lebte seit fünf Jahren wieder in Colville. Es war ihr fast unangenehm, dass sie noch nie in der populärsten Kneipe der Gegend gewesen war. Obwohl sie langsam fuhr, wäre sie beinahe an dem Gasthaus vorbeigefahren. Als sie den Namen des Pubs las, musste sie lächeln.
He's Not Here.
Er ist nicht hier. Der Name gefiel ihr.
    Carolyn war oft bei ihren Eltern zu Besuch gewesen. Aber sie hatte nie Verbindung zu ihren alten Freunden aufgenommen. Der Kontakt war eingeschlafen, nachdem sie von ihrer Mutter auf das Internat in Frankreich geschickt worden war. Carolyn fürchtete, dass sie für ihre zarte französische Mutter eine herbe Enttäuschung gewesen sein musste. Brigitte gab sich viel Mühe, ihrer Tochter Anmut und Charme und, wie sie es nannte, die Kunst, eine Frau zu sein, beizubringen. In der Schule brachte Carolyn Topleistungen, doch in allen anderen Bereichen des Lebens schaffte sie es nicht, den Ansprüchen ihrer Mutter zu genügen. Sie kam eher nach der Familie ihres Vaters, die das ehrliche Handwerk, die Arbeit mit Holz im Blut hatte.
    Die Ehe ihrer Eltern war für Carolyn immer ein Rätsel geblieben. Sie hatten sich in Europa während des Zweiten Weltkrieges kennengelernt und Brigitte war ihrem Mann nach Amerika gefolgt. Mehr als einmal hatte Carolyn sich gefragt, ob ihre Mutter diese Entscheidung wohl bereut haben mochte, nachdem sie das Leben in Colville kennengelernt hatte. Sie war wie eine exotische Orchidee, die zwischen robusten Sonnenblumen ihr Dasein fristete.
    Auf dem Parkplatz der Kneipe waren noch einige Plätze frei. Das Licht im Pub war schummrig, und Carolyn fragte sich, ob Susannah sie überhaupt erkennen würde. Ihr Haar war zwar immer noch kastanienbraun – wenn auch mit grauen Strähnen durchzogen –, aber sie trug es mittlerweile länger als damals und zusammengebunden zu einem dicken Zopf, der ihr über die Schulter hing. Sie trug eine schwarze Jeans und eine leichte Sommerjacke, die sie auch für die Arbeit im Sägewerk anzog. Wenn der Anlass es erforderte, kleidete sie sich etwas femininer – doch das war nicht oft der Fall.
    Sie fand einen Tisch in einer Ecke des Lokals und setzte sich auf die blank polierte Holzbank, um zu warten. Nur eine oder zwei Minuten nachdem sie gekommen war, trat Susannah durch die Tür, sah sie und ging, ohne zu zögern, auf sie zu. Carolyn hätte sie unter Tausenden erkannt. Susannah hatte sich überhaupt nicht verändert. Möglicherweise hatte sie ein paar Pfund zugelegt, aber nicht viele, und sie trug ihr Haar kürzer. Außerdem war es nachgedunkelt. Sie hatte helle Leinenhosen an und einen smaragdgrünen Pullover mit aufgestickten Blüten.
    Die Freundin ließ sich ihr gegenüber auf die Bank sinken und sagte: “Meine Güte, seit wann gibt es in Colville einen
Wal-Mart?”
    Carolyn konnte sich nicht erinnern. Ein oder zwei Jahre, bevor der
Wal-Mart
gebaut worden war, kursierten schon die ersten Gerüchte. “Als ich vor fünf Jahren wieder hierherkam, war er schon da.”
    “So lange schon? Wirklich? Lustig, Mom oder Dad haben nichts davon erzählt.” Susannah atmete

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