Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Du meinst, weil du ihn damals aus dieser Mülltonne gefischt hast?«
    Franca nickte. »Wahrscheinlich war es ein Mann, der ihn da hineingesteckt hat. Ich nehme an, dass Farinelli misshandelt wurde. So furchtbar, wie er ausgesehen hat.«
    »Ich verstehe einfach nicht, wie man sich an so einem Tierchen vergreifen kann«, sagte Georgina aufgebracht. In ihren Augen blitzte es böse. »Typen, die so was machen, sollten mal am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie sich das anfühlt.« Sie beugte sich näher zu Farinelli und strich ihm mit einer zärtlichen Bewegung über sein glänzendes Fell, als ob sie etwas an ihm wiedergutmachen wollte. Sein Schnurren wurde noch lauter.
    Franca dachte kurz daran, dass es eine Katze war, die die Taube im Garten ihrer Mutter gejagt und getötet hatte. Fressen oder gefressen werden, darauf lief vieles hinaus. Und immer kam es darauf an, wer der Stärkere war.
    »Ich finde es echt gut, dass du Farinelli behalten und nicht ins Tierheim gegeben hast.«
    »Daran gedacht hatte ich natürlich schon. Besonders, wenn er wieder mal in die Ecke geschissen hatte.« Franca lachte. »Es hat mich ein ordentliches Stück Erziehungsarbeit gekostet. Aber irgendwann hat er gelernt, dass es ein Katzenklo gibt. Und letztendlich bin ich sehr froh, dass ich ihn habe. Da wartet wenigstens ein Lebewesen auf mich, wenn ich nach Hause komme.«
    »Jetzt bin ich ja auch wieder öfter da. Aber vielleicht gefällt dir das gar nicht«, meinte Georgina und lächelte spitzbübisch.
    »Doch, das gefällt mir ausgesprochen gut.« Francas Blick ruhte liebevoll auf ih rer Tochter. Das Mädchen strahlte Freude und Selbstbewusstsein aus. Und sie war so hübsch mit ihrer milchkaffeebraunen Haut, der schlanken Figur und den in weichen Wellen gelegten Haaren. Sie konnte sich kaum sattsehen an ihr.
    Wie sehr hatte sie sich dieses Kind gewünscht. Vor ihrem geistigen Auge flackerte eine kleine Episode auf. Während eines Spaziergangs im Arboretum, dem botanischen Garten von Seattle, hatte ein Mann unvermittelt die Hand auf ihren runden Bauch gelegt und gesagt: » God bless you and your unborn child .«
    Sie war ziemlich überrascht gewesen und hatte nicht recht gewusst, was sie davon halten sollte. Doch es hatte herzlich geklungen. Aufrichtig. David hatte gelacht und gesagt: »Ja, so sind wir eben, wir Amerikaner.« So vieles hatte sie von ihrem früheren Mann gelernt. Dazu gehörte eine neue Sichtweise auf altvertraute Dinge, die sie etliche ihrer Vorurteile über Bord werfen ließ. Die Jahre mit David gehörten untrennbar zu ihrem Leben und verloren nichts an Wert, auch wenn sie und ihr Mann sich entschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen.
    »Weißt du noch, wie du mir früher diese Schnurrdiburr-Geschichten erzählt hast? Vom kleinen Kater und dem kleinen Kätzchen und der Katzenfamilie mit den vielen Kinderchen. Danach konnte ich immer gut einschlafen. Ich habe mir dann vorgestellt, ich wäre so ein Katzenkind und wohnte mit der lieben Katzenfamilie zusammen, die mich hätscheln und pflegen würde und die immer Zeit für mich hätte.« Unablässig strich Georgina über Farinellis glänzendes Fell, der ihr Streicheln mit unverändert lautem Schnurren beantwortete.
    »Ich erinnere mich gut an deine gemalten Kätzchen, die sich aneinanderkuscheln.« Franca lä chelte, als sie an die krakeligen Vierbeiner dachte, die eine Zeit lang die Küchenwand schmückten.
    »Ja, damals hätte ich mich gern in ein Kätzchen verwandelt, das alle lieb haben, das auf den Schoß genommen und gestreichelt wird.«
    »Du meinst, du hast dich oft einsam gefühlt?« Sofort meldete sich Francas schlechtes Gewissen. »Ich weiß ja, dass du dich ziemlich oft darüber beschwert hast, dass mein Job immer vorging.«
    »Ja, das stimmt auch.« Georginas Miene war ernst. »Ich wollte, dass du ein schlechtes Gewissen bekommst. Schließlich soll man sich um seine Kinder kümmern, wenn man schon welche in die Welt setzt.«
    Franca sah ihre Tochter unsicher an. »Habe ich mich wirklich zu wenig um dich geküm mert?«
    »Manchmal schon.«
    Plötzlich begann Georgina zu prusten. »Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Ich hab’s ja überlebt. Und ich meine schon, dass ein ziemlich lebenstüchtiger Mensch aus mir geworden ist, nicht wahr, Farinelli?« Der Kater stellte die Ohren auf und streckte seine Pfoten nach ihr aus. »Hey du, das tut weh!«, tadelte sie ihn. »Ich weiß, dass du nur spielen willst, aber du hast ganz schön scharfe Krallen.« Sie griff

Weitere Kostenlose Bücher