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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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der letztes Frühjahr bei ihnen gastiert und ihm als bleibendes Andenken an die Begegnung eine saugnapfför-mige Narbe am Unterschenkel hinterlassen hatte.
    »Vielleicht«, sinnierte Frankie und kratzte sich die Narbe durch das Hosenbein, »sollte diesem Fisch ein Unfall zustoßen. He, Salvatore, hast du zufällig einen Fön, den du nicht mehr brauchst?«
    »Bitte die Schnauze zu halten und Fenster zu verdunkeln«, erwiderte Salvatore. »Übertragener Freiheitskampf von galakti-sche Völker wird fortgesetzt.«
    Tut mir leid, Echo, malte sich Freddie aus, wie er die Sache anschließend erklären würde. Tut mir echt leid, ich war oben grad aus der Dusche rausgekommen, da hab ich so 'n Klatschen im Pool gehört, also bin ich sofort rausgerannt, hab in der Eile nicht mal den Fön hingelegt, und dann ist er mir aus der Hand geru tscht... Was soll das heißen, »Warum steckte der Fön an so ner langen Verlängerungsschnur?«Ich bin gern mobil, deswegen.
    »Bitte, Genosse«, sagte Salvatore. »Sonnenlicht macht Käse aus bereits hoffnungslos überholten Special Effects.«
    »Mach dir nicht ins Flemd«, sagte Frankie. Er drückte auf einen Knopf an der Fensterbank, und die Scheibe verwandelte sich in immer trüberes Milchglas, bis der Pool nicht mehr zu sehen war. Luke Skywalker spritzte auf dem Bildschirm einen Kampfgleiter des Imperiums mit Laserfeuer ab; Salvatore stieß einen Beifallsschrei aus, und Frankie machte sich auf die Suche nach einem billigen Elektrogerät.
    »Ho, ho!« gluckste Salvatore. »Imperialistische Streitkräfte aussehen jetzt alt.«
Ein paar gute Jungs
    Wenn es wirklich möglich gewesen wäre, an gebrochenem Herzen zu sterben, hätte sich Oscar Hill die Radieschen schon seit langem von unten angesehen, denn nach seiner Rechnung war er mindestens ein halbes Jahrhundert zu spät geboren.
    Seit Oscars Ururgroßvater während des ersten Großen Krieges in London die Bekanntschaft Lord Baden-Powells gemacht hatte, waren alle Männer des Hill-Clans überzeugte Pfadfinderführer gewesen. »Ein paar gute Jungs«, hatte Oscars Vater Stanley einst zum erst siebenjährigen Oscar gesagt. »Nimm ein paar gute Jungs, setz sie auf den richtigen Weg ins Leben, und du erweist deinem Vaterland einen Dienst, auf den du stolz sein kannst.«
    Diese kleine Ansprache war auf der Veranda des Hillschen Familienhofes gehalten worden, im plattesten Indiana, wo es, abgesehen von der Tatsache, daß alle amerikanischen Fahnen garantiert bis 1500 °C hitzebeständig waren, noch 1950 hätte sein können. Und es hätte ohne weiteres sein können, daß Oscar, wenn er nur in seinem Fleimatkaff geblieben wäre, den einen oder anderen Weg gefunden hätte, eine weitere Generation vor den Verführungen des Gespensts der Neuzeit zu bewahren. Aber der Sirenengesang der östlichen Metropole lockte ihn ebenso wie viele andere vor ihm, und als er sich erst einmal in New York City niedergelassen hatte, mußte er einsehen, daß das einundzwanzigste Jahrhundert bereits fester im Sattel saß als die drei Apokalyptischen Reiter zusammengenommen.
    Der Niedergang der amerikanischen Pfadfinderbewegung hatte, wie Oscar nunmehr sicher zu wissen glaubte, in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnen. Eben in jenem Jahrzehnt hatte der Amerikanische Pfadfinderbund beschlossen, dem landesweiten Anstieg des Analphabetismus durch eine verstärkte Bebilderung des Pfadfinderhandbuchs entgegenzuwirken. Dieser Neubearbeitung des Lehrmaterials war eine konsequente Reorganisation des Verdienstabzeichensystems gefolgt, im Zuge deren die traditionellen Waldläuferkünste gegenüber zeitgemäßeren »postindustriellen Fertigkeiten« zunehmend an Boden verloren hatten. Als die neunziger Jahre die Rationierung der Nationalpark-Begehungsgenehmigungen brachten, versuchte man, das sogenannte City-Survival-Trekking als eine annehmbare Alternative zum altmodischen Wochenende im Wald anzupreisen, und spätestens hier hätte jeder, der auch nur halb bei Sinnen war, erkennen müssen, daß das Ende keine zwei Schritte mehr entfernt war. Und der Todesstoß ließ denn auch nicht lange auf sich warten: 2001 - im selben Jahr, da Oscar Hill seine erste New Yorker Wohnung anmietete - wurde bekanntgegeben, daß die Wölflinge, Fähen, Jung-Pfadfmder und -Pfadfinderinnen, Lagerfeuermaiden und Rover sich zu einer einzigen, alters- und geschlechtsintegrierten Organisation zusammenschließen würden.
    Soviel zum Thema »ein paar gute Jungs«. Soviel zum Dienst am Vaterland,

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