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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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verschiedenen fröhlichen Leuchtfarben bemalt. Die meisten von ihnen waren mit hochauflösenden Fernsehkameras bestückt, die den Showact für die bevorstehende TV-Sendung aufzeichnen würden, aber vier trugen in einem schnell abzukoppelnden Lastennetz gemeinsam eine besondere Fracht: eine gigantische Zitronenbaisertorte von drei Metern Durchmesser.
    Sobald sich die ferngesteuerte Hubschrauberstaffel in der Luft befand, wurde ein weiterer, größerer Quirl aufs Startdeck gehoben. Von seinem Erfinder, Morris Kazenstein, »Flying Zo-diak« getauft, war dieser Helikopter gerade groß genug, um eine bedauerlicherweise heimatvertriebene eingeborene Waise zu tragen. Als Neunundzwanzig-Wörter abhob, erschien Marshall Ali auf der Beobachtungsbrücke, oben auf dem Turm, und brüllte guttural Anfeuerungslosungen: »Bruce Lee! ChuckNor-ris! Sonny Bono!«
    Inzwischen hatte Norma Eckland eine Parabolsendeantenne ausgefahren, den Bordrechner der »Yabba-Dabba-Doo« in das Nordamerikanische Satellitencomputernetz eingeloggt und unter Umgehung eines guten Dutzends Sicherheitssperren das Turner Soap Opera Network aus dem Funkverkehr gezogen. Der zentrale Computer der Elektrizitätsgesellschaft erhielt den Befehl, den New Yorker Studios von Turner Broadcasting wegen Zahlungssäumigkeit augenblicklich den Strom abzustellen; auf dem ganzen Kontinent wurden die automatischen Umschalteinrichtungen von Kabelfernsehgesellschaften angewiesen, eine Ersatzsendung zu übernehmen und auszustrahlen; und aus reinem Spaß an der Fiesheit wurde per Fax bei jeder Pizzeria in Manhattan eine Supergroße mit extra viel Sardellen bestellt, zu liefern an Harry Gants Büro im Phoenix.
    Die Fans der Kultvormittagsserie Wie du mir - die eingeschaltet hatten, um zu erfahren, ob Donna Chad verführen würde, damit er nicht herumerzählte, was er über Tama wußte, oder ob sie ihn einfach in einen der Hochtanks in Erbtantes Nervengasfabrik schubsen würde - sahen nach kurzem Flimmern eine computergraphische Wiedergabe des Dufresne-Piraten-Logo, eine Kreuzung aus einem Öko-Symbol und einer mennoniti-schen Hexenrune. Eine synthetische Blaskapelle spielte das Thema aus Global Village Bandsland, während die zeitlose Stimme Dick Clarks die Intro sprach: »Und jetzt, live vom Planeten Erde, ein weiterer wagemutiger Uberfall, veranstaltet vom heldenhaften Kämpfer für eine unzerstörte Natur, Ihrem und meinem Piraten, PHILO DUFRESNE ...«
    Jubelnder Applaus vom Band: der delirierende Aufschrei der Menge beim Touchdown, mit dem Brenda Bamford 2017 das Super Bowl für die New York Jets entschieden hatte. Die »Yabba-Dabba-Doo« kam kurz ins Bild, dann blendete Norma auf Archivaufnahmen obenerwähnter unzerstörter Natur über: unendliche Eisflächen, reine weiße antarktische Landschaften, der Mount Erebus vor einem kristallenen Himmel.
    »Morgen, Welt«, sagte Philo, nachdem er Kopfhörer und Kehllcopfmikro angelegt hatte. »Hier ist Philo Dufresne, heute unterwegs für den siebten Kontinent. Ich dachte, ich laß euch Leute an einigen unerquicklichen Gerüchten teilhaben, die mir zu Ohren gekommen sind - Gerüchten, denen zufolge amerikanische Erdöl- und andere Rohstoffinteressen einen gewissen zum zweitenmal amtierenden Präsidenten dazu bewogen haben, die Ausbeutung der antarktischen Bodenschätze zu genehmigen, ungeachtet der Tatsache, daß er gar nicht die Befugnis hat, sie zu genehmigen: nicht ohne die Einwilligung des Kongresses und die mehrheitliche Zustimmung zweiundfünfzig anderer souveräner Staaten. Es ist ein wenig früh am Tag für Rhetorik, also werde ich euch den üblichen Sermon ersparen, von wegen wir müßten ein Stück Wildnis für unsere Enkel erhalten; ebensowenig werde ich ein Wort über den bewaffneten Konflikt verlieren, mit dem unter Umständen zu rechnen wäre, wenn besagte zweiundfünfzig andere Staaten zu dem Schluß kommen sollten, daß sie etwas gegen Verstöße gegen internationale Abkommen haben ... nichts davon, ich möchte nur, daß ihr euch diese Aufnahmen anseht, die wir euch rüberbeamen, und euch überlegt, ob ihr nicht auch der Meinung seid, daß die Antarktis ein hübsches Fleckchen Erde ist. Rauh - ja. Kalt - könnt ihr Gift drauf nehmen. Aber mit Sicherheit hübscher in seinem gegenwärtigen Zustand als die Gegenden, in denen Spreng-und-Bohr-Gesellschaften bereits ihr Unwesen getrieben haben.« Norma blendete einen Zusammenschnitt von Olkatastrophen in Alaska ein: im Ölteppich des verseuchten Prinz-William-Sunds

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