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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Strich zusammen und schüttelte mehrmals den Kopf. »Ich hab gedacht, dass er bald genug verdient und auch mal was zur Haushaltskasse beitragen kann … Und jetzt steh ich wieder allein da.«
    Tränen begannen über die teigigen Wangen zu laufen. Franca wollte sie nicht unterbrechen. Das Abschiednehmen von verwaisten Familienangehörigen begann oft damit, noch einmal das Leben des Toten an sich vorüberziehen zu lassen. Und manchmal konnte man aus dem Gesagten etwas Wichtiges heraushören.
    »Diese Mechanikerlehre hat ihm nicht gefallen, das weiß ich wohl. Schon nach kurzer Zeit hat er gemeint: ›Da geh ich nicht mehr hin.‹ Aber uns hat man früher auch gesagt: ›Lehrjahre sind keine Herrenjahre.‹ Und andere Berufe sind auch kein Zuckerschlecken. Jeden Tag gab’s Diskussionen. Jeden Tag.«
    Sie schob eine Hand in die Tasche ihres Kittels, zog ein Papiertaschentuch heraus und schnäuzte sich.
    »Wer waren seine Freunde?«, fragte Franca behutsam, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Das weiß ich nicht. Er ist öfter zum Computerspielen weggegangen. Keine Ahnung, wohin. Manchmal blieb er die ganze Nacht fort.«
    »Sie wissen nicht, wo Ihr Sohn die Nächte verbracht hat?«, hakte Franca nach.
    Frau Reschkamp senkte den Kopf und schwieg.
    »Was war mit Mädchen?«, fragte Franca weiter. »Mario war ein hübscher Junge. Da war er doch sicher umschwärmt?«
    »Das mag schon sein.« Die Frau hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Dabei hielt sie die Arme fest an den Körper gepresst. Das Papiertaschentuch verschwand ganz in der großen Hand. »Er hat zwar öfter mal was von Mädchen erzählt, aber ich hab nie eins bei uns gesehen.«
    »Wissen Sie, wie die Mädchen hießen?«
    Sie überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern.«
    »Und die Jungs?«, meldete sich Hinterhuber zu Wort. Franca wusste, worauf er hinauswollte.
    Die Frau blickte unverwandt in ihren Schoß. Wieder kam die Antwort sehr zögerlich. »Ja, da hat schon mal jemand angerufen. Aber wie die hießen …«
    Franca suchte Hinterhubers Blick. Der hob kurz die Schultern und nickte.
    Nun sah Frau Reschkamp hoch. »Ich meine, ich war ja oft nicht zu Hause. Außer diesem Job hier kellnere ich noch an den Wochenenden, sonst kämen wir nicht über die Runden.« Es klang ein wenig trotzig, so, als ob sie sich verteidigen wollte.
    »Hat er wirklich überhaupt nichts erzählt?«, fragte Franca, die sich immer mehr wunderte. »Oder Ihre Tochter? Hat die nicht mal Namen genannt?«
    Wieder schlug ihr Gegenüber die Augen nieder, hob die Hand und wischte mit dem zerknäulten Taschentuch über die Augen.
    »Ich versteh das alles nicht«, flüsterte sie und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Hatte Mario mit Drogen zu tun?«, fragte Hinterhuber.
    »Drogen?« Frau Reschkamp hob die Augenbrauen und sah ihn irritiert an. »Wie meinen Sie das?«
    »Hat er Haschisch geraucht?«
    »Er hat Zigaretten geraucht. Selbst gedrehte. Aber … ob das Haschisch war?« Sie stockte, als ob ihr dieser Gedanke gerade zum ersten Mal gekommen wäre. »Nein, das glaube ich nicht. Das hätte ich doch gemerkt. Riecht das nicht komisch?«
    »Würzig-süßlich«, antwortete Hinterhuber. »Schon ein wenig anders als normaler Tabak.«
    Frau Reschkamp schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte sie bestimmt, »es roch wie ganz normaler Rauch.«
    »Ihr Sohn war sehr gut gekleidet«, sagte Franca. »Die Kleider, die er trug, waren nicht billig.«
    »Ja, auf seine Kleidung hat er immer sehr geachtet.« Sie unterstrich die Aussage mit einem heftigen Nicken. »Aber er hat dafür nicht viel Geld ausgegeben. Wo sollte er das denn herhaben? Wir mussten doch an allen Ecken und Enden sparen. Und er ist immer gut mit dem ausgekommen, was er hatte. Angebettelt hat er mich jedenfalls nicht. Im Gegensatz zu seiner Schwester, die andauernd irgendeinen neuen Fummel haben will.«
    Als sie aufstand, schwankte sie ein wenig. »Ich muss jetzt wieder an die Arbeit, sonst kriege ich furchtbaren Ärger.«
    »Sie wollen wirklich hier weiterarbeiten?«, fragte Franca ungläubig.
    Die Frau nickte heftig. »Wer soll denn sonst den Dreck wegmachen?«
     
    »Was hast du für einen Eindruck?«, fragte Franca, als sie wieder am Auto angelangt waren.
    »Schwer zu sagen«, meinte Hinterhuber. »Erst fällt sie in Ohnmacht und dann will sie unbedingt weiterputzen.«
    »Na ja«, sagte Franca nachdenklich, »sie ist in einer Ausnahmesituation.

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