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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Macomber
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Abmachung. “Du hast mir versprochen, dass du es zwei Wochen lang probieren wirst.”
    Ihre Mutter nickte zögerlich. “Ja, ich weiß, aber ich kann dir jetzt schon versichern, dass es nicht klappen wird.”
    Susannah betete zum Himmel, dass ihre Mutter ihre Meinung möglichst schnell ändern möge – denn es gab keine Alternativen.
    “Wo sind meine Kleider?”
    “Mom, wir haben deine Kleidung doch schon hergebracht, erinnerst du dich nicht?”
    “Was ist mit meinem lila Kleid? Ich brauche dieses Kleid, Jean. Du hast es doch nicht weggegeben, oder?”
    “Nein Mom.”
    “Jean, oh, Jean, was soll ich nur tun?”
    Susannah musste sich zusammenreißen, um ihre Mutter nicht darauf hinzuweisen, dass sie nicht Tante Jean, sondern Vivians Tochter war. “Ich habe alles hergebracht, was du dir gewünscht hast.”
    “Ich würde mich noch wohler fühlen, wenn wir auch den Sessel deines Vaters herschaffen würden”, sagte sie.
    Susannah hatte genau das befürchtet. “Mom, hier ist nicht genug Platz für Dads Sessel.”
    Ihre Mutter schüttelte energisch den Kopf. “Hier ist genug Platz. Ich stelle ein paar Dinge zur Seite, und dann können wir meine Nähmaschine in die Ecke stellen.”
    Seit Jahren hatte ihre Mutter nicht mehr genäht. Seit Jahrzehnten. Aber alles, was Susannah antwortete, war: “Ich werde sehen, was ich tun kann.”
    “Und bring meine Bücher mit.”
    “Das werde ich, Mom. Hast du heute Morgen schon einige der anderen Bewohner getroffen?”
    Vivian senkte die Stimme. “Hier gibt es nur alte Menschen. Ich sage es dir noch einmal, Susannah, ich gehöre hier nicht her. Ich schwöre, alle sind mindestens achtzig Jahre alt.”
    Es war müßig, ihre Mutter weiterhin zu bitten, dem Leben hier in der Einrichtung eine Chance zu geben. Also machte sich Susannah auf den Weg, um die Dinge zu erledigen, die ihre Mutter ihr aufgetragen hatte. Sie wollte unbedingt das lila Kleid haben, und dabei konnte Susannah sich nicht daran erinnern, je ein Kleid dieser Farbe in Vivians Kleiderschrank gesehen zu haben.
    Als sie zum Haus zurückkehrte, schloss Susannah die Vordertür auf und klemmte die Fliegengittertür fest, um die Kartons ins Haus tragen zu können.
    Im Wohnzimmer hielt sie inne und blickte sich um. Alles sah genauso aus, wie sie es hinterlassen hatte, und dennoch
fühlte
es sich anders an. Irgendetwas stimmte nicht. Doch Susannah wusste nicht, was es war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. 'Das ist doch nur Einbildung', sagte sie sich. Und dennoch …
    Sie atmete tief ein und ging vorsichtig in die Küche.
    “Ist hier jemand?”, rief sie.
    Niemand antwortete.
    “Hallo?”
    Wieder keine Antwort.
    Mit klopfendem Herzen ging Susannah durch das Haus. Es schien nichts zu fehlen. Dann erreichte sie Dougs Schlafzimmer. Dieser Raum war Vivians Heiligtum gewesen. Nichts war von ihr verändert worden. Alles stand noch so wie zu Dougs Lebzeiten. Und Susannah bemerkte sofort, dass nun sämtliche Erinnerungen an Dougs Highschool-Zeit verschwunden waren: sein Abschlussfoto von der Wand ebenso wie die Auszeichnungen, die Doug bei Leichtathletikwettbewerben und anderen Sportveranstaltungen gewonnen hatte. Sie alle fehlten – jede einzelne Schleife. Irgendjemand war in das Haus eingedrungen und hatte Dougs Andenken gestohlen.
    Egal, was die Zukunft bringen würde, Susannah war sich sicher, dass sie ihrer Mutter niemals von diesem Vorfall erzählen würde.

10. KAPITEL
    S usannah wusste nicht, was sie von diesem seltsamen Diebstahl halten sollte. Schon die frischen Blumen auf dem Grab ihres Bruders waren rätselhaft gewesen. Und nun hatte jemand Dougs Highschool-Erinnerungen durchwühlt … Es fehlten nicht nur die Auszeichnungen. Auch ein paar andere Dinge – Souvenirs aus Disneyland, ein Beatles-Album, scheinbar uninteressante Erinnerungsstücke aus seinem viel zu kurzen Leben – waren verschwunden. Susannah bezweifelte, dass ihre Mutter diese Dinge weggegeben hatte, denn alles, was an Doug erinnerte, war von ihren Eltern immer besonders gehütet worden. Vor einigen Jahren hatte Brian gefragt, ob er Dougs alte Baseball-Karten bekommen könnte, doch ihr Vater wollte sie nicht hergeben. Susannah war darüber einige Wochen lang wütend gewesen. Auch diese Karten fehlten nun.
    Sie bemühte sich, die Sorgen, die an ihr nagten, zu ignorieren, und packte alles in Kartons, was sich noch im Schrank ihrer Mutter befand. Es dauerte beinahe den ganzen Nachmittag. Einiges legte sie für Vivian beiseite. Doch das lila

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