Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
Familie.
    »Ingrid ist so abweisend. Ich darf sie überhaupt nicht mehr anfassen. Sobald ich in ihre Nähe komme, gibt sie mir auf ziemlich eindeutige Weise zu verstehen, dass sie ihre Ruhe haben will. Nichts kann man ihr recht machen. Ich hab schon ewig nicht mehr in meinem eigenen Bett geschlafen. Und die Couch im Wohnzimmer ist ziemlich unbequem.« Er schüttelte resigniert den Kopf. Dann sah er zu Franca hinüber. »Warst du auch so?«
    »So genau weiß ich das nicht mehr, aber gereizt war ich schon auch hin und wieder. Das ist normal. Ich meine, in dieser Zeit geht ja einiges vor im Körper einer Frau.«
    »Ich dachte, Frauen werden gelassen und weise während einer Schwangerschaft.« Er lächelte gequält.
    »Jede reagiert nun mal anders.« Franca legte die Hand auf seinen Arm. »Zeig ihr, dass sie dir wichtig ist. Dass du Anteil nimmst und dass dir ihre Sorgen nicht egal sind.«
    »Wie soll das denn gehen, wenn sie mich andauernd nur anraunzt? Ich weiß ja selbst, dass mein Beruf mich auffrisst und dass sie allen Grund zum Klagen hat. Aber meine Güte, sie hat doch gewusst, dass sie einen Polizisten heiratet und keinen Beamten, der pünktlich um fünf Uhr alles fallen lässt. Ich gebe mir echt alle Mühe. Aber …« Hilflos brach er ab.
    »Das legt sich wieder, wenn das Kind erst da ist.«
    »Weißt du, was du da sagst? Sie ist doch erst im vierten Monat.«
    »Du musst Geduld mit ihr haben.«
    »Du hast gut reden. Ich bin doch auch nur ein Mann.«
    Inzwischen hatten sie Koblenz erreicht. Gerade überquerten sie die Europabrücke. Auf der linken Seite ragte das Polizeipräsidium auf.
    »Es wird vorbeigehen«, sagte Franca bestimmt. »Jetzt, wo Georgina so lange in Amerika war, wird mir bewusst, wie schnell alles vorübergeht. Manchmal frage ich mich, wo bloß die Jahre geblieben sind. Es war doch erst gestern, dass sie so ein kleiner Fratz war, der um mich herumgewuselt ist. Einfach war es übrigens nie mit ihr. Sie war ganz schön anstrengend. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich sie habe. Sie hat mir natürlich auch vorgeworfen, dass ich noch keine Zeit hatte, mit ihr zusammenzusitzen, seit sie wieder hier ist. Aber heute Abend ist es endlich so weit. Und davon lasse ich mich durch nichts und niemanden abhalten.«

24
    Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie mit der Athame den Bannkreis um den kleinen Altar zog. Sie hielt den Blick fest auf das Foto ihrer Mutter gerichtet, während sie die Ritualworte wie ein Gebet vor sich her sprach.
    »Bitte sprich mit mir, Mama«, flehte sie. Doch es kam keine Antwort. Man muss Geduld haben, mahnte sie sich. Sie steckte den Zeigefinger in den Mund und knabberte am Nagel. Wie lange musste sie denn noch warten? Dann stand sie auf und lief unruhig im Zimmer hin und her.
    »Mama, warum sprichst du nicht mit mir?«, rief sie mit weinerlicher Stimme, setzte sich wieder vor den Altar, schloss die Augen und lauschte. Da war ein ferner Klang, ganz leise noch.
    »Aber Zigeunerprinzessin, ich spreche doch mit dir. Du musst dich richtig konzentrieren, dann kannst du mich auch verstehen.«
    Hinter ihren geschlossenen Lidern sah sie, wie ihre Mutter die Arme ausstreckte. Wie Flügel. Ihre weiten Ärmel flatterten im Wind. Sie schwebte auf Davina zu, aber sie war immer noch viel zu weit weg.
    »Es ist alles so schrecklich. Und es wird jeden Tag schlimmer. Ich halte es nicht mehr aus. Oma ist die Pest. Sie mäkelt nur noch an mir herum«, sprudelte sie hervor.
    »Lass dir bloß nichts gefallen, hörst du? Man wird krank, wenn man sich alles gefallen lässt. Ich weiß, wovon ich rede.«
    Davina schluckte. »Was soll ich denn tun?«
    »Komm zu mir.« Das war ein Raunen. »Komm her. Es ist nicht weit. Und es ist wunderschön hier.«
    »Wo bist du?«
    »Ich bin dort, wo die blaue Blume wächst. Ein magischer Ort. Du erinnerst dich doch an die blaue Blume, von der ich dir so viel erzählt habe?«
    »Ja. Aber wo ist das?« Davinas Zähne gruben sich in die Unterlippe.
    »Das musst du schon selbst herausfinden. Du bist doch klug und hast Phantasie. Hast du vergessen, was ich dir erzählt habe über Freiheit und Phantasie? Dass das die kostbarsten Güter sind, die ein Mensch hat. Lass dir von niemandem vorschreiben, wie du zu leben hast. Finde deinen Weg, auch wenn er schmerzlich und nicht ganz einfach ist. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer flackerte auf. Eine Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, die das Gefühl der Hilflosigkeit und des Alleinseins

Weitere Kostenlose Bücher