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Gartengeschichten

Gartengeschichten

Titel: Gartengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Demski
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zu nehmen, also das Unerklärliche oder Übernatürliche aus der Welterklärung auszuscheiden. Der Tod ist für uns ein Nichts, denn was der Auflösung verfiel, besitzt keine Empfindung mehr. Was aber keine Empfindung mehr hat, das kümmert uns nicht.
    Alles Seiende, der Garten, die Bäume, Erde, Menschen und Tiere, besteht aus vergleichbarem Stoff, aus kleinstenTeilchen, den Atomen, lehrte Epikur. Atome zerfallen beim Tod. Und wie man vor der Geburt seiner selbst nicht inne war, also kein Ich, hört man mit dem Ich-Sein nach dem Tod sofort auf. Sinnlos also, ihn zu fürchten. Das Streben nach Glück in der Zeit dazwischen zollt der Einzigartigkeit jedes Wesens Respekt. Jedes Wesen sollte während der ihm zugemessenen Lebensspanne ganz es selbst sein, also glücklich.
    Die Haltbarkeit seiner Philosophie auszuprobieren, hatte Epikur peinvolle Jahre Gelegenheit. Wahrscheinlich litt er unter Nieren- oder Harnsteinen, was seine anschauliche Art erklärt, sich mit dem Phänomen Schmerz auseinanderzusetzen. Der Schmerz sitzt nicht unaufhörlich im Fleische. Je heftiger er ist, desto kürzer währt er. Ist er aber neben der Lust vorhanden, diese im Fleische nur übersteigend, so bleibt er nicht viele Tage. Bei einem längeren Leiden aber ist die Freude noch immer etwas größer als der Schmerz im Fleische .
    Seine Freudeoffensive gegen den Schmerz ist sehr modern und entspricht den Ratschlägen von Schmerztherapeuten. Lerne mit ihm zu leben.
    Wahrscheinlich hatten seine Freundinnen und Freunde ihm eine Liegestatt im Garten zurechtgemacht, unter Olivenbäumen vielleicht, die geben einen lichten Schatten. Olivenschatten ist besonders schön, weil er durch die silbrigen, beweglichen Blätter immer flirrt und flimmert. Ruhe, Wärme, viel Flüssigkeit wird bei Steinleiden empfohlen, ein Sud aus Schachtelhalmen hätte ihm helfen können. Ob man das damals schon wußte? Ausgeschlossen ist es nicht. Für Kranke ist ein Aufenthalt im Garten besonders wohltuend, wer je im Krankenhaus war, kennt die Sehnsucht nach dem Draußensein, nach Bäumen, Luft, Vogelstimmen. Ihm wird es nicht anders gegangen sein. Im Garten wird auch sein letztes Lager gewesen sein, umgeben von seinen Schülern, seinerFamilie im Geist. Wir wissen von einem Abschiedsbrief, den er gleichlautend an mehrere Freunde geschickt hat: Indem ich den glückseligen Tag meines Daseins erlebe und zugleich beende, schreibe ich euch dies. Harnzwangbeschwerden folgen einander und Durchfallschmerzen, die keine Steigerung in ihrer Stärke übrig lassen. Doch entgegen tritt all dem in meiner Seele die Freude über die Erinnerung an alle mir gewordenen Erkenntnisse .
    Dann bittet er die Freunde noch darum, sie mögen für die Kinder des Sklaven Metrodoros sorgen. Auch die Nachfolge im Kepos wird geregelt.
    So blieb der Philosophengarten wenigstens nicht verwaist. Aber wie war das eigentlich mit der Trauer? Wenn man Epikur auf seinen Denkwegen folgt, kann für sie kein Platz in seiner Philosophie sein. Seine Hinterbliebenen werden sie dennoch nicht haben wegphilosophieren können, ihre Traurigkeit. Zu beliebt war er, sein Vortrag wurde als sirenisch beschrieben, also unwiderstehlich, es gab sogar Devotionalien, Becher und Ringe mit seinem Abbild. Überhaupt ist er oft dargestellt worden, wenn auch die Identität von Büsten und Stelen nicht immer zweifelsfrei ist.
    Um Christi Geburt war es Seneca, der sich Epikurs Lehre und Denkweise zu eigen machte. Er schrieb: Wenn der Tod seinen Raub festhält, so höre die Klage auf, sie ist vergeblich . Der Tod hält fest, was er einmal hat – und so werden sie in ihrem Garten, ihrem Kepos , weitergelebt haben, diskutiert und philosophiert, gestritten und sich verliebt, gegessen und getrunken. Andere sind dem Meister in den Tod nachgefolgt, und neue Schüler haben sich für die epikureische Lehre begeistert. Aber immer war da der Garten, und es ist doch möglich, daß Lorbeer-, Oliven- und Feigenbäume lange Zeit dieselben waren, in deren Schatten schon der Meister gesessen hatte.Schade, daß in unserer Zeit offenbar niemand darauf kommt, sich einen Kepos anzulegen. Eine kleine Strenge, die durch Üppigkeit gemildert wird, kann man auch hierzulande hinbekommen. Das wäre nicht so schwierig: Lorbeer-, Oliven-, Obst- und Nußbäume, dazu Wasser und für die Ewigkeit gemachte Sitzgelegenheiten, die man nicht immer rein- und rausräumen muß. Auch Feigenbäume wachsen in milden Gegenden, beispielsweise an der Bergstraße, ganz munter. Vielleicht

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